Deutsch zum Abgewöhnen: „Lohnenswert“

Vor allem im noch jungen Genre der (vorweihnachtlich häufig konsultierten) Amateur-Testberichte in Online-Foren taucht immer häufiger der absurde Begriff „lohnenswert“ auf. Google hat dazu 301.000 Treffer angezeigt, damit ist das unsinnige Attribut dudenfähig, denn wenn die Mehrheit Quatsch redet, wird Quatsch „richtig“ – jedenfalls so lange man meint, Durchschnitt und normal sei dasselbe.

Aber entweder ist etwas lohnend, oder es hat einen Wert. Der Einwand, das Wort würde nur falsch gebraucht (da hat jemand zur Rechtfertigung sogar einen Wikipedia-Eintrag produziert!), geht ins Leere. Es wird praktisch immer irreführend und gedankenlos gebraucht: als Doppelmoppelei und umständliches Synonym von lohnend eben.

Schlampige Sprache finde ich ärgerlich und traurig. Wir haben nur die eine, und die sollten wir gut behandeln. Lohnenswert im – theoretisch gesprochen – „korrekten“ Sinn des Wortes, also verdienstvoll (ist ja nicht so, dass es keine Alternativen gäbe) wäre es, den kruden Ausdruck aus dem aktiven Vokabular zu streichen. Und wenn andere ihn verwenden, kann man sich ja dumm stellen und nachfragen, was sie damit nun sagen wollten.

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13 Antworten auf „Deutsch zum Abgewöhnen: „Lohnenswert““

  1. Sick trifft den Nagel mal wieder auf den Punkt: „Reichlich vermurkstes Deutsch“. Mein erster Gedanke – den ich dann bei Sick wiederfand – war auch, dass es wohl parallel zu „lobenswert“ entstanden ist.
    Deinen Einsatz gegen Sprachschlamperei finde ich jedenfalls sehr dankenswert. 🙂

  2. @Alexander
    Gar nichts gegen Dich, lieber Alexander, aber die Vorlage ist einfach zu schön: Das Idiom mit dem Nagel funktioniert nur, wenn man ihn auf den Kopf und nicht auf den Punkt trifft. 😀
    Gesegnete Adventszeit und frohe Weihnachten!

    (warum habe ich nur diesen, meinen Miniartikel zwei Mal auf Rechtschreib- und Sinnfehler durch gelesen?)

  3. Was heisst hier Schlamperei? Die Schreiber von von unverständlichem Deutsch sehen sich als gebildet.
    Das Volk schlägt zurück, was man ihm vorgeschlagen hat.

  4. Ich muss mich ausklinken, mein „Dechiffrierapparat“ hat Rauchzeichen gegeben und wird wohl bald seinen Geist aushauchen.

    Ich schau mich mal bei „Schönheit des Simplexen“ um 😉

    Eure Sissi (dechiffriert: Simplicia Simplicissima, „die-die-Selbstironie-übt“)

    Aber: Ich komm‘ wieder – keine Frage, bleibt mir bitte derweil gewogen.

  5. @Sissi: Gute Erholung für die gestressten Synapsen!

    @theolounge/Alexander: Wenn man statt lobenswert auch „löblich“ sagen kann, dann wäre die Analogiebildung „löhnlich“ noch denkbar. Das klingt dann auch so doof, wie es ist…

  6. Wenn Du keine anderen Sorgen hast, gratuliere ich Dir. Sprache verändert sich nun einmal, ob Dir und mir das gefällt oder nicht. So wie der Dativ dem Genitiv sein Tod ist, so ist auch wenig lohnenswert, sich darüber zu erregen. Da kannst Du auch mit don Quichotte gegen Windmühlenflügel kämpfen.
    Andernsfalls würden wir heute noch ein sauberes althochdeutsch zelebrieren mit hochwohledlen Sprachverrenkungen – wäre das besser?

  7. @Volker: Immerhin erscheint es Dir auch lohnend (oder nötig) diesen Post zu kommentieren. Falsche Alternativen (entweder Althochdeutsch oder Dödel-Deutsch) helfen hier nicht weiter, fürchte ich. Wenn man seine Sprache liebt, dann ist einem die Verwahrlosung nicht egal.

  8. @Ilona: Ja, schrecklich. Und das krass inflationäre „lecker“, am besten ohne passende Endung: „lecker Schokolade“…

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