Glaube vs. Versicherungen (4): Beispiele tragender Gemeinschaft

Erst einmal danke für alle ehrlichen Kommentare an dieser Stelle. Ich taste mich noch vorwärts. Während ich dies schreibe, erfahre ich von Stephan, dass es bei The Simple Way gebrannt hat. Wenn das Leben gerecht wäre, bin ich versucht zu sagen, dann hätte das irgendwelche Egoisten getroffen. Andererseits haben wir die Chance, Solidarität mal praktisch werden zu lassen. Zum Beispiel durch eine online-Spende.

In unserer Runde am Montag merkte ein Teilnehmer an, das Experiment der Gütergemeinschaft in der Urgemeinde habe sich ja auch nicht durchgesetzt (ob die Tatsache, dass Paulus später sammeln musste, damit etwas zu tun hat, bezweifle ich, aber es darf hier ruhig offen bleiben).

Die andere Seite ist die, dass das Christentum seinen Siegeszug im römischen Weltreich nicht zuletzt auch dem nachhaltigen Eindruck verdankt, den das Engagement für die Armen hinterließ – die Armen in der Gemeinde und viele Arme darüber hinaus. Der Römer Lukian schreibt über die Christen:

Ihr erster Gesetzgeber hat ihnen die Überzeugung beigebracht, dass sie alle untereinander Brüder seien; sie entwickeln eine unglaubliche Rührigkeit, sobald sich etwas ereignet, was ihre gemeinschaftlichen Interessen berührt; nichts ist ihnen alsdann zu teuer.

Und der Kirchenvater Tertullian kann mit breiter Brust sagen:

Die Sorge für die Hilflosen, die wir üben, unsere Liebestätigkeit, ist bei unseren Gegnern zu einem Merkmal für uns geworden (…): ,Sieh nur‘, sagen sie, ,wie sie sich untereinander lieben‘ – sie selber hassen sich nämlich untereinander -, und wie einer für den anderen zu sterben bereit ist‘; sie selbst wären eher bereit, sich gegenseitig umzubringen.

Die Erweckungsbewegungen im 19. Jahrhundert brachten neue Antworten auf die soziale Frage hervor, und auch wenn heute Diakonissen rein optisch wie ein leichter Anachronismus wirken – das war eben die damalige Version eines neuen Mönchtums. Sie nahmen sich der Waisen, Behinderten, Kranken und Benachteiligten an. Oft waren es einzelne Pioniertypen, die ihre Gemeinden mobilisierten und Geld auftrieben, um der Not des Industrieproletariats zu begegnen.

Heute haben wir das Problem, dass Diakonie und Werke sich an manchen Stellen so weit von den Gemeinden entfernt haben, dass sie (auch zum Leidwesen vieler ihrer Mitarbeiter) zu spezialisierten und professionalisierten kirchlichen Sozialkonzernen zu werden drohen und an vielen Stellen aufgrund der Zuschüsse staatlichen Richtlinien unterworfen und damit nicht sehr flexibel sind. Andererseits wäre dort für die Gemeinden eine Menge an Kompetenz und Fachwissen abrufbar, mit dem man eine gemeindebezogene “Solidargemeinschaft” aufbauen könnte.

Zum Schluss also folgende naive Frage: Wenn wir alle – oder viele von uns – das Geld, das wir für Versicherungen ausgeben, die wir nicht unbedingt brauchen und zu denen wir nicht verpflichtet sind, in einen Topf einzahlen, für dessen Verwendung es klare Statuten und kompetente Entscheider gibt, käme ein beachtlicher Betrag zusammen. Wenn diese Mittel sich verbinden würden mit dem Willen vieler Gemeindeglieder, sich für einander und andere Menschen in konkreter Nächstenliebe einzusetzen, dann wäre schon viel möglich. Unsere Versicherungen verdienen doch prächtig an uns, obwohl sie von vielen “Kunden” betrogen werden. Das Geld kann dann in andere Dinge gesteckt werden als in deren Glaspaläste. Zum Beispiel in ethische und ökologische Fonds und in neue Jobs.

Und wenn das mit den weniger wichtigen Versicherungen klappt, dann geht es vielleicht eines Tages auch mit der Gesundheit und der Rente. Denn wer weiß, wie lange das noch akzeptabel funktioniert…?

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Tödlicher Machtrausch

Die Zeit beleuchtet den Hintergrund des Doppelmords im mecklenburgischen Tessin und zeichnet ein behutsames, aber gerade deshalb um so erschreckenderes Portrait des Haupttäters Felix D., für dessen Eltern im Januar 2007 eine Welt zusammenbricht:

Felix. Der intelligente Junge, der erfolgreiche Gymnasiast, der wohlerzogene Sohn, der jedermann höflich grüßte. Er war keiner von jenen Tunichtguten, die ihren Eltern schlaflose Nächte bereiten. (…) Nie hatte die Polizei Felix irgendwo aufgreifen und nachts nach Hause bringen müssen, nie war er laut oder hinter Mädchen her gewesen, nie hatte er gepöbelt oder sich geprügelt. Er trank nicht, er klaute nicht, ging selten auf Partys. Rauschgift, Motorradgangs oder andere jugendliche Verirrungen, mit denen viele Eltern über Jahre zu kämpfen haben, blieben den D.s erspart. Ihr Felix war anders: verlässlich, vernünftig, verantwortungsvoll. Ein guter Bursche, ein zuversichtlicher Ausblick in die Zukunft. Jedenfalls bis zum 13. Januar 2007 – da nämlich lagen gegen 22 Uhr zwei blutüberströmte Leichen im Backsteinhaus Dorfstraße 22. Niedergemetzelt mit Küchenmessern. Von Felix, dem Musterknaben.

Wer den langen Artikel zu Ende lesen will (was ich sehr empfehle!), klickt hier.

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Glaube vs. Versicherungen (3): rückhaltlos vertrauen?

Gott garantiert uns kein Leben ohne Leid. Bei allem Vertrauen wäre das eine irrige Erwartung, dass Unfälle, Krankheiten oder Verbrechen immer nur die anderen treffen. Unsere Versicherungen können Leid nicht verhindern, aber die Folgen etwas lindern – so lange es um finanzielle Folgen geht. Wir brauchen sie, weil unser Beziehungsnetz im hoch individualisierten Westen das in der Regel nicht mehr leistet.

Die Suche nach einer Alternative zu kommerziellen Versicherungen (die, das hatte ich beim letzten Post vergessen, unser Geld möglichst gewinnbringend, aber eben nicht immer möglichst segensreich im Sinne von Mitmenschen und Schöpfung anlegen) stößt uns auf die Frage, wie belastbar und tragfähig Beziehungen unter Christen sind – ob sie uns menschlich wie materiell so viel Halt geben, dass wir aus anderen Versicherungen guten Gewissens aussteigen können. Aber welche Gemeinde hat einen Topf für unerwartete Nöte und Schicksalsschläge, und wo wäre Kranke, Alte und Behinderte über viele Jahre gut aufgehoben? Und schränkt die Zugehörigkeit zu einer solchen Gemeinschaft, wenn es sie denn gäbe, unsere Mobilität nicht gravierend ein, weil es uns an einen Ort dauerhaft bindet?

Gibt es Vorbilder? Shane Claiborne berichtet in Ich muss verrückt sein, so zu leben. Kompromisslose Experimente in Sachen Nächstenliebe davon, dass sie bei The Simple Way ein Art Geldpool statt der üblichen (aber in den USA nicht sebstverständlichen) Krankenversicherung eingerichtet haben. Das wäre zum Beispiel so ein Schritt. Aber wem wird eigentlich nicht mulmig dabei, sich anderen so rückhaltlos anzuvertrauen, dass man am Ende tatsächlich auf sie angewiesen wäre?

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Klar im Kopf?

Gestern habe ich einen anregenden Abend mit Theologiestudenten in Neuendettelsau verbracht. Ich sollte über die Frage sprechen, wie charismatische Spiritualität und wissenschaftliche Theologie zusammenpassen – plump gesagt also: ob man denn als “Charismatiker” den Verstand an der Garderobe abgeben muss. Ich hatte keine Ahnung, wie sich das atmosphärisch so gestalten würde und habe mich über das konstruktive Gespräch ohne Polemik auf irgendeiner Seite gefreut. Sich als Postcharismatiker zu definieren hilft dabei vielleicht – es gibt mir die Freiheit, mich differenziert zu verhalten.

Zugleich war es für mich selber interessant, in der Vorbereitung meine eigene Entwicklung durchzugehen und manche Erfahrungen, Spannungen oder Konflikte noch einmal zu betrachten – auch in großer Dankbarkeit. Als Jugendlicher kannte ich nur eine ernste, mild depressive Kirchlichkeit oder aber verklemmte und verbissene “Fromme”. Der Grundton der Freude, Hoffnung und Dankbarkeit, den ich in der charismatischen Frömmigkeit zum ersten Mal kennen lernte, war erfrischend anders. Klar kann der auch künstlich werden. Und doch entspricht er, wenn er authentisch ist, der vorherrschenden Stimmung, die wir auch im Neuen Testament finden.

Als wir neulich für den Besuch von Michael Herbst Passanten zum Thema Kirche befragt haben, haben uns gleich mehrere Leute erzählt, dass sie von fröhlichen, lebendigen Gottesdiensten sehr angetan waren. Nur waren das immer Erlebnisse aus dem Ausland – bei uns hatten sie solche Gemeinden bisher nicht gefunden. Daher waren sie auch aus der Kirche ausgetreten oder zumindest sehr distanziert. Ich konnte das gut verstehen – es wäre mir genauso gegangen.

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Glaube und Versicherungen (2): Gekaufte Solidarität?

Historisch gesehen sind Versicherungen erst richtig interessant geworden, als die Industriegesellschaft bisherige “Solidargemeinschaften” wie das Dorf und die Großfamilie gesprengt hat, in denen Alte, Kranke, Witwen, Behinderte (nicht immer gut, aber das ist heute ja auch nicht garantiert) getragen wurden. Wenn jemandem das Haus abbrannte, dann half man zusammen und baute es wieder auf. Bei den Amish kann man heute noch sehen, wie das funktioniert. Die meisten Christen im Westen aber haben die individualistischen Lebensentwürfe unserer Gesellschaft übernommen. Daher brauchen wir (neben den alternativlosen Pflichtversicherungen des Staates) virtuelle und kommerzielle Solidargemeinschaften in Form von Versicherungsgesellschaften.

Weil das in der Regel leidlich – und scheinbar alternativlos – funktioniert, kann man die Schattenseiten leicht übersehen: Da diese Versicherungen gewinnorientiert arbeiten, wollen sie natürlich möglichst viele Verträge verkaufen. Lebensnotwendig sind die nicht in jedem Fall. Und weil sie anonym sind und sich aufs rein Finanzielle beschränken, hört man (etwa bei Berufsunfähigkeit) auch immer wieder von langwierigen Rechtsstreitigkeiten, bis eine Vertragsleistung ausbezahlt wird. Eine andere Schattenseite der unpersönlichen Struktur ist, dass man weniger Hemmungen hat, sie auszunutzen und z.B. seine Haftpflicht zu betrügen. Die Kosten treffen dann wieder alle, aber das nehmen wir in der Regel resigniert hin.

Was das System gar nicht leisten kann, ist die menschliche Zuwendung, die “echte” Gemeinschaften leisten können und die mit Geld oft genug nicht aufzuwiegen ist. Es gibt keine Versicherung gegen Einsamkeit im Alter. Und doch ist dies eines der größten Risiken im Zeitalter von Hochleistungsmedizin. In gewisser Weise haben wir uns auch freigekauft von der Pflicht, sich um einander zu kümmern. Verständlich, wenn man sieht, wie Angehörige von pflegebedürftigen Menschen – von der Umgebung bemitleidet, aber nicht unterstützt – an ihre Grenzen kommen. Und vor lauter Sorge, später irgendwem zur Last zu fallen, schließen wir gleich noch ein paar Versicherungen ab – denn die Leute, die wir dafür bezahlen, die müssen ja zu uns halten…

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Glaube vs. Versicherungen?

Gestern abend hatten wir eine anregende Gesprächsrunde zu der Frage: Braucht ein Christ Versicherungen – und wenn ja, welche?

Wir waren uns schnell einig, dass Christen keine Privilegien bei Gott genießen in dem Sinne, dass ihnen Leid und Schicksalsschläge (trotz Bitten um Schutz) gänzlich erspart blieben. Gottvertrauen mit einer solchen Erwartung wäre etwas zu naiv. Versicherungen sind auch kein echtes Pendant zu magischen Riten, die Unheil abwenden (oder meistens umlenken) wollen. Denn sie werden erst dann aktiv, wenn der Schaden eingetreten ist. Andererseits heißt es in Jeremia 17,5-8:

So hat ER gesprochen:
Verflucht der Mann, der mit Menschen sich sichert,
Fleisch sich zum Arme macht, aber von IHM weicht sein Herz.
Der wird sein wie ein Wacholder in der Steppe: wenn Gutes kommt, sieht er nichts davon,
Flammengrund in der Wüste bewohnt er, salziges Geländ, das nie besiedelt wird.
Gesegnet der Mann, der mit IHM sich sichert: ER wird seine Sicherheit.
Der wird sein wie ein Baum, ans Wasser verpflanzt, an den Lauf sendet er seine Wurzeln:
wenn Glut kommt, sieht er nicht darauf, üppig bleibt sein Laub,
im Mangeljahr sorgt er nicht, läßt nicht ab, Frucht zu bereiten.

Fürs erste (Fortsetzung folgt) also mal diese Frage in die virtuelle Runde: Bezieht sich das nur auf “geistliche” Dinge und “ewiges Heil”?

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Hunger in der Stadt (2)

Was lernt man nun aus so einer Geschichte? Wenn wir nicht auch in der Situation landen wollen, dass Gottes Reich irgendwo an- oder hereinbricht, und wir es zwar sehen, aber doch verpassen, dann fallen mir dazu wenigstens drei Anregungen ins Auge:

1. Auf die Propheten hören: Wirkliche Propheten sind vielleicht nicht immer die Leute, die irgendwelche blumigen Eingebungen haben und mit viel Pathos von sich geben. Auch nicht immer die mit den großspurigen Ankündigungen triumphaler Erfolge und rosiger Zeiten. Oft aber sind sie Unruhestifter, die den Status Quo in Frage stellen und unbequeme Ansichten haben. Vor allem, wenn es um Gerechtigkeit geht, können sie leicht aufmüpfig werden. Der Prophet steht für die Freiheit Gottes vom System – sei es ein kirchliches, oder ein staatliches, oder ein wirtschaftliches System. Sie verhindern, dass Gott vereinnahmt und vor irgend einen menschlichen Karren gespannt wird. Und sie setzen den Hoffnungslosen und Unterdrückten seltsame Flöhe ins Ohr. Ich habe neulich schon mal erzählt, wie ich Loren Cunningham drei Jahre vor dem Fall der Mauer davon reden hörte, dass die Trennung zwischen West und Ost beseitigt würde. Ich habe das damals nicht glauben können. Es gibt echte Propheten, und sie halten uns wach und lebendig.

2. Gott außerhalb der Stadt erwarten: Der Adjutant des Königs hat die Belagerungsmentalität – Druck von außen und Mangel im Innern – längst verinnerlicht. Nicht einmal eine himmlische Luftbrücke würde das Problem lösen, meint er. Und der König nutzt die Krise, um alte Rechnungen im Inneren zu begleichen, nämlich die mit dem notorischen Schwarzseher Elisa. Er demontiert sich in dieser Geschichte bis zur totalen Bedeutungslosigkeit, so wie George W. Bush 2005 angesichts des Hurrikans Katrina erstarrte und sein Ansehen schweren Schaden nahm.
Meine Jungs lieben die Serie Navy CIS, und da sagte Agent Gibbs letzte Woche: “Erwarte das Unerwartete”. Ein durchaus biblischer Rat. Aber dazu müssen wir den Blick nach außen richten – dort war Gott schon längst am Werk und veranlasste – völlig gewaltfrei – den Abzug der Aramäer (wer sagt denn immer, der Gott des AT sei blutrünstig?).
Ein äußerst problematischer Zug der Belagerungsmentalität kommt aber noch hinzu: Selbst wenn gute Nachrichten eintreffen, schlägt neben dem scheinbar nüchternen Rationalismus auch noch das Misstrauen zu Buche: Vielleicht ist diese Gelegenheit nur eine Falle? Wann immer Gott etwas Unerwartetes tut, gibt es Menschen, die darin den Teufel am Werk sehen – ob nun im wörtlichen oder im metaphorischen Sinn. Auch das war schon bei Jesus so und hat sich in allen Aufbrüchen der Kirchengeschichte fortgesetzt. Warum sollte es also heute anders sein?

3. Den Draht zu den Exoten und Underdogs halten: Die Unberührbaren machen die entscheidende Entdeckung und bringen die gute Botschaft. Wie oft im Verlauf der Geschichte kam das entscheidend Neue von Leuten, die am Rand der Geschichte standen: Aus Nazareth, aus der Wüste Nordafrikas und von den Klippen Irlands und Schottlands, aus Assisi oder aus Wittenberg – die Liste lässt sich beliebig erweitern. Wie oft standen geistliche Aufbrüche und soziale Innovationen in Verbindung mit den Armen? So hat das Christentum das römische Imperium besiegt. Wenn wir uns als Wohlstandschristen sozial und global isolieren, dann haben wir vielleicht nur wenig Anlass, mit Gottes Eingreifen zu rechnen (wozu auch – zur Unterhaltung?).

Vor einer Weile habe ich Shane Claiborne zitiert mit der Frage, wo denn die Armen bei uns sind (heute im Gottesdienst habe ich aus seinem Buch vorgelesen, wie sie eine Party mit Obdachlosen auf der Wall Street gefeiert und Geld scheinbar sinnlos und willkürlich verschenkt (und damit die Trennung zwischen Arm und Reich für einen folgenreichen Augenblick aufgehoben) haben. Je länger, je mehr wird mir die Verengung von Mission und Gemeindegründung auf soziologische Zielgruppensegmente suspekt. Natürlich sind das Realitäten, mit denen man rechnen muss. Aber darf man sich von ihnen bestimmen lassen, beziehungsweise hat das dann noch etwas mit Glauben zu tun?

Bestimmt kann man der Geschichte noch mehr gute Anstöße abgewinnen. Aber für heute sind diese drei vielleicht genug. Wer weiß, wo Gott uns als nächstes überrascht?

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Kriminalklamauk

So gut konnte Ocean’s 13 (das wäre die Kino-Alternative heute gewesen) gar nicht sein. Hot Fuzz aus der spätestens seit Vier Hochzeiten und ein Todesfall bekannten Filmschmiede Working Title ist rasant, komisch und voller Biss.

Sgt. Nicholas Angel wird, weil er zu erfolgreich war, von der Metropolitan Police nach Sandford, Gloucestershire versetzt. Doch zum Glück für Angel und die Zuschauer entpuppt sich die Dorfverschönerungsidylle bei näherem Hinsehen doch als Abgrund blutrünstiger Verbrechen eines Phantommörders.

Munter werden Zitate aus britischen Kriminalromanen und amerikanischen Actionfilmen mit einem sehenswerten Showdown am Ende kombiniert. Weil reichlich und theatralisch Ketchup spritzt, durften auch ein paar kleine Jungs (sie waren vielleicht 12) vor uns nicht in den Film. Aber alle über 16, die sich vom überflüssigen Untertitel “zwei abgewichste Profis” nicht abschrecken lassen, werden ihre Spaß haben.

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Unglückliche Signale

Ich bekam vor einer Weile den Rundbrief einer christlichen Familie, die seit einigen Jahren in einem missionarischen Projekt arbeitet. Keine ganz einfache Situation, aber sich schlagen sich tapfer. Inzwischen sind die Kinder in der Schule und eines davon sollte im Unterricht Harry Potter lesen. Worauf hin die Eltern aus religiösen Gründen ihr Veto bei der Lehrerin einlegten. Die Schule gab nach, aber es gab doch erhebliches öffentliches Aufsehen. Sie standen als Fundamentalisten in der Kritik.

Dieser Vorwurf trifft sie nun nicht ganz zu Unrecht – man muss Harry Potter wirklich nicht so verstehen, das Genre Fantasy nicht für bare Münze nehmen. Damit will ich nicht alles schön reden, die Bücher haben auch ihre Schwächen, und obwohl sie dicker werden, wird die Story (leider) kaum noch besser. Doch das liegt für mein Empfinden an anderen Dingen als der “Magie”. Wir hatten dieselbe Sache in Grün mit der “kleinen Hexe” vor ein paar Jahren in unserer Gegend. Aber das ist eben ein typisches Merkmal fundamentalistischer Denkstrukturen, dass sie nur “wahr” und “falsch” denken können, und dass für Lyrik, Metaphern und Phantasie kein Raum ist.

Was nun nicht heißen soll, dass diese Christen auf einer Linie mit religiösen Gotteskriegern liegen und eine fromme Diktatur planen. Das sind sie ganz sicher nicht. Und gerade deswegen ist aber alles, was nach Zensur riecht, so ein unglückliches Signal.

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Hunger in der Stadt (1)

Die letzten Tage hat mich eine Geschichte aus dem Alten Testament beschäftigt: Im 2. Buch Könige (6-7) wird die Belagerung Samarias durch die Aramäer beschrieben – und eine überraschende Wende. Im Telegrammstil hört sich das dann so an:

In der Stadt bricht eine Hungersnot aus, erste Fälle von Kannibalismus werden bekannt. Der König fühlt sich von Gott verlassen und will – nachdem Gott nicht erreichbar ist – dem Propheten Elischa ans Leder. Der allerdings hat diesmal keine schlechten Nachrichten wie sonst immer, sondern erklärt, dass binnen eines Tages der Hunger vorbei sein wird.

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Nochmal: Selbstliebe?

Gestern saß ich mit ein paar Leuten zusammen, um einen Titel für eine Veranstaltung zu finden. In einem Vorschlag kam die Formulierung “Vom lieblosen Umgang mit uns selbst und anderen” vor. Ich habe dann erklärt, dass ich dabei etwas Bauchweh habe, und wir hatten ein ziemlich interessantes Gespräch. Um Leute dort abzuholen, wo sie stehen, kann so eine Formulierung durchaus geeignet sein. Aber dass hinter dem Konzept “Selbstliebe” eigentlich das Annehmen der Liebe Gottes stand, wurde bald deutlich.

Ich habe das Thema hier ja schon vor einiger Zeit mal angerissen. Hier also noch ein paar Nachträge meinerseits zur Entwirrung der Begrifflichkeit wie des Sachverhalts:

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Vernetzte “Netzwerkgemeinden”?

Das Hauptthema des runden Tisches war “mission shaped church” und Michael Herbst hielt das – mit Begeisterung aufgenommene – Referat dazu mit etlichen Anklängen an seinen Vortrag hier in Erlangen vom 6. Mai. Er beschrieb den Wandlungsprozess der anglikanischen Kirche: Dem englischen Patienten geht es besser, war die Botschaft; ich habe beim Zuhören ganz vergessen mit zu zählen, wie oft Alpha und HTB genannt wurden. Ich hoffe aber vor allem, dass das mittelfristig dem Thema “neue Gemeinden in den Landeskirchen” auch einen kräftigen Auftrieb geben kann, wenn eine Bewegung wie Lausanne mit all den Kontakten, die jeder so hat, das aufgreift.

Was wir aber auch brauchen, und das höre ich auch von anderen immer häufiger, ist eine Vernetzung von solchen innerkirchlichen (oder vielleicht eben auch ökumenischen) “Netzwerkgemeinden”. Die meisten haben eine sehr originelle Entstehungsgeschichte und fühlen sich daher oft als Exoten. Das kann leicht in Isolation münden. Es muss eine Plattform für den Austausch mit anderen geben (virtuell wie auch von Angesicht zu Angesicht) und eine gemeinsame Stimme in den kirchlichen Reformprozessen, die gerade laufen.

Wenn nämlich (so heißt es in “Kirche der Freiheit”) 2030 jeder vierte Gemeinde nicht mehr parochial strukturiert sein soll, dann sollte man bald mal damit anfangen, die rechtlichen, vor allem aber durch gezielte Ausbildung die personellen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Sonst werden das am Ende nur Mogelpackungen.

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Zurück aus Berlin

Die beiden letzten Tage war ich zum “runden Tisch” der Koalition für Evangelisation (Lausanner Bewegung) in Berlin. Ab und zu wurden schon andere Tagungsorte ins Gespräch gebracht, aber ich finde, es gibt keinen besseren. Wie immer trifft man interessante neue Leute und (ich bin schon ein paar Jahre dabei und werde nicht mehr unter “younger leaders” gehandelt – schade eigentlich…) “alte” Bekannte, die auch viel Neues zu erzählen haben.

Ein Highlight war der Gebetsabend, den wir nicht (wie sonst so oft) im Saal den Zentrums der Berliner Stadtmission verbrachten, sondern auf einem Schiff, das uns in der Abendsonne zu verschiedenen Punkten entlang der Spree trug, wo wir dann unter der Anleitung von Axel Nehlsen und eines Teams von Gemeinsam für Berlin recht konkret und zielgerichtet beten konnten. Es hilft, wenn man etwas tatsächlich vor Augen hat (und es schadet auch nicht, wenn das bei strahlendem Wetter noch schön anzusehen ist).

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Freunde auf verschiedenen Wegen

Gestern abend rief aus heiterem Himmel ein alter Freund an. Das letzte Mal haben wir uns vor drei Jahren gesehen und seither nur mal kurz Weihnachtsgrüße ausgetauscht. Wir hatten uns auf einem Kongress kennen gelernt und ein paar Jahre ganz regen Kontakt mit etlichen Besuchen hin und her. Er war sehr engagiert in seiner charismatischen Gemeinde, die wir damals ziemlich faszinierend und cool fanden. Ihn selber natürlich auch, außer dass mir manchmal seine Theologie etwas zu eng schien.

Wir haben einmal eine Führung durch eine Höhle in der fränkischen Schweiz gemacht und dabei das Alter der Tropfsteine erklärt bekommen. Er hatte Mühe mit den Zeitangaben, weil die Erde für ihn erst 6.000 Jahre alt war. Ein Tropfstein von mehr als 100.000 Jahren passte da nicht hinein. Er fuhr die klassisch fundamentalistische Argumentationslinie, Gott könnte die Steine ja so gemacht haben, dass sie aussähen, als wären sie so alt. Ich fand, dann hätte zwar die Bibel recht, aber Gott wäre mir ziemlich suspekt, wenn er solche Spielchen mit uns macht und uns täuscht.

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