Taktvoll

Heute morgen im Zug fand ich mich in einem Abteil mit einer jungen Mutter und zwei lebhaften Kleinkindern wieder. Es gelang mir nicht so recht, mich auf mein Buch zu konzentrieren, und ich hatte das Gefühl, die leicht genervte Mutter wäre auch etwas entspannter, wenn sie nicht meinetwegen für Ruhe sorgen müsste.

Andererseits wollte ich nicht einfach aufstehen und gehen, weil ich fürchtete, das sähe auch blöd aus und würden als ungnädiges Urteil über das redliche (wenngleich aussichtslose) Bemühen um so etwas wie Ruhe missverstanden. Also wartete ich den nächsten Halt ab, verabschiedete mich und zog zwei Waggons weiter. Nicht in Richtung Speisewagen, weil die drei (wenn sie es wagen würden, ihr Gepäck allein zu lassen) vielleicht noch einen Ausflug in diese Richtung unternehmen würden, sondern zum Ende des Zuges hin.

Dumm gelaufen: Eine halbe Stunde später kamen die drei an meinem Platz vorbei. Ich hoffe nur, die Mutter hat mich vor lauter Kleinkindgewackel übersehen. Wahrscheinlich hatte sie den Ausflug zum Speisewagen für später aufgehoben.

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