Wenn neu, dann richtig!

Heute habe ich Brian McLarens Vortrag aus Princeton gehört. Diese Stelle blieb besonders bei mir hängen, weil sie das Miteinander neuer und “alter” Gemeinden gut beschreibt und die richtigen Konsequenzen zieht:

Der beste Weg, bestehende Gemeinden zu beleben, ist neue Gemeinden zu pflanzen. … Ich glaube, wir müssen unverhältnismäßige, absurde, verschwenderische Beträge in die Pflanzung experimenteller, neuer Gemeinden hineinstecken, die keinen Erfolg garantieren, sondern die so gewagt sind wie nur möglich.

Mein Motto ist, dass bestehende Gemeinden nachahmen und neue Gemeinden innovativ sind (existing churches imitate and new churches innovate).

Das Problem vieler Neugründungen, sagt er dann noch dazu, ist dass sie leider oft nur erfolgreiche Vorbilder kopieren. Dann erreichen wir das Ziel, dass alle von der Anstrengung profitieren, nämlich auch nicht.

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Haltung bewahren

Denken und Handeln im Blick auf die kommende Generation, dabei ohne Furcht und Sorge jeden Tag bereit sein zu gehen, das ist die Haltung, die uns praktisch aufgezwungen ist und die tapfer durchzuhalten nicht leicht, aber notwendig ist. (D. Bonhoeffer)

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Au Weihnachten II

Das Magazin der SZ hat einen interessanten Artikel über Risiken und Nebenwirkungen von Weihnachtsfeiern: Jeder fünfte fehlt Kater-bedingt, jeder vierte verlangt benebelt eine Gehaltserhöhung, jeder dritte ist in Handgreiflichkeiten verwickelt und mehr als jeder zweite erhofft sich Sex. Hinterher stehen die Chancen für einen Leistungseinbruch oder einen Ehekrach nicht schlecht.

Also: Glückwunsch an alle, die ihre Weihnachtsfeier schon unbeschadet hinter sich haben 😉

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Alleine Glauben?

Immer wieder bekommt man zu hören, man müsse als Christ doch nicht ständig in die Kirche rennen. Besonders unter Evangelischen wird das noch als „Freiheit“ gehandelt: Glauben könne man doch auch für sich. Von solchen Anfragen aus dem persönlichen Umfeld erzählte mir erst jüngst wieder jemand.

Klar kann man das – weil Glauben in diesem Zusammenhang so verstanden wird, dass man der Meinung ist, es gibt ein höheres Wesen (und dass man, warum auch immer, deshalb ein anständiger Mensch sein sollte). Ganz anders sieht es aus, wenn Glauben bedeutet, Gott zu vertrauen, ihn zu lieben und sich von ihm verändern zu lassen. Glaube nicht als Meinung, sondern als Prozess – als Weg der Nachfolge. Nicht bloß kognitiv, sondern ganzheitlich. “Love is a verb”, habe ich neulich gelesen.

Das geht schlechterdings nicht alleine. Beziehung und Gemeinschaft ist für Christen immer die Nagelprobe echten Glaubens: Wie kann denn jemand sagen, er liebe Gott, wenn ihm sein Bruder/seine Schwester gleichgültig ist, fragt Johannes (1. Joh. 4,20). Erst die anderen stoßen mich mit der Nase darauf, wo ich Veränderung nötig habe und erst die anderen können bereits eingetretene Veränderungen wahrnehmen und bestätigen. Dann erst weiß ich, dass ich mir nichts in die Tasche lüge von wegen Anstand und guter Mensch. Nichts kann so befreiend sein wie solch eine Konfrontation und nichts ermutigt mehr als so ein Lob.

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Die Pharisäer-Taktik

Heute morgen habe ich auf Sacred Space Matthäus 21,23-37 gelesen. Jesus verweigert den Pharisäern eine Antwort, weil sie sich selbst nicht festlegen. So können sie selbst andere kritisieren, bleiben aber selbst unangreifbar. Oder anders gedacht: Sie sagen, was sie nicht wollen, aber nicht, was sie wirklich wollen.

Einerseits finde ich das erleichternd, zu sehen, dass es in Ordnung ist, diese Art Streitgespräche einfach abzubrechen. Andererseits merke ich, dass ich ja auch oft kritische Gedanken habe und äußere, und ich möchte nicht denselben Fehler machen, dabei im Negativen stecken zu bleiben und nicht mehr konstruktiv zu sein. In Zeiten von Post-dies und Post-das ist das keine leichte Aufgabe, aber eine lösbare.

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Gesund mit Sinn

Heute haben wir im Gottesdienst die Auswertung einer Umfrage erklärt bekommen, die psychisch Kranke und Gesunde im Hinblick darauf untersuchte, wie sie Sinn im Leben konstruieren. Es war spannend, weil einige von uns an der Befragung teilgenommen und dazu im Sommer einen umfangreichen Fragebogen ausgefüllt hatten.

Wir bekommen demnächst die offizielle schriftliche Auswertung (ich werde sie dann hier zugänglich machen). Vorab schön zu hören war allerdings, dass “wir Christen” offenbar trotz der gewöhnlichen Schwankungen und Krisen gut im Leben zurecht kommen, dass unsere Aussagen über Sinn relativ viele Verknüpfungen aufweisen (man muss sich das wie ein Netz denken – je mehr Knoten es hat, desto besser hält es) und dass die Kategorie “Wirksamkeit” (also etwas bewegen oder verändern zu wollen in unserer Welt) auffällig hoch im Kurs stand.
„Gesund mit Sinn“ weiterlesen

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Gesehen: Narnia

Heute waren wir mit drei unserer Kinder Narnia ansehen. Es ist viel mehr Disney und Kinderfilm als der Herr der Ringe, und er bleibt der Buchvorlage (die hatten wir ja letzten Sonntag noch einmal unter die Lupe genommen) ziemlich treu. Eigenwillige “Verbesserungen” wie in “Die Rückkehr des Königs” (z.B. Frodos unsäglicher Cliffhanger im Schicksalsberg oder die Totenarmee á la “Fluch der Karibik” in Minas Tirith) sind zum Glück ausgeblieben.

Aslan klang irgendwie nach Elmar Gunsch, das fand ich gewöhnungsbedürftig. Die Hexe wirkte blass (das sollte sie auch) aber leider nicht richtig gefährlich. Alles in allem aber schön verfilmt und nicht so plump, wie das bei Disney auch hätte ausfallen können. Vielleicht wäre der alte Lewis damit ja doch einverstanden gewesen, dass sein Märchen so verfilmt wird.

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N.T. Wright

Gestern auf der Autofahrt nach Ditzingen habe ich drei CDs von NT Wright zum Thema “Creation and New Creation in the New Testament” gehört. Der Mann begeistert mich jedes Mal wieder. Biblische Zusammenhänge auf eine so gute und immer wieder verblüffend andere, aber einleuchtende Weise zu erschließen und dabei nie abgehoben zu wirken, das ist schon eine Seltenheit.

Inhaltlich bewegt er sich sicher und souverän zwischen einem naiven Optimismus, was die Welt und ihre Zukunft angeht und einem zynischen Pessimismus hindurch. Auferstehung wird so nicht individualistisch missdeutet oder gar gnostisch aufgelöst (körperlose “Seele” wandert ins Jenseits), sondern in einen größeren Kontext gestellt, eben die Erneuerung der gesamten Schöpfung. Und am Ende steht der Ruf zu einer ganzheitlichen Spiritualität, zum Einsatz für Gerechtigkeit und die Begeisterung für Schönheit und Ästhetik. Ich muss mir das unbedingt bald noch einmal anhören.

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Reformatorische Westerwellen

Heute legt mir ein Freund ein Pamphlet hin, in dem jemand erklärt, dass die christliche Kirche seit 1900 (!) Jahren degeneriert. Drunter ein Diagramm, wie es richtig wäre. Ein Glück, dass wir das endlich erfahren. Das finstere Mittelalter, die Zeit der babylonischen Gefangenschaft hat ein Ende und hier ist der Prophet (stopp: Apostel!) der uns den Durchblick verschafft. Er tut das im Übrigen alle paar Jahre mit einer anderen Idee.

Wie verzweifelt muss man eigentlich sein, um auf solche Rhetorik hereinzufallen? Und warum muss jede nette (und meinetwegen auch hilfreiche, richtige, biblische, …) Idee dadurch zum Glänzen gebracht werden, dass man alles andere runtermacht? Gibt es zeitlos richtige Konzepte oder hatten die anderen eben auch in mancher Hinsicht ihre Zeit und Ihr Recht?

Vor 500 Jahren hat man auch mit großem Eifer Reformkonzepte verhandelt. Aber den reformatorischen Vogel hat einer abgeschossen, der gar nicht als Reformator angetreten war, sich erst mühsam in dieser Rolle zurecht fand (im Grunde hat er es nie richtig geschafft), weil er eigentlich nur Gott suchte und das Evangelium verstehen wollte (kein Diagramm…).

Wenn einer vollmundig den großen Wurf ankündigt (statt das Urteil darüber anderen bzw. der Nachwelt zu überlassen, oder – wie wäre das? – Gott selbst!), dann mag ich schon gar nicht mehr weiterlesen. Machen wir es doch eher wie die Bundeskanzlerin: Kleine Schritte, auch wenn Westerwelle (warum fällt mir jetzt ausgerechnet der als Vergleich ein – gibt’s da Parallelen?) über das Trippeln spottet und große Sprünge sehen will.

Den Stein der Weisen lassen wir lieber bei Harry Potter. Reformieren muss jede Generation, aber vielleicht etwas bescheidener im Anspruch nach außen.

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Inspirierende Inspiration

Man kann das Folgende bestimmt auch so schreiben, dass es leichter zu lesen ist. Aber in welcher Dichte Michael Welker da ein ganzes Programm – oder eine Vision – von Kirche entfaltet, finde ich schon erstaunlich (Gottes Geist, S. 255).

In vielfarbiger und durchaus “pluralistisch” zu nennender Partnerschaft, in emergentem Zusammenwirken erschließen die von der Ausgießung des Geistes betroffenen Menschen einander Wirklichkeit und Zukunft; in dieser polyzentrischen Vielfarbigkeit wird die Fülle der Präsenz Gottes gegenwärtig, wie sie durch den Geist offenbar wird. Wo Menschen unterschieden und getrennt sind durch Sprache, Rasse, Geschlecht, Alter und soziale Schichtung, bedeutet die Ausgießung “vom Himmel”, dass diese Menschen – ungerechte Differenzen abbauend und natürliche, schöpferische Differenzen pflegend – miteinander und füreinander eine vertrauensvolle Intimität mit Gottes Willen herstellen und, dadurch vermittelt, die vertrauensvolle Intimität in und mit einer Welt, die sie in ihren natürlich-endlichen Perspektiven nicht erzielen können.

Welker wäre doch mal ein Kandidat für einen Think-Tank über Emerging Church (oder wie auch immer man das hier irgendwann mal nennt) in Deutschland, ähnlich wie Emergent US das demnächst mit Miroslav Volf macht. Eigentlich würde es Denkern und Praktikern aus allen möglichen Richtungen gut tun, das mal aufzuschlüsseln und Strategien zur Umsetzung zu finden.

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Überfordert?

Heute saß ich mit meinem abgekämpften und verzweifelten Sohn über seinen Mathe-Hausaufgaben (G8 in Bayern ist einfach Stress für die Kleinen). Er war der Meinung, die Aufgaben seien viel zu schwer und er könne das nicht. Dabei hatte er nur von einer Zeile in die nächste eine Zahl falsch abgeschrieben. Aus Müdigkeit vermutlich.

Ich habe mich gefragt, ob das nicht manchmal im “richtigen Leben” auch so läuft. Ich beschwere mich darüber, dass irgend etwas nicht klappt oder unendlich schwer ist. Am Ende war es nur ein ganz dummer, simpler Fehler, aber die Aufgabe ist durchaus zu schaffen. So lange ich aberdenke, ich bin entweder unfähig oder die Herausforderung ist zu groß, merke ich das gar nicht.

Außerdem versuche ich mir gerade Gott als einen Vater vorzustellen, der mir bei meinen Aufgaben hilft. Hatte ich bisher noch nie aus dieser Perspektive betrachtet.

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Nicht umdrehen

Heute habe ich eine Weile über die Geschichte von Lots Frau nachgedacht. Zurückschauen in Dankbarkeit ist sicher eine Tugend, und auch der Blick zurück im Kummer über die eigene Ignoranz und Sünde ist völlig in Ordnung, wenn er dann in Dank mündet statt in Selbstzersetzung.

Es gibt aber auch ein wehmütiges Verklären der Vergangenheit – so als läge das Beste nicht noch vor mir im Leben. Es gibt ein Lecken der Wunden – oder wenn ich Verluste nicht akzeptiere und dann auch loslassen will. Und dann komme ich auf einmal nicht mehr an das Ziel, das Gott mir gesteckt hat, und zu der Erfüllung, die er sich für mich wünscht. Eine Salzsäule auf halbem Weg im Niemandsland.

Vielleicht wird die Versuchung dazu größer, je mehr Erfolge und Verluste hinter mir liegen, auf die ich zurückschauen kann, und je mehr mir bewusst wird, wie schnell ich Schiffbruch erleiden und mir ein Bein stellen könnte, je mehr ich also zurückscheue vor dem Ungewissen, in das hinein Gott mich führt oder aus dem heraus er mich ruft.

Jetzt muss ich das nur noch konsequent umsetzen…

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Himmel und Erde

Die Erde ist zum Bersten voll mit Himmel
und jeder gewöhnliche Busch
steht mit Gott in Flammen
aber nur wer sieht
zieht seine Schuhe aus
die anderen sitzen drum herum
und pflücken Brombeeren.

(Elizabeth Barrett Browning, Aurora Leigh)

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Reingezappt

Gestern abend habe ich von Harald Schmidt zu Kerner gezappt und bin zum ersten Mal (sonst macht Kerner keinen Stich gegen Schmidt) dort hängen geblieben. Grund war Bernd Siggelkow von der “Arche” in Berlin-Hellersdorf, der dort von seiner Arbeit unter sozial beachteiligten Kindern sprach.

Ich fand nicht nur die Arbeit toll, sondern auch die sympathische Natürlichkeit, wie er auf seinen Glauben zu sprechen kam. Wer es noch mal sehen will, kann seinen Videorecorder auf Freitag früh 3:15 bis 4:20 Uhr programmieren. Bruno Jonas über Glauben und Kirche hatte ich schon verpasst, der ist auch mit von der Partie und sicher für ein paar überraschende Einsichten gut.

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Dicke Luft

Die USA pusten pro Kopf über doppelt so viel Kohlendioxid in die Atmosphäre wie wir in der EU, berichtet die SZ aus Montreal. Weltweit ist das ein Anteil von 25%, und die US-Regierung verschließt noch immer die Augen vor den Folgen. Die Logik war bisher ungefähr die: Es kann ja niemand sagen, ob es bei verringertem Ausstoß nicht auch wärmer würde – einfach deshalb, weil der Fall gar nicht eintritt.

So gesehen wäre die Frage, ob die Hurrikans dieses Jahres nicht auch eine Form von Gericht über die USA sind. Nicht wegen deren moralischer Sünden, sondern wegen der ökologischen (das kapieren auch die frommen Propheten da drüben nicht so ganz, fürchte ich). Wie hieß es letzten Sonntag in der Predigt: Gott bestraft uns nicht wegen unserer Sünde, sondern mit ihr.

Aber in der EU haben auch nicht alle die Ziele von Kyoto erreicht, nur Großbritannien (die???), Frankreich und Schweden. Sogar wir sauberen Deutschen haben die Hausaugaben nicht fertig. Bei manchen anderen Europäern sieht es düster aus.

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