Platzanweisungen

Vielleicht war es der Titel, vielleicht auch nur eine Intuition, jedenfalls lese ich seit ein paar Tagen in „Grenzgänger“, der Biografie von Klaus Mertes. Immer wieder lese ich den eigentlich flüssigen Text ganz langsam, weil er mir Wichtiges sagt.

Vielleicht hat es mit den vielen Buchungen und Platzreservierungen zu tun, die die Urlaubszeit mit sich bringt, gestern jedenfalls war es diese Passage, an der ich hängen blieb:

Der Wunsch, Erster sein zu wollen, wird im Evangelium erfüllt, allerdings durch Zuweisung des letzten Platzes. Da, wo es keine Positionen, keine öffentliche Anerkennung und keine Macht gibt, da hält sich die Elite des Evangeliums auf. Der letzte Platz ist wirklich ein erster Platz. Das Paradox lässt sich nicht dadurch auflösen, dass man Letzter werden will, um Erster zu sein. […] Wer aus eigenem Willen zur Elite des Evangeliums gehören will, gehört nicht dazu. Der letzte Platz wird zugewiesen – der Platz bei den Armen, bei den Kranken, den Ausgeschlossenen, der Platz am Kreuz.

Wer sich auf den letzten Platz einlässt, ist gefährlich – ohne es zu wollen. Von dieser Erfahrung spricht das Evangelium an vielen Stellen…

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Paul Bergmeir

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