Erstaunliche Wende

Ich beschäftige mich gerade mit der Frage nach dem Gericht Gottes. Im Allgemeinen scheint es ja heute so zu sein, dass die Landeskirchler die sanfte und Freikirchen die harte Linie vertreten. Die einen reden fast gar nicht vom Gericht Gottes und neigen zur Allversöhnung, die anderen recht oft und ziehen mit eher harten Urteilen den Kreis der Erlösten enger und exklusiver.

Um so überraschender, dass es auch mal anders war: Die Lutheraner sprachen im Augsburger Bekenntnis sehr „knackig“ vom Gericht über die Gottlosen und verurteilen die sanfte Linie der Täufer, die sich vorstellen können, dass am Ende auch noch der Teufel gerettet wird. In CA XVII heißt es:

Auch wird gelehrt, dass unser Herr Jesus Christus am jüngsten Tage kommen wird zu richten, und alle Toten auferwecken, den Gläubigen und Auserwählten ewiges Leben und ewige Freude zu geben, die gottlosen Menschen aber und die Teufel in die Hölle und ewige Strafe zu verdammen. Deshalb werden die Wiedertäufer verworfen, die lehren, dass die Teufel und verdammte Menschen nicht ewige Pein noch Qual haben werden.

Ebenfalls interessant ist, dass die Erwähnung der Täufer in der Fassung von CA XVII fehlt, die auf der Website der EKD zu finden ist. Ob man damit wohl ein Zeichen der Ökumene setzen möchte oder nur eine Peinlichkeit übergehen?

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Wie im richtigen Leben?

In den letzten Tagen habe ich John LeCarres The Mission Song gelesen, in dem es um einen Umsturzversuch im Osten des Kongo geht. Nicht sein bestes Buch, aber weil man dem Autor meist gute Sachkenntnisse nachsagt, doch beunruhigend – wie zuvor schon der „Ewige Gärtner“.

Heute stolpere ich über einen Bericht der „Welt“, nach dem der Sohn von Margaret Thatcher im Jahr 2004 einen Putschversuch im benachbarten Äquatorialguinea unterstützt haben soll:

89 Männern aus Europa, Asien und Südafrika wirft die Regierung vor, als Söldner für einen Putsch gegen Präsident Teodoro Obiang Nguema angeheuert zu haben. (…) Anführer der Söldnertruppe soll der mit Mark Thatcher befreundete ehemalige britische Eliteoffizier Simon Mann sein, Eton-Absolvent, wie Thatcher 54 Jahre alt und dessen Nachbar in Kapstadt.

Nun droht ihm möglicherweise die Todesstrafe. So weit ging nicht einmal LeCarre…

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Soziale Ader

Franken atmet durch: Bayern lässt dem Club einen Punkt in Nürnberg. Nach der Niederlage von Cottbus scheint es, als hätten sie eine Schwäche für Abstiegskandidaten. Dafür nehmen sie, ganz wie Robin Hood, die Punkte von den „Großen“. Übertroffen werden sie heute allerdings von Werder Bremen, das gegen Duisburg gleich drei Punkte abgibt.

🙂

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… und noch einer

Diesmal geht es um das Verhältnis der beiden Gehirnhälften, und da sind rechts und links bei mir gleich gut ausgelastet. Zusammengerechnet läuft meine CPU auf 112%, was auch immer das heißt. Mit diesem Test kann ich schon deutlich besser leben 🙂


Brain Lateralization Test Results
Right Brain (56%) The right hemisphere is the visual, figurative, artistic, and intuitive side of the brain.
Left Brain (56%) The left hemisphere is the logical, articulate, assertive, and practical side of the brain

Are You Right or Left Brained?(word test)
personality tests by similarminds.com

Als Kind habe ich beidhändig malen und schreiben können – bis zur Schulzeit. Und bis heute verwechsle ich rechts und links notorisch. Vielleicht passt das auch ins Bild. Neulich gab es dazu (den Hirnhälften) ein interessantes Video bei Ehrensenf – die weltanschaulichen Schlussfolgerungen würde ich so zwar nicht ziehen, aber die Beobachtungen sind trotzdem interessant.

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Luthermergent

In den USA gibt es einen lutherischen Zweig von Emergent. Oder einen emergenten Flügel der Lutheraner. Je nach Blickwinkel. Hier gehts zur Website. Die Wortschöpfung ist sicher suboptimal. Nett sind aber all die deutschen Namen. Und es gibt eine Karte, auf der man sich und seine community eintragen kann.

Ob das für Simons Initiative (apropos: ich mach‘ gern mit…) Richtung Landeskirche etwas abwirft? Vielleicht wo es um Theologie geht, aber bei den Strukturen sind die Amis in hiesiger Diktion ja eher „Freikirchler“.

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Neunzehn Grad

… kündigt die Wettervorschau für das Wochenende an. Kaum zu glauben, wo wir gestern noch üppig Schnee hatten. Also gleich einen Tisch im Straßencafé reservieren.

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Auslese – falsch herum

Der Spiegel interviewt Udo Rauin von der Uni Frankfurt zu dessen Beobachtung, dass der Anteil inkompetenter Lehrer überdurchschnittlich hoch ist. Einen Hauptgrund dafür sieht der Forscher im Beamtenstatus der Pädagogen:

Der führt genau dazu, dass sich die Falschen für den Beruf interessieren, weil es eine vermeintliche Sicherheit gibt. Diese suchen eben viele Studierende, die sich der Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt nicht aussetzen wollen. Man müsste den Beamtenstatus tatsächlich abschaffen, um wenigstens die schlimmsten Übel zu vermeiden.

Da könnte man auch mal ganz zart fragen, ob der in den Kirchen nicht auch längst überholt ist und abgeschafft gehört. Dann würde das System vielleicht auch etwas flexibler und etwas weniger auf Wahrung und Ordnung des Bestands abgestellt, als es derzeit (zumindest nach außen hin) hier und da noch den Anschein hat…

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Bewegend: „Gott im Berg“

Der Kreuzweg am Karfreitag im Henninger-Keller hat zumindest meine Erwartungen übertroffen. Insgesamt waren zwischen 10.00 und 15.00 Uhr rund 400 Leute da. Manche kamen sogar noch einmal zurück, um Freunde und Angehörige mitzubringen.

Unser kleines, aber sehr feines Vorbereitungsteam hatte im Vorfeld viele Unwägbarkeiten an dem neuen, den meisten noch unbekannten Ort zu überwinden gehabt, aber am Ende klappte alles großartig. Die Arbeit und Anspannung haben sich wirklich gelohnt.

Die schönste Aufgabe hatten die Mitarbeiter, die am Eingang standen und die vielen bewegten Reaktionen entgegen nahmen – angefangen bei feuchten Augen über dankbare oder begeisterte Worte bis hin zu der Frage, ob es das nächstes Jahr wieder gibt.

Bestimmt – wenn wir dürfen. Den Bericht der Lokalzeitung könnt ihr hier nachlesen.

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Bibelfest?

Antenne Bayern macht(e) mit seinen Hörern ein Bibelquiz. Gestern mittag war diese Passage dran:

Sie schlugen mich, aber es tat mir nicht weh; sie prügelten mich, aber ich fühlte es nicht. Wann werde ich aufwachen? Dann will ich’s wieder so treiben.

Die Anruferin aus Unterfranken war sich sicher, das stünde nie und nimmer in der Bibel. Aber noch besser war die Antwort des Senders: „Das Alte Testament, Kapitel 23, Vers 25„. Da blieb mit dann doch die Spucke weg. Und ich habe mich wieder mal gefragt, was man leuten glauben darf, die so gründlich recherchieren…

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Blöde Frage?

Ich kämpfe mit einem Gottesdienstentwurf aus Pete Rollins‘ „How (not) to speak of God“ für den Karsamstag. Dort wird in verschiedenen Formen die Frage aufgeworfen, ob wir Christus auch dann folgen würden, wenn wir noch gar nicht wüssten, dass alles gut ausgeht. Die Implikation ist die, dass wahre Liebe und Nachfolge bedingungslos sind und dass ein Spekulieren auf ein Happy End billiger Opportunismus wäre.

Das Problem (das mich, je länger ich lese, richtig wütend macht) ist dabei die Frage selbst. Denn erstens blendet sie aus, dass Jesus im Tod von allen verlassen war. Also wäre es anmaßend, sich einreden zu wollen, wir hätten eine bessere Figur abgegeben. Umgekehrt wäre ein dauerhaftes Festhalten an einem toten Christus (wie eine fiktive Geschichte es suggeriert) auch aus der Sicht des Paulus blanker Unsinn: „Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos und ihr seid immer noch in euren Sünden.“ (1. Kor 15,17)

Der hypothetische Schritt, sich an die Seite eines nicht nur scheinbar, sondern ganz offenkundig sinnlos Gescheiterten zu stellen, wäre nur eine tragische Pose – eine absurde Selbstinszenierung, die den Triumph des Nihilismus feiert, statt ihm eben jene Hoffnung entgegenzusetzen, aus der heraus Jesus selbst den Weg ans Kreuz überhaupt erst angetreten hatte.

Wir sollen vielleicht lernen, Jesus mehr als unser eigenes Leben zu lieben und ihm zu folgen. Aber es kann ja nicht darum gehen, ihn mehr als das Leben zu lieben. Weil er nämlich das Leben und die Liebe selbst ist. Die Antwort auf eine Auferstehung ohne Kreuz kann nicht ein Kreuz sein, das künstlich ohne Auferstehung auskommen muss. Es geht um die ganze Geschichte…

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Der andere Heldentod

David Hart kontrastiert das Ostergeschehen mit dem Heldentod der attischen Tragödie. Auch wenn der Kontrast zwischen griechischem und hebräischem Denken oft überstrapaziert wird, finde ich diese Beobachtungen spannend, weil sie uns heute noch in ähnlichen Formen begegnen:

Die Form, der Kontext und die Substanz der attischen Tragödie unterstreicht einen bestimmten narrativen Mythos, der Gewalt als die Ur-Gemeinschaft von natürlicher und moralischer Welt darstellt, und das menschliche Gemeinwesen als eine belagerte Zitadelle, die sich zum Teil dadurch erhält, dass sie den Mächten, die sie bedrohen, Tribut zollt.

Die Helden der griechischen Tragödie sterben, um eben jene Ordnung zu bestätigen und zu erhalten, die diesen Tod gefordert hat. Sie führen zu einer Kapitulation vor der unvermeidlichen Gewalt des Daseins, das ist ihre einzige Weisheit. Ihre Helden werden nicht edel durch das Leid, das ihnen widerfährt, sondern das Leid wird durch den Glanz des Edlen, der es erduldet, metaphysisch und religiös verklärt, ohne dabei überwunden zu werden. Es geht nicht um ein paar boshafte Taten einzelner Götter, sondern um einen unauflöslichen gewaltsamen Konflikt zwischen Chaos und Ordnung, der älter ist als die Götter. Der Krieg wird dem Frieden ontologisch vorangestellt, daher muss dieser durch solche Opfer immer wieder befestigt werden.

Um zu verstehen, warum die Osterbotschaft auch eine Botschaft des Friedens ist, muss man den Unterschied zwischen Tragödie und Osterevangelium betrachten:

Die Tragödie verallgemeinert die Gestalt des strahlenden Helden: und dennoch wird er ausgeschlossen und beiseite geschoben; sein Leiden kann keine neue civitas begründen, sondern es stellt das Gleichgewicht der alten Ordnung wieder her; er wagt sich hinaus in die Leere und bestätigt damit wieder, dass außerhalb der Stadtmauern nur Leere existiert. Christus aber, der außerhalb der Stadt leidet, macht seinen Tod zu einem Akt der Inklusion, der die Welt neu beginnen lässt; seine Auferweckung hebt die Grenzen auf zwischen Stadt und Ödland, Leben und Tod, rein und unrein, Ausgeschlossensein und Zugehörigkeit, indem er diese Unterscheidungen einfach umgeht… (The Beauty of the Infinite: The Aesthetics of Christian Truth, S. 385)

Der – gar nicht edle – Kreuzestod Christi verändert die Welt auch deswegen, weil das Böse und das Leid nicht etwa unsprüngliche Elemente der Schöpfung darstellen, sondern spätere, enstellende Übermalungen der ursprünglich guten Schöpfung sind – die nun wieder sichtbar wird, wenn Gott den end-gültig rechtfertigt, die Gewalt erleidet, und das System verurteilt, das Gewalt verübt.

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Höllisch warm

Ich habe mein Wetter Widget mit „Hell“ gefüttert. Es kam heraus, dass die Hölle auf den Cayman Islands liegt (gleich um die Ecke von kofferweise Schwarzgeld…) und es dort sonnig ist bei derzeit 30 Grad tagsüber – noch die ganze Woche.

Also eher „turn or sunburn“?

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Dünne Luft

Steven Levy von Newsweek hat sein neues MacBook Air vermutlich mit einem Stapel alter Zeitungen versehentlich weggeworfen. Er könnte nicht der letzte sein, dem das passiert.

Trotzdem klingt das zwei Wochen vor dem ersten April fast so, als habe Apples Werbeabteilung sich den Gag ausgedacht. Billiger als Anzeigen zu schalten ist das allemal. 🙂

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