Weihnachten: Der ewige Zweite

Wenn es um Weihnachten geht, hat Matthäus keine Chance. Die Weihnachtsgeschichte, die amtliche, die ist von Lukas, und ohne die geht gar nichts am 24.12.

Der arme Autor des ersten Evangeliums hat wohl so ziemlich alles falsch gemacht mit seiner „Weihnachtsgeschichte“. Sie wird allenfalls zerstückelt und in homöopathischen Dosen hier und da beigemischt. Aber so richtig lesen, am Stück und als eigenständigen Bericht, mag sie fast niemand.

Denn statt eines erhabenen Kaisers taucht nur der schleimige Herodes auf. Der schöne (??) Stall mit den süßen (??) Tieren fehlt, denn es war wohl eine schnöde Hausgeburt. Maria und Josef kamen ursprünglich gar nicht aus Nazareth, das lernten sie erst ein paar Jahre später durch die Führung des Engels kennen, als sie aus Ägypten zurück kamen.

Bild: Wikipedia CommonsApropos Engel: Kein Engelein Chor jubelt hoch droben, die Engel halten sich bei Matthäus alle im Reich der Träume auf – ärgerlich subjektiv, das alles. Und der Ärger geht weiter: Statt redlicher Hirten (ok, schlechter Leumund, aber jüdisch) erscheinen Magier aus dem Osten – ist das nicht ein gefundenes Fressen für Esoteriker? All das ist ebenso wenig kindertauglich wie das Blut, das kurz darauf in Strömen durch Bethlehem fließt. Ach ja, Josef wollte Maria anfänglich sogar heimlich verlassen.

Ihr Kinderlein, bleibt lieber zuhause.

Mensch, Matthäus…

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17 Antworten auf „Weihnachten: Der ewige Zweite“

  1. In (Theravada-)Buddhismus gibt es auch mythische Verklärungen um die Umstände der Geburt Buddhas. Aber im Gegensatz zu der christlichen Mainstream-Theologie, hat man nicht den Fehler gemacht, Das als Bestandteil – oder gar Fundament – des Theologischen Gebäude zu machen („Theologie“ ist nicht 100% zutreffend bei Buddhismus, mangels eines erlösenden „theós“. Da es aber eine Erlösungslehre ist, ist es mehr, als nur eine Philosophie.). Das macht den Buddhismus bei der aufgeklärten Bildungsschicht auch attraktiver als das Christentum, was sich verbissen an einem archaischen Weltbild der Antike klammert. Das könnte auch eine Erklärung sein, warum charismatisch-evangelikale Gemeinden häufig die Akademiker abgehen.

  2. @Olaf: Um nicht missverstanden zu werden – wie auch immer die Spannungen zwischen Lukas und Matthäus hier zu deuten sind, „mythisch verklärt“ finde ich weder den einen noch den anderen.

  3. nett gemeint, dennoch sinnloser beitrag. es gibt nur ein evangelium, nicht vier konkurierende berichte.
    damit tust du dem geschundenen weihnachtsfest und dem vergessenen inhalt keinen guten dienst.

  4. @Peter Ein wenig Mythos – vielleicht auch ein wenig mehr – wurde oder wird in mancher persönlichen Auslegung beigemischt. – vielleicht ironisch, vielleicht nicht, vielleicht falsch verstanden –

    Gut, dass es die Bibel gibt, in der man einfach lesen kann was Lukas oder Matthäus geschrieben haben. – ohne Ironie –

    Danke

  5. Ja, die amtliche Weihnachtsgeschichte, ohne die gar nichts geht am 24.12.!
    Man muss nur alt genug werden, um sie wenigstens fünfhundertmal gehört zu haben, auch gesungen und als Verzierung jeglicher weltlichen Vereinsfeier. Da kann man Matthäus mit seiner anstößigen Reportage getrost außen vor lassen.
    Wie wäre es denn, wenn Pastoren sich getrauen würden, die Erwartungen der Menschen in der Christvesper zu enttäuschen und den naheliegenden Hymnus aus Phil.2, 5-11 auszulegen? Dieser ist den meisten, die am Heiligen Abend den Gottesdienst besuchen, total unbekannt – und außerdem zeitgemäß.

  6. @Sempervivum:

    Ich sehe „Bernt das Brot“ vor meinen geistigen Auge auf der Kanzel mit Talar stehend sagen: „….Vergiss es!“

    Kirche ist heute ein modernes Dienstleistungsunternehmen. Gerade in Freikirchen lebt der Pastor vom „Spirit Entertainment“. Ein gutes Worship-Team ist „nur“ die halbe Miete! Wenn der Prediger seine Besucher mit dem Gefühl nach Hause schickt, nichts begriffen zu haben und dann vielleicht noch am Schluss ein fröhliches „…kehre um!“ hinter er trillert, ist es aus. Dann kann er am Januar Handyverträge anpreisen, statt das Evangelium.

    Wessen Wein ich trink, dessen Lied ich sing… (interessanter Aspekt fürs Abendmahl :-))

    Gruß

  7. ich lese Peters ironischen Beitrag als humorvollen Versuch der Rehabilitation des ewigen Zweiten, mit dem man bekanntlich (manches) besser sieht. Und was Sempervivum mit Phil 2 fordert, würde Matthäus schon teilweise „leisten“ können. Ohnehin ist die Auswahl der landeskirchlichen Predigttexte am Heiligen Abend vielfältiger, als hier z.T. angenommen wird …

  8. …. dann gehts dir bestimmt durch mich glei noch besser 😉 (ich wurde bestimmt schon vermisst 😉 )
    Also die Ironie ist gut gemacht. Mit dem Inhalt kann ich mich net so anfreunden. Glaubst du echt das die Geburt in dem Haus war? Nur weil die armen Sterndeuter so lange brauchten. Ja stimmt wenn ich Maria & Josef wäre hätte ich auch die ganze Zeit im Stall gewartet. Der war je sooo gemütlich 😉

  9. @Johny: Willkommen 🙂

    Ist vielleicht nicht einfach sich damit anzufreunden, aber wenn man Matthäus unvoreingenommen liest, d.h. nicht Lukas als selbstverständlich voraussetzt, dann wird deutlich: Maria und Josef wohnen in Bethlehem, daher wird Jesus dort geboren (im Haus, wo sonst?). Die Familie flieht nach Ägypten und kann aber nicht mehr zurück, also muss sie ins unbekannte Nazareth ausweichen.

  10. @ Peter
    ist ne interessante Interpretation, aber ohne dir zu nahe zu treten, ich finde die Argumentation nicht überzeugend. Klar wenn man nur Matthäus hätte schon…
    Aber ich denke Matthäus und Lukas widersprechen sich net,.. nur so eine Interpretation.

  11. Ein kurzer Blick in Wikipedia lässt schnell deutlich werden, das die „WeihnachtsGESCHICHTE“ vom Plot her, mehr als dünn ist. Und für den Rest des Evangelium auch durch aus entbehrlich.

    Das Evangelium lebt für mich, in erster Linie von den (reichlich vorhandenen) Gleichnissen. Hier kommt Jesus „selbst“ zu Wort und stiehlt jedem die Show! Wo der gepredigt hat – möchte ich sagen – wuchs kein Gras mehr.

    Wenn es nach mir ginge, würde ich jedes Jahr, an einem bestimmten Tag, die Bergpredigt feiern und nicht Weihnachten.

  12. @ Peter,
    ok ich sehe das anders, na dann sind wir eben nicht der gleichen Meinung 😉
    @ Olaf
    Die Idee mit der Bergpredigt wäre net schlecht, führs doch ein 😉

  13. Bergpredigt ist ein gutes Thema im Advent – zur Vorbereitung auf Weihnachten, habe sie gerade gelesen, wie auch die Weihnachtsgeschichte bei Matthäus.
    Die Botschaft bleibt: Gott kommt in der Gestalt des Kindes Jesus auf die Welt, empfangen durch den heiligen Geist.

    Eine Frage zum zeitlichen Ablauf: Matthäus steht zwar in der Bibel an erster Stelle abgedruckt aber ist nicht Markus das erste – oder besser ausgedrückt das älteste
    Evangelium?

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