selbst-sicher?

Vielleicht bin ich nur deshalb sensibilisiert und ernüchtert, weil es mir persönlich so geht in letzter Zeit, aber ich habe lange nicht mehr so viele Geschichten über Krisen von einzelnen oder in Gemeinden gehört. Und immer wieder sagten Leute: Ich hätte nie gedacht, dass so etwas passieren würde. “Nichts ist unmöglich” gilt tatsächlich in alle Richtungen, und je selbstsicherer man ist, desto gefährdeter ist man vielleicht auch.

Vielleicht liegt es auch nur am Alter. Romano Guardini (die Lebensalter, S. 49f) beschreibt es so:

Der Blick sieht schärfer; das Herz traut weniger. Es wird immer deutlicher, dass die Versprechungen nicht gehalten werden; das Gewährte nicht aufwiegt, was man eingesetzt hat. Daraus kommt allmählich die große Ernüchterung, die sich in jedem Leben vollzieht. Und nicht nur bei solchen, denen es viel versagt, sondern auch bei solchen, denen es viel schenkt; von denen die Umgebung meint, sie seien vom Glück begünstigt und hätten Bedeutendes geleistet. Denn was das Sinngewicht des Lebens ausmacht, ist ja nicht das Extensive, das Quantum, sondern das Intensive, die Kraft des fühlenden Erlebens.


“Die Lebensalter. Ihre ethische und pädagogische Bedeutung.” (Romano Guardini)

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