Verwarrener Ethik Code

Rick Warren schlägt aktuell einen Ethik-Code für verheiratete Mitarbeiter (Hauptamtliche vermutlich) vor, der in apodiktischer Sprache neben einer Reihe vernünftiger Anweisungen auch folgende Vorschläge enthält, die der Meister notfalls auch mit dem Baseballschläger (das meint er nicht ernst, oder doch?) durchzusetzen gewillt ist, um Ehebruch und Unmoral in den eigenen Reihen zu verhindern. Zunächst die gute Nachricht – der Schleier wird nicht eingeführt. Warrens Gebote lauten unter anderem vielmehr so:

  • Thou shalt not go to lunch alone with the opposite sex.
  • Thou shalt not have the opposite sex pick you up or drive you places when it is just the two of you.
  • Thou shalt not kiss any attender of the opposite sex or show affection that could be questioned.
  • Thou shalt not visit the opposite sex alone at home.

Ich frage mich, ob das erstens den gewünschten Erfolg bringt und zweitens in dieser Form erwachsenen Menschen angemessen ist. Wenn das jemand so machen möchte, schön. Aber als “Gesetz”? Keine Küsschen (Punkt 3) – geschenkt; aber welcher Ausdruck von Zuneigung kann denn nicht in Frage gestellt oder missverstanden werden?

Ich kenne natürlich die Geschichten nicht, die zu diesen Maßnahmen geführt haben. Trotzdem: Müsste man nicht an ganz anderen Stellen ansetzen und das Verhältnis eher entkrampfen, so dass nicht jeder Kontakt gleich verdächtig erscheint und Leute ins Grübeln bringt – ganz abgesehen davon, wie kompliziert alles wird, wenn man sich nicht mehr traut, jemanden im Auto irgendwohin mitzunehmen? Leuten helfen, ihre eigenen Grenzen zu erkennen und damit verantwortlich umzugehen?

Und schließlich: Muss es eigentlich immer nur das andere Geschlecht sein, das einen in Verlegenheit bringt? Erinnert alles ein bißchen an Wal-Mart, auch wenn Unverheiratete in Saddleback (noch?) mit einem Exemplar des anderen Geschlechts Essen gehen dürfen.

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Eine Antwort auf „Verwarrener Ethik Code“

  1. Hmm … merkwürdig … auch wenn die ersten 3 nur für verheiratete Menschen gelten sollen, irgendwie tatsächlich ein fürchterlich gesetzlicher Weg aus Angst vor allerdings tatsächlich beachtenswerten Problemen.
    Und was ist denn eigentlich genau ein Ethik-Code? Bestimmungen, die beim ersten Bruch knallhart sanktioniert werden? Hier werden Probleme auf eine juristisch-unpersönliche Ebene gehoben, die vielleicht besser im Persönlichen liebevoll geklärt werden sollten – vielleicht ist das der Preis einer Megagemeinde, dass man diese Dinge so lösen muss?

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