Es hat eine Menge Spaß gemacht heute abend mit der schottischen Musik von Uli und Matthias (Agara Braes), Martins genialem Irish Coffee und anderen Getränken und vielen fröhlichen, freundlichen Gästen und Zuhörern.
Danke an Daniel für die Bilder!
Via Google Earth findet man sogar HTB auf Anhieb in der Datenbank. Wer also mal die Wiege von Alpha von oben ansehen möchte, kann reinzoomen hier die Autos auf dem Parkplatz zählen. Nett!
Vielleicht sollten wir mal ein deutsches Alpha-Kurs-Verzeichnis für Google Earth erstellen. Dann kann sich jeder ein Bild machen. Keine Ahnung, wie leicht oder schwer das zu realisieren wäre.
Vielleicht bin ich nur deshalb sensibilisiert und ernüchtert, weil es mir persönlich so geht in letzter Zeit, aber ich habe lange nicht mehr so viele Geschichten über Krisen von einzelnen oder in Gemeinden gehört. Und immer wieder sagten Leute: Ich hätte nie gedacht, dass so etwas passieren würde. “Nichts ist unmöglich” gilt tatsächlich in alle Richtungen, und je selbstsicherer man ist, desto gefährdeter ist man vielleicht auch.
Vielleicht liegt es auch nur am Alter. Romano Guardini (die Lebensalter, S. 49f) beschreibt es so:
Der Blick sieht schärfer; das Herz traut weniger. Es wird immer deutlicher, dass die Versprechungen nicht gehalten werden; das Gewährte nicht aufwiegt, was man eingesetzt hat. Daraus kommt allmählich die große Ernüchterung, die sich in jedem Leben vollzieht. Und nicht nur bei solchen, denen es viel versagt, sondern auch bei solchen, denen es viel schenkt; von denen die Umgebung meint, sie seien vom Glück begünstigt und hätten Bedeutendes geleistet. Denn was das Sinngewicht des Lebens ausmacht, ist ja nicht das Extensive, das Quantum, sondern das Intensive, die Kraft des fühlenden Erlebens.
“Die Lebensalter. Ihre ethische und pädagogische Bedeutung.” (Romano Guardini)
Nach vier Monaten weiß bzw. graubraun färbt sich seit einer Woche allmählich alles grün ein draußen. Ich staune immer wieder, wie das auf meine seelische Balance wirkt: Sonne und Grün. Vielleicht hilft es, auch innerlich die düsteren oder trüben Gedanken der letzten Monate allmählich zurückzulassen? Wäre doch schön…
Die Frage, wie man Werte vermittelt und Verhalten verändert hat mich seit letzter Woche noch weiter beschäftigt. Mit moralischen Appellen oder Belehrungen kommt man nicht so schrecklich weit, scheint es. Einen ganz anderen Weg wählt die Aktion “Einfach die Welt verändern”. Das dazu gehörige Buch verkauft sich bei Amazon wie verrückt (letzte Woche war es an vierter Stelle bei Büchern!). Auf der dazu gehörigen Website sind zehntausende Ideen gelistet. Und 97% der Besucher glauben, dass man etwas bewegen kann.
Natürlich wird die Aktion nicht alle Probleme des Planeten lösen. Aber sie hilft offenbar vielen aus der Resignation heraus, dass man als einzelner in unserer komplexen Welt doch nichts verändern kann und dass die meisten gut gemeinten Aktionen sich als ungewollt schädlich entpuppen. Je länger ich drüber nachdenke, desto interessanter finde ich das Projekt. Man kann eine Menge davon lernen darüber, wie Veränderung vorstellbar und möglich wird. Zum Beispiel dies:
„Heute schon die Welt verändert?“ weiterlesen
Zehn Gründe, warum Männer nicht in kirchliche Ämter ordiniert werden sollten, nennt ein pfiffiger Blogeintrag auf Transforming Seminarian zum Weltfrauentag. Hier die Top 5 auf Deutsch und in Kürze, das Original ist ausführlicher und damit amüsanter:
Es ist schon erstaunlich, was einem so alles auffällt, wenn man die richtige Brille aufsetzt. Ich habe an einer Predigt über Rituale gearbeitet. Tony Campolo hat mal gesagt, wenn man etwas über die Kraft von Ritualen lernen will, muss man den Islam studieren. Oder als Protestant die katholische Kirche. Rituale sind das letzte, was noch funktioniert (und, wenn es die richtigen sind, Menschen mit Gott verbindet) wenn aufgrund von Alter oder Krankheit die Kräfte schwinden. Liederverse und Bibelstellen, die man jahrelang “aufgesagt” hat, tragen einen Menschen plötzlich durch.
Brian McLaren hat es so definiert: Ein Ritual ist etwas, das ich tue, ob ich mich danach fühle oder nicht, weil es mich an das bindet, wofür es steht. Oft ist das Zusammengehörigkeit: singende Fußballfans, die Nationalhymne oder eine Parade, der Spaziergang der Familie (einschließlich das dazu gehörige Murren der Kinder) am Sonntag nachmittag. Wahrscheinlich haben (und brauchen) alle Gruppen ihre Rituale.
„Rituale – tragende Gewohnheiten“ weiterlesen
Am Donnerstag war ich zu Gast bei der Arbeitsgruppe “Gemeinde Pflanzen” der AMD. Etliche Mitglieder der Runde kannte ich schon, und es war toll, noch weiteren zu begegnen. Ein Überblick über die Projekte findet sich hier.
Wir haben als Leitungsteam immer wieder darüber gesprochen, dass wir gern dazu beitragen wollen, dass in den Landeskirchen viele neue, wachsende Gemeinden entstehen. Unsere Geschichte ist sicher sehr individuell, aber wir haben doch auch einiges gelernt, was anderen nützen könnte. Und es gibt etliche solche ungewöhnlichen Initiativen “von unten” wie uns!
Mein Eindruck ist, dass potenzielle Pioniere heute in der Regel nicht mehr Theologie studieren (egal wo – Uni oder “Bibelschule”), weil sie nicht Kirche verwalten, sondern die Welt verändern wollen. Oft haben sie mit Erfolg einen anderen Job begonnen (was nützlich ist, weil neue Gemeinden keine Hauptamtlichen finanzieren können), aber gleichzeitig brennt ihr Herz für Gemeinde und “Mission”, aber kein Weg scheint dort hin zu führen. Damit gehören sie kirchenrechtlich zu den Laien (übles Wort, auch wenn es ursprünglich “Krieger” heißt, aber eben eher Fußvolk bezeichnet). Die meisten Theologiestudenten, die ich kenne, sind nicht der Typ, der etwas “reißen” will oder könnte, eher gute Verwalter und Leute, die Bestehendes entwickeln. Brauchen wir ja auch.
Also haben wir drüber diskutiert, wie man solche Menschen findet und fördern müsste, z.B. mit einem berufsbegleitenden Studiengang. Die Heimatgemeinde wird das einfach nicht leisten können, da müssen alle zusammen helfen. Ich finde, sie müssten theologisch mehr wissen, als die kirchliche Prädikantenausbildung bietet. In manchen Dingen müssten sie sogar den “Volltheologen” (noch so ein kirchliches Unwort…) überlegen sein. Ein Studiengang mit Bachelor und Master wäre da gut, nur müsste der nun kirchlich “kompatibel” sein und den Anforderungen der späteren Aufgabe entsprechen. Das könnte noch ein paar Jahre dauern, wäre aber lohnend.
Ich denke mal, das Gespräch wird weitergehen. Die Anglikaner sind uns meilenweit voraus, aber das sollte uns um so mehr anspornen. Wer Ideen dazu beisteuern möchte – her damit…
Beim Deutschen Knigge-Rat hatte ich heute die Gelegenheit, einen kleinen Beitrag zum Thema “Postmoderne” einzubringen. Mancher meint nun bestimmt, weiter könnte man gar nicht auseinander liegen. Doch mit steifer Etikette hat der Knigge-Rat nicht viel am Hut, das wurde gestern recht deutlich. Ich denke, die Gemeinsamkeit findet sich in Werten wie dem sensiblen Umgang mit der Verschiedenartigkeit von Menschen und Kulturen. Zudem spielt so mancher postmoderne Zeitgenosse mit Elementen der Tradition, auch wenn er sie verfremdet oder neu kombiniert – auch bei Umgangsformen. Das Zeitalter der Wurstigkeit jedenfalls scheint vorbei.
Aber es hat auch eine künstlerische Seite, sich zwischen Familienkultur, Firmenkultur, Gemeindekultur und was sonst noch zu bewegen, und dort seine Rolle so zu spielen, dass man sich und anderen gerecht wird. Und dabei Werte wie Achtung konsequent zu leben. Mir ist dabei aufgefallen, dass viele unserer Grußformeln eigentlich Segenssprüche sind, ebenso wie das französische Adieu, das hebräische Shalom (oder arabisch Salam). “Guten Tag” fand ich schon immer reichlich fad im Vergleich zu “Grüß Gott”.
Vaclav Havel hat mal gesagt, in der Postmoderne sei “alles möglich und nichts gewiss” und dann darauf hingewiesen, dass wir nach allem Relativismus und aller Dekonstruktion wieder eine transzendente Begründung und Rekonstruktion von Werten brauchen, wenn wir nicht im Chaos oder Nihilismus enden wollen. Mal sehen, ob der Knigge-Rat einen Beitrag dazu leisten kann, diese spirituelle Seite der Werte-Diskussion herauszustellen. Wär‘ doch was.
Für LebensART am 7. Mai haben wir uns das Thema “Stil-Blüte” vorgenommen. Ich bin schon gespannt drauf. Wer sich einstimmen möchte, kann übrigens mal die PodCasts von Rainer Wälde anhören, zum Beispiel ein Interview mit Ulrich Wickert über Werte und Tugenden.
Eben habe ich entdeckt, dass jemand aus der Schönstatt-Bewegung Exerzitien zum Thema “Mit Gott im Job” anbietet und ich auf der Website dazu sogar zitiert werde – neben Anselm Grün!
Wie das wohl so abläuft? Vielleicht sollte ich mal hinfahren – würde mir derzeit auch gut tun, aber es war leider schon Ende Januar.
Jason Clark fragt in einem interessanten Post, warum ausgerechnet im Zeitalter interaktiver Partizipation der scheinbar längst totgesagte Monolog ganz groß herauskommt – nämlich als Podcast…
Ich habe Jason Clark in einem Café in Sutton getroffen. Wir hatten ein sehr angeregtes Gespräch und eine Menge an Gemeinsamkeiten entdeckt. Jason koordiniert emergent uk und legt dabei großen Wert darauf, dass tatsächlich missionarische oder besser “missionale” Gemeinde gebaut wird und dass die Dinge gründlich theologisch verarbeitet werden statt nur soziologischen Trends hinterher zu hecheln. Trotzdem bekommt er eine Menge Kritik zum Thema “emerging church” zu hören
Gleichzeitig hat er eine gesunde Abneigung gegen ein Denken in Machtblöcken, oder vielleicht sollte ich besser sagen: Imperialismus und Kolonialismus (daher benutzt er auch einen Mac 😉 – wenn nur Steve Jobs wüsste, was die emerging church für seine Firma bedeutet). Mit den richtigen “strategischen” Partnern ließe sich aus dem Artikel “emergent” sicher ein dickes, “schnellst wachsendes” Ding stricken. Aber davon gibt es schon mehr als genug und es produziert so viele Abhängigkeiten und Zwänge.
Danach war ich in der Tate Britain und habe mir die Werke von Turner angesehen, später dann ein Stück flussabwärts Dali betrachtet (und einen flüchtigen Blick auf ein paar Skizzen von Picasso geworfen). Turner und Dali waren nicht nur in ihrer Kunst der Zeit voraus. Bei Dali etwa hat der Abschied vom modernen Weltbild schon statt gefunden. Er hat dort eine Skulptur, in der Newton mit hohlem Kopf und ohne Gesicht dargestellt wird. Turner hat die Welt buchstäblich in einem anderen Licht gesehen als seine Kollegen. Beide haben damit Proteste ausgelöst, aber eben auch eine Menge bewegt.
Nach dem Pioneer Leaders Symposium mit vielen guten Begegnungen und etliche interessanten Gesprächen und Seminaren – z.B. übers Predigen mit Jeff Lucas, der trotz aller Polemik immer noch daran glaubt 😉 – habe ich vor allem noch ein wenig über den Beitrag von Gary Clarke von Hillsong in London nachgedacht. Er hatte ein sympathisches Auftreten, wirkt sehr normal und authentisch und steckt voller Energie und Tatendrang.
Totzdem: Mich hat weniger der Pfingstler, sondern eher der Megachurch-Pragmatiker etwas gestört. Garys Held und Mentor ist Ray McCauley aus Johannesburg, dessen Gemeinde 35.000 (oder waren es 40?) Leute hat. Nichts gegen große Gemeinden, aber hin und wieder habe ich das Gefühl, dass manche der Verantwortlichen zwar in der Bibel lesen, aber nicht mehr viel Anspruchsvolles darüber hinaus – zumindest nichts Theologisches.
Jetzt sagen natürlich gleich wieder ein paar Helden: Ha – je mehr Theologie, desto kleiner die Gemeinde. Aber solche plumpen Gegensätze bringen niemanden weiter. Sie stimmen auch nicht unbedingt. Vielleicht segnet Gott (wenn Zahlen allein dafür überhaupt ein Kriterium sein sollten) Gary ja trotz und nicht wegen seiner Theologie.
Eines aber kann man auf jeden Fall von ihm lernen: Er will weiter und bleibt nicht stehen. Er ist bereit, dafür vollen Einsatz zu bringen und er findet es normal, dass eine Gemeinde wächst. In dieser Hinsicht ist es vielleicht wirklich einfacher, als mancher denkt…
Heute morgen war ich im Gottesdienst von liquidc, drei Gemeinden aus dem Pioneer Network. Vom Rahmen her (und weil ich einige der Leute kannte) war es recht vertraut. Alles fand in einem Mehrzweckraum der Uni statt und ich hatte das Vergnügen mit der Predigt über Genesis 12,1-3. Zu meiner Erleichterung lief alles glatt und ich bin nicht stecken geblieben mittendrin, weil mir die Worte ausgegangen wären. Das Beste war, dass es scheinbar etlichen Leuten gut getan und in die Situation hinein gepasst hat.
Übernachtet hatte ich bei Ian und Ann und am morgen hatte ich noch das Vergnügen, über Horsenden Hill mit Blick auf den Wembley-Neubau und entlang des Gran Union Canal zu joggen. Es war ein echter Frühlingsmorgen, noch etwas frisch, aber die Sonne schien, es gab tatsächlich grünes Gras. In Ealing haben schon Mandelbäume geblüht. Das haben wir erst noch vor uns…
Der Artikel aus der Zeit von neulich hat mich wieder sensibilisiert. Die Erkenntnis, dass unsere demografische Entwicklung auch wirtschaftlich ein böses Erwachen nach sich ziehen wird, setzt sich in den letzten Tagen an etlichen Stellen durch. Zum Beispiel in einem Interview der SZ mit dem Soziologen Franz-Xaver Kaufmann, der dort unter anderem sagt:
In einem kulturellen Umfeld, das materiellem Wohlstand hohe Bedeutung zumisst, wirkt die wirtschaftliche Belastung durch Kinder und die damit verbundene Einschränkung der Erwerbsmöglichkeiten für viele abschreckend.
Die Schwierigkeit liegt also in der materialistischen Brille, die wir uns nicht vom Kopf reißen können. Daher wird viel geredet, aber nicht wirksam gegengesteuert in der Familienpolitik. Kaufmann meint dazu:
…es liegt auch an einer falschen Problemwahrnehmung. Aus Sicht der herrschenden Wirtschaftswissenschaften, die natürlich in den Finanzministerien dominiert, gelten die Aufwendungen für Kinder als Konsumaufwendungen und nicht als Investitionen.
Schließlich lässt sich das Problem noch etwas klarer eingrenzen, nämlich auf Männer. Auch das hatte Christine Brinck in der Zeit schon angedeutet. Beschämend für uns, aber so sieht es aus:
Passend dazu zeigt sich in jüngsten Umfragen eine zunehmende Unlust junger deutscher Männer, eine Familie zu gründen, während immer mehr junge Frauen darüber klagen, keine geeigneten Partner zu finden.
Ich kann mir jetzt Gedanken machen über die Erziehung dreier junger Männer in unserem Haushalt und was wir als Gemeinde bzw. als Christen überhaupt für wirksame Zeichen setzen können, die in eine andere Richtung weisen. Eigentlich müssten wir hier von unseren eigenen Werten her einen Trend setzen können.
Schließlich erinnert Kaufmann an die Migrationsbewegung der Völkerwanderung. Eine schrumpfende Bevölkerung hier zu Lande hätte vergleichbare Konsequenzen wie das Dahinsinken des kraftlos-dekadenten Römerreiches. Da schließt sich dann wieder der Kreis zum keltischen Christentum: Es war die einzige Form des Glaubens, die in diesem Klima nicht nur überlebte, sondern richtig eingeschlagen hat.