Greifswald – der erste Tag

Fast pünktlich sind wir im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg eingetroffen und haben den ersten Tag des Symposiums erlebt – in stilvoller Atmosphäre, aber auch etwas beengt, so dass wir auf dem Boden sitzen mussten.

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Der erste Vortrag kam von Prof. Lamin Sanneh – geboren in Ghana, Studium in England, Professor in Yale. Er erklärte, wie sich der Schwerpunkt der Weltchristenheit innerhalb der letzten 100 Jahre vom Westen weg bewegt hat. Die Missionsbewegung, die generell als Aspekt den europäischen Kolonialismus verstanden wurde, hatte revolutionäre Konsequenzen für die kulturelle Vielfalt in der Welt, weil sie das Evangelium in die jeweilige Sprache und Kultur übersetzte. Einmal in den Händen der Einheimischen, begann das Christentum an vielen Orten schnell zu wachsen – und kommt nun nach Europa zurück durch Einwanderer.

Prof. Andreas Feldtkeller aus Berlin widmete sich vor allem dem Thema Religionsfreiheit, die er durch die missionarischen Religionen gefördert sieht. Genau dadurch, dass sie Menschen vor eine Wahl stellen bzw. dazu einladen, können diese von ihrer Freiheit Gebrauch machen. Die anschließende Diskussion widmete sich für meinen Geschmack zu viel den Statistiken von Kirchenaus- und eintritten (es sind eben viele Pfarrer hier). Und auf die Frage, ob die Säuglingstaufe kompatibel sei mit der Forderung nach Wahlfreiheit “antwortete” Feldtkeller in bester Charismatikermanier mit einer Heilungsgeschichte aus der eigenen Familie.

Das Highlight des Abends war der Vortrag von Heinzpeter Hempelmann über “kenotische Partizipation”. Anhand einiger Texte von Nietzsche, einem der maßgeblichen Vordenker der Postmoderne, förderte er überraschende und auch bewegende Einsichten zutage, wie das Evangelium angesichts einer “Hermeneutik des Verdachts”, die jeden Wahrheitsanspruch von vornherein zum bedrohlichen Machtanspruch erklärt, ausgesagt werden kann.

Doch davon dann demnächst mehr.

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5 Antworten auf „Greifswald – der erste Tag“

  1. Vielen Dank für deine Berichte, Peter. Ich hoffe auf weitere Berichte…
    Bei uns hat es ja leider nicht geklappt, dass wir kommen. Euch aber noch gute Tage in Greifswald!

  2. die vorträge wird es wahrscheinlich nicht als podcast geben – zumindest wirkt das hier nicht so – allerdings wird ein buch mit allen vorträgen herausgegeben werden.

  3. …besagtes Buch soll „zeitnah“ erscheinen – aber das wurde auch beim letzten Symposium Ende 2005 (zum Thema „Church Planting“) gesagt…und das entsprechende Buch ist meines Wissens erst diesen Sommer auf den Markt gekommen…

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