Dreimal nein

Steine, Staub, Sand und Dornen,
Flirrende Hitze und nagende Kälte,
Totenstille, dann hallen Geräusche –
Bröckeln, Flattern, Säuseln und Knirschen.

Ins Wasser und wieder heraus
und dann gehen, suchen, und warten, was sich zeigt.
Vierzig Tage, die sich wie Jahre anfühlen,
Und kein Busch, der brennt und spricht.

Um so mehr brennt das Herz,
der glühende Hauch hat es angefacht.
Hunger schwillt an und ebbt ab
– Leere in mir und umher.

Stille – darin eine Stimme
Berge von Stein werden Brot
und füllen die Leere im Bauch
– doch vollgestopft sein macht träge.

Stumm bliebe da das Wort
aus Busch und Berg und Himmel.
Ich suchte die Leere, um davon zu zehren,
denn sein Nachhall ist leise…

TipTop, schnarrt die andre,
das bist du dir schuldig
dein Einstieg ist oben
durch Boardroom und Penthouse

Da unten herrscht Druck
und für den musst du sorgen
Vergiss Empathie, Mann,
denn Schwäche ist teuer.

Aber unten am Wasser
am Tiefpunkt der Erde
da war ich wie alle… geliebt…
doch hör’ ich schon wieder:

Und droht dir ein Sturz
nimm den goldenen Fallschirm
spring mutig ins Leere
was soll schon passieren?

Du wirst zur Legende
sie fliegen auf Drama
die Schwachheit der vielen
braucht dich unzerstörbar.

Wer bin ich? Wer will ich sein?
Nun, das ganz bestimmt nicht:
„Nein, nein und nochmal nein“
platzt es aus mir heraus.
„Hörst du das?“ –
Aber die Antwort bleibt aus.
Die Stille wird freundlich.
Als ginge lächelnd ein Engel vorüber.

 

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2 Antworten auf „Dreimal nein“

  1. Das Gedicht gefällt mir sehr gut. Es ist so bildhaft getextet, dass ich es mir sofort verfilmt vorstellen könnte. Ein Kurzfilm von Wim Wenders zum Thema: Lebensberufung. Es beinhaltet die „Tiefe des Meeres“ und die „Höhe des Berges“, also die gesamte Drama Spanne, die dem Berufungsthema (und dem Leben überhaupt 😉 ) angemessen ist. (Um den Reiz des Kurzfilms noch zu erhöhen, müßte es ein Stummfilm sein 😉 . Alle Spannungsräume, von flirrender Hitze und gefühltem Sand im Mund bis in die Tiefe des Meeres sind in der Kürze gut innerlich „mitzureisen“. Der mystischste Satz ist für mich:“aber unten am Wasser, am Tiefpunkt der Erde, da war ich wie alle…geliebt…“, was auch immer Dir da durch den Kopf ging, ich denke an die „dunkle Nacht der Seele“-Thematik und deren Essenz von Johannes vom Kreuz. An dem auf den Punkt gebrachten Ende geht ein Engel vorüber und löst die vorher aufgebaute Spannung auf, indem er sie lächelnd mit sich nimmt…die Seele auf dem Kurs zwischen Himmel und Erde mit dem unsichtbar aufgespannten Trapez, wie es mir manchmal erscheint…ein nicht sichtbares Gewebe, hinter dem noch viel tiefer das geheimnisvollste Lächeln Gottes verborgen scheint…das Gedicht hat mich mitgenommen und erfrischt.

    1. Danke! Die Mystik lässt sich erhellen: „Unten am Wasser“ ist der Reflex auf die Taufe Jesu, die der Versuchung in der Wüste vorausgeht. „Tiefpunkt der Erde“ trifft ja im ganz wörtlichen Sinn zu bei fast 400m unter NN, „macht“ aber auch neuen Sinn (wie Du schön zeigst), und das „geliebt“ ist die Stimme vom Himmel dazu. Vielleicht versinke ich im Text einfach mal die unterschiedlichen biblischen Anspielungen 🙂

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