Verliebt – in was eigentlich?

Neulich schaute ich meinem Sohn über die Schulter, als er eine Hochzeitsszene aus How I Met Your Mother ansah. Das Paar – Marshal und Lily, wenn ich mich recht erinnere – hatte sein vorformuliertes Eheversprechen nicht zur Hand und beide formulierten frei. Nachdem die Regie keine Lacher aus der Dose eingebaut hatte, gehen wir mal davon aus, dass es wirklich romantisch sein sollte und keine Ironie.

Sie und er hielten jeweils eine kurze Rede über den anderen. Nun ja, eigentlich eben nicht über den anderen, sondern über sich selbst, und wie sie sich in der Gegenwart des anderen fühlen. Eigentlich hat also jeder die eigenen Gefühle beschrieben, bestenfalls den anderen im Spiegel derselben und als deren Ursache.

Nun ist es ja durchaus ein schönes Kompliment, wenn man zu hören bekommt, dass man jemand anderem gut tut. Irritierend ist dabei trotzdem die irgendwie doch recht narzisstische Grundhaltung: wirklich relevant ist eben das eigene Gefühl. Wie lange das Miteinander auf Feelgood-Basis gut geht, ist eine spannende Frage. Ob das, was sich da (wieder: für Autoren wie Zuschauer offenbar ganz unproblematisch!) als „Liebe“ äußert, den Namen wirklich verdient hat, weil der/die Andere als andere(r) gar nicht in den Blick kommt, sondern nur als Erweiterung des Selbst, das ist eigentlich schon keine Frage mehr.

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