Ich bin mal wieder über Sprachmüll gestolpert. Ein “dreifacher Familienvater”, hieß es diese Woche auf allen Kanälen, hat den Lotto-Jackpot geknackt. Das Geld wird er auch brauchen können, bei drei Familien wird man schnell arm.
Aber wahrscheinlich hat er nur drei Kinder, vermutlich in einer Familie. Bisher dachte ich, der Begriff Vater setze das Vorhandensein einer Familie mit einer gewissen Logik voraus. Und sei es, aber das wissen wir ja alle, eine Familie, die auseinander gegangen ist – oder sich vielleicht mit neuen Komponenten patchworkmäßig neu konfiguriert hat. All das passiert, Männern wie Frauen.
Nur dass niemand je “Familienmutter” sagt. Das wäre doch eine völlig überflüssige Doppelung von Selbstverständlichkeiten.
Ich bin für Gleichberechtigung. Der Begriff “Familienvater” ist diskriminierend. Weil er irgendwie suggeriert, Männer seien familienscheu (oder gar familienfeindlich) – und man es deshalb extra dazu sagen muss, wenn ein Erzeuger sich zum Nachwuchs bekennt oder so ähnlich.
Vielleicht können alle Väter, die das lesen, eine Protestnote unterzeichnen und an den Duden schicken. Oder an den Bundesverband der Zeitungsverleger, wenn es sowas gibt (bestimmt, oder?), an Journalistenschulen, Germanistikprofessoren, Fernsehsender und Ursula von der Leyen. Wir könnten anfangen mit “liebe Buchstabenschreiber” und dann erklären, warum Familienvater eine genauso dämliche Wortschöpfung ist.
Gute Nacht…
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Sehr schön, ist mir noch nie aufgefallen und ich unterschreibe.
Möglicherweise kommt das deutsche „Familienvater“ vom fest geprägten lateinischen Begriff „pater familias“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Pater_familias)? Über google findet man auch „mater familias“ – die Frage wäre also eher, warum es im Deutschen nicht auch „Familienmutter“ gibt…?
Man glaubt es kaum, aber es gibt im Deutschen auch die „Familienmutter“, wobei Google bei „Familienvater“ ca. 64-mal so viele Treffer liefert. Auch die „dreifache Familienmutter“ lässt sich nicht lumpen und erscheint hier und da. Ist aber doch ein ziemlich scheues Wesen im Gegensatz zu ihrem männlichen Pentant.
Wenn Alex Recht hat würde das auch erklären, warum der Begriff „Familienmutter“ nicht wirklich durchgesetzt hat. Der „pater familias“ hatte doch eine deutlich andere Position als seine „mater familias“, um das mal dezent auszudrücken.
Wer noch einen freien Domainnamen sucht: http://www.familienmutter.de ist noch zu haben. Bei http://www.familienvater.de sieht es da schon schlechter aus. Ich frag mich nur, wie ich den einzigen Text, der sich auf dieser Seite finden lässt, in diesem Zusammenhang zu verstehen habe. Zu lesen ist: „Das ist ein Blindtext der durch Ihren Originaltext ersetzt wird“. Na dann. Vielleicht sollten wir dort weiter diskutieren.
Ja, vielleicht haben uns das die Römer eingebrockt, die alten Chauvis. Ein Grund mehr, den anachronistischen „Familienvater“ semantisch zu entsorgen, oder?