Newbigin (7): Die Logik der Erwählung

Die Vorstellung, Gott könne seine Offenbarung und damit den Weg zum Heil willkürlich einzelnen Menschen oder Gruppen anvertrauen ist einer der anstößigsten (und am häufigsten, von außen wie von “innen” missverstandenden) Aspekte des Juden- und Christentums. Das Ziel des modernen Rationalismus war ja, sich jeglicher Abhängigkeit von einer Tradition zu entledigen und alle Überlieferung der Kritik durch die (fälschlich für voraussetzungslos gehaltene, “reine”) Vernunft zu unterziehen, um dem autonomen Individuum unmittelbaren Zugang zur Wahrheit zu verschaffen.

Im Gegensatz dazu sieht die biblische Überlieferung den Menschen eingebunden in ein Netz von Beziehungen. Sie versucht erst gar nicht, abtrakte Wesensdefinitionen zu erstellen oder die Beziehung zu Gott (oder zur Wahrheit) “an sich” zu bestimmen. Gottes Offenbarung kommt nicht etwa senkrecht von oben (“durchs Dachfenster”), sondern:

Um Gottes rettende Offenbarung zu empfangen, müssen wir die Tür öffnen für den Nachbarn, den er als seinen beauftragten Boten schickt, und – mehr noch – diesen Boten nicht als einen zeitweiligen Lehrer oder Führer annehmen, dessen wir uns wieder entledigen können, wenn wir alles Nötige gelernt haben, sondern als jemanden, der unser Heim auf Dauer mit uns teilt.

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Zeit verplempern

Auf “Out of Ur” ist ein bissiger Beitrag des Australiers Steve Addison erschienen, wie Christen ihre Zeit verplempern und sich Sand in die Augen streuen können, anstatt neue Gemeinden zu gründen. Er verteilt Seitenhiebe nach allen erdenklichen Richtungen. Ziemlich treffend fand ich etwa folgende Vorschläge:

  • Bezeichne dich als Apostel. Drucke ein paar Visitenkarten. Verteile sie.
  • Setze ein Komitee ein, um eine Studie zu machen und einen Bericht zu schreiben. Warte drei Jahre und mach dasselbe wieder.
  • Wenn du eine gesunde Gemeindgründung siehst, sage: Ja, aber die sind ja keine richtigen Reformierten/Baptisten/BFP/…
  • Lass deine besten Leiter an den größten Problemen arbeiten statt an den besten Gelegenheiten.

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(un)korrekte Peilung

Wer sich schwer tut, dem Partner zu vertrauen, kann ihn bzw. sie (oder die Kinder) nun via Internet überwachen. Das heißt, sofern das Handy eingeschaltet ist. Dann kann man auf ehebruch24.de (klingt wie eine dieser Seitensprung-Agenturen, ist aber das Gegenteil) eine Peilung vornehmen und erfährt den ungefähren Aufenthaltsort. Was sich liebt, das peilt sich. Der Ehering des dritten Jahrtausends?

Vielleicht sollte Rick Warren zu seinen Geboten einfach noch dazu schreiben: Thou shalt not turn off your cellphone…

Der Markt jedenfalls ist laut Spiegel im Aufwind. Neben Partner und Kind lassen sich mit entsprechender Hardware entlaufene Haustiere und Senioren orten.

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Verwarrener Ethik Code

Rick Warren schlägt aktuell einen Ethik-Code für verheiratete Mitarbeiter (Hauptamtliche vermutlich) vor, der in apodiktischer Sprache neben einer Reihe vernünftiger Anweisungen auch folgende Vorschläge enthält, die der Meister notfalls auch mit dem Baseballschläger (das meint er nicht ernst, oder doch?) durchzusetzen gewillt ist, um Ehebruch und Unmoral in den eigenen Reihen zu verhindern. Zunächst die gute Nachricht – der Schleier wird nicht eingeführt. Warrens Gebote lauten unter anderem vielmehr so:

  • Thou shalt not go to lunch alone with the opposite sex.
  • Thou shalt not have the opposite sex pick you up or drive you places when it is just the two of you.
  • Thou shalt not kiss any attender of the opposite sex or show affection that could be questioned.
  • Thou shalt not visit the opposite sex alone at home.

Ich frage mich, ob das erstens den gewünschten Erfolg bringt und zweitens in dieser Form erwachsenen Menschen angemessen ist. Wenn das jemand so machen möchte, schön. Aber als “Gesetz”? Keine Küsschen (Punkt 3) – geschenkt; aber welcher Ausdruck von Zuneigung kann denn nicht in Frage gestellt oder missverstanden werden?

Ich kenne natürlich die Geschichten nicht, die zu diesen Maßnahmen geführt haben. Trotzdem: Müsste man nicht an ganz anderen Stellen ansetzen und das Verhältnis eher entkrampfen, so dass nicht jeder Kontakt gleich verdächtig erscheint und Leute ins Grübeln bringt – ganz abgesehen davon, wie kompliziert alles wird, wenn man sich nicht mehr traut, jemanden im Auto irgendwohin mitzunehmen? Leuten helfen, ihre eigenen Grenzen zu erkennen und damit verantwortlich umzugehen?

Und schließlich: Muss es eigentlich immer nur das andere Geschlecht sein, das einen in Verlegenheit bringt? Erinnert alles ein bißchen an Wal-Mart, auch wenn Unverheiratete in Saddleback (noch?) mit einem Exemplar des anderen Geschlechts Essen gehen dürfen.

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Newbigin (6): Offenbarung in der Geschichte

Zwar sind alle Religionen “historisch”. Christentum, Judentum und Islam aber beziehen sich (in unterschiedlicher Weise) auf bestimmte geschichtliche Ereignisse, an denen sie die Wahrheit oder Gültigkeit des Glaubens festmacht, während Buddhas Lehren zeitlos gültig und an keinerlei historische Ereignisse geknüpft sind. Vielen bereitet das Unbehagen, weil man sich damit dem Widerstreit der Geschichtsdeutung aussetzt. Pietisten wie Hindus betonen daher die innere Realität (etwa der Beziehung zu Gott) unabhängig von der Frage, was äußerlich bzw. geschichtlich nun eigentlich war. Doch dieser Rückzug bedeutet, dass ich aufhöre, mein Leben als Teil einer noch andauernden Geschichte und eines größeren Zusammenhangs von Beziehungen (und Verantwortung!) zu sehen.

Natürlich ist es keine einfache Sache, von Gottes geschichtlichem Handeln zu reden. Und weil nicht nur die Historiker, sondern auch viele Theologen an dieser Stelle skeptisch sind, fragt Newbigin zurück:

Wenn Gott nicht in der Geschichte handelt, welchen Sinn hat es dann, davon zu reden, dass er überhaupt handelt? Und wenn es keine Kategorien gibt, in denen wir dieses Handeln Gottes aussagen können, welche Bedeutung können wir dann noch mit dem Wort “Gott” verbinden?

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Dies & das

Ein paar nette oder nebensächliche Dinge muss ich einfach mal erwähnen:

  • Martina (sie liest mit großer Begeisterung Abraham Heschel) hat nach 3 Jahren befristeter Jahresverträge eine feste Anstellung als Katechetin im Nebenamt bekommen und freut sich, dass sie in ihrer geliebten Schule bleiben kann.
  • Mit Gott im Job ist ins Koreanische übersetzt und ich darf nun noch ein Vorwort dafür schreiben – sowas hätte ich mir nie träumen lassen.
  • Mein Drahtesel ist wieder ohne Restrisiko benutzbar und zugleich leichter geworden, weil die Federgabel durch eine einfache ersetzt wurde – spart Geld und Gewicht.
  • Diese Woche beginnt dank O2 und Sony Ericsson für mich das UMTS Zeitalter und ich bin schon sehr gespannt.
  • Das Alter: Am Samstag habe zum ersten Mal in meinem Leben eine Brille aufgesetzt, die keine Sonnenbrille war (sondern eine eher suboptimale Lesebrille für 6,90 € vom Obi, weil der Optiker meiner Wahl noch im Urlaub ist) und mir dafür vom Rest der Familie alles Mögliche anhören dürfen. Wer nun hier auf ein Foto wartet, tja … 🙂
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Newbigin (5): Vernunft, Offenbarung und Erfahrung

In der katholischen Theologie wurden Schrift und Tradition, in der anglikanischen zusätzlich die Vernunft als Quellen und Kriterien des Glaubens bezeichnet. Newbigin plädiert dafür, sich von diesen Modellen zu verabschieden:

  1. Vernunft setzt Sprache voraus. Sprache aber enthält die gewachsene Tradition einer menschlichen Gemeinschaft. Wir können nicht anders denken als in den Konzepten und Begrifflichkeiten, die unsere Sprache uns vorgibt.
  2. Denktraditionen entwickeln sich ständig weiter durch Diskussion und Kontroversen. Wir lernen, indem wir die bisherigen Überlegungen nachvollziehen und uns an der aktuellen Diskussion beteiligen.
  3. Rationalität entwickelt sich nicht im luftleeren Raum, sondern sie wird beeinflusst (wenn auch nicht völlig bestimmt) von den sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Rahmenbedingungen, die bestimmte Fragen aufwerfen und auf die man denkend antwortet.
  4. Diese sprachlich-kulturelle Bedingtheit aller Vernunft könnte in einen völligen Relativismus führen. Man muss aber sehen, dass jede Tradition eines rationalen Diskurses auf immer neue inneren Widersprüche und äußeren Herausforderungen stößt, sich ändern muss oder von einer konkurrierenden Denkrichtung abgelöst wird, die bessere Antworten und Problemlösungen ermöglicht. Was die Sprache betrifft, so sind unterschiedliche Weltbilder (ähnlich wie Lyrik) im Grunde nicht übersetzbar in andere Begrifflichkeiten, und doch kann man sie wie eine “zweite Muttersprache” (also keine Fremdsprache) erlernen und dann Vergleiche anstellen, welche Sicht der Dinge angemessener ist. Schließlich ist der radikale Relativismus soziokulturell gesehen das Produkt einer kosmopolitischen (wir würden sagen: globalisierten) Kultur ohne tiefe soziale Wurzeln und mit einer universalen Sprache (Englisch), die die oberflächliche Illusion fördert, man wisse alles über andere Kulturen, ohne sich je wirklich auf ihre Lebensweise eingelassen zu haben.

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Englisches Blog

Eben habe ich mein englisches Blog angefangen – auf aboutlife.com. Ich habe etwas mit der Benutzeroberfläche gekämpft bis ich festgestellt habe, dass die Eingaben mit Safari nicht klappen, mit Firefox dagegen schon. Gut so, denn englisch zu schreiben ist schon anstrengend genug.

Wenn jemand von Euch eine Einladung zu about life, der Web-Community von Alpha International, möchte, schreibt mir eine kurze Mail. Ich bin gespannt, wie sich die Sache entwickelt.

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Newbigin (4): Autorität, Autonomie und Tradition

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Newbigin verweist zum Einstieg auf Peter Bergers These vom “Häretischen Imperativ”, weil in Glaubensdingen jeder für sich selbst entscheiden muss. In der religiösen Erziehung ist daher auch das Element der kritischen Meinungsbildung des Individuums stark betont worden. Ganz anders dagegen funktioniert das Lernen der (Natur-) Wissenschaft. Dort sind die Lehrer davon überzeugt, dass bestimmte Wahrheiten gelten und dass die Schüler als Resultat des Unterrichts zur selben Überzeugung gelangen.

Die neuzeitliche Wissenschaft stellte ihre Beobachtungen über die kirchliche Tradition, die etwa vorgab, der Jupiter könne keine Monde haben. Und doch vertraut der Schüler auch dort dem Lehrer, der ihn in eine Denktradition einführt, die er anfangs nicht versteht, sondern erst nach einer Weile. Niedergelegt ist die Tradition in den Lehrbüchern der jeweiligen Wissenschaften. Fortschritt erfordert Intuition (etwa die, dass Forschen an dieser Stelle sich lohnt, weil es etwas zu entdecken gibt) und Entscheidungen über Fragestellung, Methode und Vorgehen. In der Medizin genügen die Lehrbücher allein nicht, sondern man lernt von einem erfahrenen Arzt praktisch, wie man Diagnosen stellt und Patienten behandelt. Zu dieser Unterordnung unter einen (hoffentlich) kompetenten Praktiker gibt es keine Alternative. Dasselbe gilt auch für wissenschaftliche Forschung:

Erst wenn sich eine Studentin lange Zeit der Autorität einer Tradition unterworfen hat, ist sie qualifiziert, an der Seite eines Wissenschaftlers zu arbeiten, der Theoriefindung betreibt an Problemen, die nicht nur ungelöst sind, sondern vielleicht noch nicht einmal als solche erkannt werden, außer von diesem Wissenschaftler. Nur indem sie diesen Wissenschaftler bei der Arbeit beobachtet, sieht, wie er Probleme anpackt, Lösungswege einschlägt, mehrdeutige Indizien bewertet und neue, originelle Ideen entwirft, erlernt sie die Fertigkeiten, die man zum Forschen braucht. Es gibt keine unpersönlichen, mechanischen Prinzipien…

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Newbigin (3): Wissen und Glauben

Den systematischen Zweifel zur Methode auf der Suche nach Gewissheit zu machen war das Verdienst von Descartes. Newbigin stellt Anfragen an diesen Ansatz: Erstens ist die Annahme, dass zweifelsfreie Gewissheit überhaupt erreichbar ist, ein großer Glaubensakt. Zweitens sind in Descartes cogito ergo sum nur die Dinge gewiss, die keinen Bezug zur Außenwelt voraussetzen (Einstein sagte, mathematische Sätze seien nur unzweifelhaft, solange sie sich nicht auf die Wirklichkeit beziehen). Drittens sind Ideen und ihre Übermittlung an Sprache gebunden, die nie völlig eindeutig sein wird.

Russells Definition wissenschaftlicher Wahrheitssuche (Beobachtung der ausschlaggebenden Fakten, Deduktion einer Hypothese, Testen der Hypothese an den Beobachtungen) leidet an ähnlichen Problemen: Die Auswahl der Fakten, die betrachtet werden, hängt vom Interesse und Vorverständnis des Wissenschaftlers ab, ist also subjektiv. Wissenschaft hat mit Intuition zu tun:

Höchste Aufgabe des Physikers ist also das Aufsuchen jener allgemeinsten elementaren Gesetze, aus denen durch reine Deduktion das Weltbild zu gewinnen ist. Zu diesen elementaren Gesetze führt kein logischer Weg, sondern nur die auf Einfühlung in die Erfahrung sich stützende Intuition. (A. Einstein, Mein Weltbild, S. 168)

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Blogs, auf die die Welt gewartet hat: Seltsame Propheten

Man trifft schon auf skurrile Dinge in der Blogosphäre, etwa einen anonymen “Propheten”, der am laufenden Band im Namen Jesu (superschmalziges Jesusbild dazu…) Blogeinträge produziert. Beim Überfliegen der Sprüche bin ich über folgenden Satz gestolpert:

(…) judgment in the usual sense is impossible. This is not an opinion but a fact.

Würde da tatsächlich Jesus reden, wäre doch sonnenklar, dass es nicht um irgendeine Meinung geht. So aber drängt sich der Verdacht auf, dass da doch das Ich des Propheten spricht und nicht etwa, wie es im Untertitel heißt, “teaching and revelation directly (!!!!) from Jesus Christ” (Nach dem Motto: “So spricht der Herr: Entschuldigung, es war doch nicht Mose sondern Elia, der mit dem Feuerwagen…”). Auf Blog Top Sites in der Rubrik “Religion” wird The Jesus Promise auf Platz 34 gelistet mit dem Zusatz:

This site by one of the world’s finest Christian Prophets provides predictions, all-seeing viewpoint

Wenn er das von sich glaubt, sollte der (oder die?) Gute doch wenigstens den eigenen Namen veröffentlichen und den Kopf für die Sachen hinhalten, die er verzapft. Das wäre gute biblische Tradition.

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Brian McLaren kommt 2007

Eben kam die Zusage von Brian McLaren, dass er 2007 vom 27. November bis 1. Dezember kommt. Wenn man aktuell das Bild deutscher Medien von amerikanischen Evangelikalen sieht, dann zählt Brian als einer der prominentesten Evangelikalen sicher zu den Lichtblicken in einem stellenweise düsteren Szenario.

Einzelheiten folgen zu gegebener Zeit. Wer von Euch gern mit ihm ins Gespräch kommen möchte, kann sich die Tage schon mal vormerken, damit nichts anderes dazwischen kommt. Wäre doch schade…

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Newbigin (2): Die Wurzeln des Pluralismus

Newbigin unterscheidet Pluralität und Pluralismus. Religion und Kultur sind zwar in vieler Hinsicht verbunden, aber nicht identisch. Insofern ist auch zwischen kulturellem und religiösem Pluralismus zu unterscheiden. Letzterer geht davon aus, die Unterschiede zwischen Religionen haben nicht mit wahr oder falsch zu tun, sondern mit verschiedenen persönlichen Auffassungen ein und derselben Wahrheit. Hauptsache, man ist aufrichtig in dem, was man glaubt. In der mit Tatsachen befassten Wissenschaft ist Aufrichtigkeit dagegen kein Ersatz für die Frage, ob eine Ansicht wahr ist. Welche Dinge gelten also als Tatsachen, welche nicht?

Der Siegeszug der Naturwissenschaften beruhte darauf, dass man des Zusammenhang von Ursache und Wirkung erforschte und die Frage des Wofür ausblendete. Menschen mögen Absichten haben, Dinge jedenfalls nicht. Eine Maschine ist aber mit einer bestimmten Absicht geschaffen worden, über die aber nur der Konstrukteur Auskunft geben kann. Ein Urteil über gut und böse ist nur dann möglich, wenn Absichten im Spiel sind, die wir kennen (N.B.: Rasierklingen in Verkehrsflugzeugen können mit ganz unterschiedlichen Absichten an Bord gebracht worden sein, P.A.). Hätte also der Autor der Geschichte der Welt (und Menschheit) seine Absicht verraten, wäre das ein Faktum von enormer Bedeutung. Die Konzentration auf “Tatsachen” aber macht begründete Werturteile unmöglich, wie schon Nietzsche erkannte, weil das eine mit dem anderen in der gängigen Plausibilitätsstruktur nichts zu tun hat.

Eltern der Mittelschicht wollen, dass ihren Kindern Werte vermittelt werden, weil das Leben angenehmer ist, wenn man sich an sie hält. Aber sie fragen nicht, ob diese Werte in irgendeinem Verhältnis zu den “Tatsachen” stehen, die in der Schule gelehrt werden. Sie fragen nicht, ob man die Sorge um Minderheiten, Arme, Behinderte als wichtig betrachten kann, wenn Tatsache ist, dass menschliches Leben sich einem Prozess verdankt, in dem der Starke den Schwachen eliminiert.

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Faszination der Schönheit

Wie Kunst und Schönheit ein Anstoß sein können, dass auch jemand, der sonst nicht nach Gott fragt, plötzlich mit ihm spricht, zeigt dieser wirklich lesenswerte Post bei Spreeblick. In diesem Fall ist Johnny Cashs Album American V der Anlass. Da ist ein Mensch durch Höhen und Tiefen mit Jesus gegangen und schaut in großer Aufrichtigkeit und Dankbarkeit zurück. Schwer, sich diesen “Argumenten” zu entziehen:

Dies ist, lieber Gott, ein fantastisches Album. Für mich und auch für dich. Denn nicht zum ersten oder einzigen Mal sind Cashs Songs direkt an dich gerichtet, doch selten hat das derartig meine Kehle zugeschnürt wie in diesem Fall. Und kommt der Mann in Schwarz nach den ersten sechs Songs zu einer seiner zwei eigenen Kompositionen, zu „I Came To Believe“ nämlich, dann, lieber Gott, bin ich wirklich fast soweit es ihm mit dem Zumglaubenkommen gleich zu tun.

Schick uns doch den Cash einfach wieder zurück, wir tauschen ihn gerne gegen einen erheblichen Haufen Pappnasen ein, die in deinem Namen Hass statt Schönheit produzieren. Das wäre nicht nur eine ziemlich coole Aktion. Das würde mich überzeugen.

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