Ein Freund sagte jüngst über eine Gemeinde, die relativ schnell sehr groß geworden war, dass er selbst und viele andere nach einer gewissen Zeit ausgestiegen waren, weil sie merkten, dass es im Grunde eine “Firma” geworden war. Ob das nun größenabhängig ist, ist vielleicht zweitrangig. Ihm ging es darum, dass der einzelne Mensch aus dem Blick geraten war und nur die Leistung und der messbare Erfolg zählte. Leute schienen austauschbar.
Mich hatte gleichzeitig beschäftigt, dass relativ viele große Organisationen und Gemeinden von Leuten aufgebaut wurden, die (mal vorsichtig gesagt) nicht von übermäßigen Selbstzweifeln geplagt sind, die sich nicht immer nur an den richtigen Stellen ungestüm über Hindernisse und Widerstände hinwegsetzen – und damit manchmal viel erreichen, aber auch viel kaputt machen. (Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Bei dem Beispiel oben geht es nicht um Willow Creek, auch wenn die Welt Willow kürzlich als Konzern bezeichnet hat!)
Vielleicht kann man ja auch auf andere, behutsamere und vielleicht nachhaltigere Art etwas bewegen. Etwa, indem wir weniger äußerliche Konformität, aber mehr tiefe eigene Überzeugungen in anderen fördern; indem wir sie ermächtigen, einen eigenen Weg mit Gott und mit einander zu gehen (und unabhängiger von uns selbst zu werden). Also weniger Clones und mehr Originale, die wieder andere Originale inspirieren. Keine einfache Aufgabe!
Man kann das vielleicht nicht immer an der Größe der Organisation messen. Aber im Himmel werden vermutlich ganz andere Kategorien angewandt. Und was unsere Kultur angeht, ist die Größe einer Organisation trotz Demokratie nicht automatisch ein Indiz für ihren gesellschaftlichen und kulturellen Einfluss. Also ganz nach Bonhoeffer doch lieber “Kloster” als Firma…