Denkpause

Dunkle Wolken treiben über das Land und werfen eilig noch ihren Schnee ab, bevor sie die Grenze nach Tschechien überqueren. Der Wind hat aufgefrischt, die Straßen sind leer, die Deutschen bleiben zu Hause. In einer kopflosen Republik ohne schützendes Oberhaupt kann man ja nie wissen, wie lange Frieden und Wohlstand noch halten. Wer unbedingt vor die Tür muss, verkleidet sich derzeit sicherheitshalber.

Denkpausen können ja ein Segen sein. Schauen wir doch zur Abwechslung nach Kopenhagen, wo eine veritable Königin regiert und statt einer ratlosen Kanzlerin und einer Bundesversammlung mit schwankenden Mehrheiten die schlichte alte Erbfolge für Kontinuität sorgt.

Und da lesen wir spannende Dinge. Zum Beispiel über den zukunftsweisenden Stadtverkehr in Kopenhagen:

Mehr als die Hälfte der Einwohner fährt mit dem Rad zur Arbeit oder Schule. Bei den Pendlern, die aus dem Umland in die Stadt fahren, liegt die Quote bei 37 Prozent. Bis 2015 soll sie auf 50 Prozent steigen.

55% der Kopenhagener radeln, und zwar nicht aus Idealismus, sondern aus ganz praktischen Gründen: es ist einfach schneller. Aus dem Verkehrsamt heißt es dazu, dass man den Autos Flächen wegnehmen muss. Etwa, indem man Parkplätze in Radwege umwandelt oder Ampelschaltungen so taktet, dass man als Radfahrer mit Tempo 20 grüne Welle hat.

Wenn wir uns eines Tages wieder, gnädig behütet vom präsidialen Wemauchimmer, wieder ins Freie hinauswagen können, dann würde ich solche Dinge auch gern in Erlangen sehen und nicht nach Kopenhagen müssen.

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