Das Ende der Kontrolle

Ich bin in Berlin, zum “Runden Tisch Evangelisation”. Eric Célérier hat gestern das Internet-Projekt Connaitre Dieu vorgestellt, sehr erfrischend und beeindruckend. Zwischendrin konnten wir über Google Earth in Echtzeit verfolgen, wo überall auf der Welt Leute das Angebot wahrnehmen und ein einfaches Gebet als ersten Glaubensschritt beten. E-Coaches helfen dann weiter und ermöglichen auch den Kontakt zu einer Ortsgemeinde, wenn der Betreffende es wünscht.

Natürlich gab es viele interessierte bis kritische Rückfragen: Wie ernst kann man solche Klicks nehmen, bleibt das alles vielleicht im Virtuellen stecken, und so weiter. Dabei ist mir aufgefallen, wie schwer sich viele von uns damit tun, dass man im Internet nur etwas anbieten kann, ohne kontrollieren zu können, was Leute damit machen.

Herkömmliche Formen von Evangelisation geben uns zumindest das Gefühl, über den Rahmen mehr kontrollieren zu können. Sagenhaft erfolgreich sind trotzdem die wenigsten. Und mich beschleicht immer wieder das Gefühl, dass es auch in diesen anderen Veranstaltungen schon längst so läuft, dass Leute sehr selektiv verfahren.

Vielleicht ist das symptomatisch, nicht nur für das Internet. Auf der Bahnfahrt habe ich ein Kapitel aus Steve Taylors “The Out Of Bounds Church” gelesen, das in eine ähnliche Richtung geht: Wir können nur Angebote machen, was Leute damit anfangen, bleibt erst einmal ihnen überlassen. Statt darüber nun lange zu klagen, sollten wir lieber fragen, wie wir bessere und kreativere Angebote und nützlichere Resourcen auf die Beine stellen können.

Da ist dieses Projekt sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Die Präsentation des Evangeliums würde ich mir persönlich noch etwas anders wünschen, es ist der typische Campus-Aufriss, der die bekannten klassisch evangelikalen Verkürzungen (strikter Bezug auf den einzelnen statt auf die Herrschaft Gottes, Fixierung auf das Schuld- und Strafproblem, Betonung der verbalen/intellektuellen Zustimmung statt umfassender, existenzieller Nachfolge). Bei den Aussagen zu Jesus dreht sich fast alles um Tod und Auferstehung, aber wenig um seine Lehre und sein Leben. Da könnte man also noch zulegen.

Spannend wird nun, wie breit und nachhaltig die Unterstützung ausfällt.

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