Koscherer Wein: Eine Preisfrage

Auf dem Berg Garizim, der sich über Nablus im Westjordanland erhebt, liegt eine jüdische Siedlung, mit Schlagbaum und Stacheldraht abgegrenzt. Einer der Siedler führt uns durch seinen Weinberg. Er trägt eine Kippa unterm Käppi und sagt anfangs in jedem dritten Satz „Praise the Lord“. Er liebt seinen Wein und das Land, das – so sagt er – Gott ihnen gegeben hat. Im Buch Jeremia sei doch schon angekündigt, dass sie in Samaria wieder Wein anbauen würden.

Jedes Jahr kommen christliche Freiwillige aus den USA und helfen bei der Lese. Wir bekommen die gekühlten Tanks gezeigt und machen eine kleine Weinprobe. Der Wein ist gut, aber er kostet auch ein kleines Vermögen. Ich frage noch einmal nach dem Land. Er versichert mir, dass die Siedler sich das Land nicht etwa genommen hätten, sondern die Regierung habe es ihnen legal zugeteilt. Ich frage nicht mehr, wie das gehen kann, wenn ein Territorium besetzt ist und das Land anderen Menschen gehört hat, die für den Bau dieser Siedlung enteignet wurden. Oder ob man so mit der Bibel umgehen darf.

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Der Wein ist koscher, erklärt er. Ich erkundige mich nach den Kriterien für koscheren Wein und höre, dass er von Juden gemacht sein muss, die den Sabbat einhalten. Ich frage zurück nach den Erntehelfern, die sind doch keine Juden. Na, was draußen auf den Feldern passiert, zählt nicht. Aber ab der Kelter ist die Produktion ganz in jüdischer Hand. Ich weiß nicht, wann und wo dieser Regeln erfunden wurden (in der Bibel stehen sie, so weit ich weiß, ja nicht). Aber so kann man einen ganzen Wirtschaftskreislauf und eine Wertschöpfungskette durch religiöse Vorschriften nach außen abschließen, eine Art geistig-ökonomischer Stacheldraht.

Ich frage die palästinensischen Christen, wie es ihnen damit geht, dass christliche Zionisten aus den USA die Siedler und damit auch die Politik der Enteignung und den Bruch des internationalen Rechts unterstützen. Sie seufzen, ein bisschen resigniert. Die meisten Amerikaner wissen vermutlich nicht, dass es unter den Palästinensern auch Christen gibt und dass diese Christen genauso wie ihre muslimischen Nachbarn und Freunde unter der systematischen Zerstückelung ihres Landes und den vielen Demütigungen der Besatzungsmacht leiden.

Ich kaufe zögernd eine kleine Menge von dem teuren Stoff. Aber ich weiß, den eigentlichen Preis für das Trinkvergnügen haben andere bezahlt.

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Alltägliche Absurdität

Die ganze Doppelbödigkeit dessen, wie Israel mit den Palästinensern umgeht, zeigte sich mit heute am Beispiel der Mietwagenfirma Budget. Mit meinen Vertragsunterlagen habe ich eine Karte bekommen, auf der die besetzten Gebiete überhaupt nicht als solche gekennzeichnet sind; es sieht da vielmehr so aus, als beginne Israel auf dem Golan und erstrecke sich dann zwischen Jordan und Mittelmeer bis zum Negev.

Gleichzeitig steht im Kleingedruckten meines Mietvertrages, dass ich unter gar keine Umständen mit diesem Auto in Gebiete fahren darf, die der palästinensischen Autonomiebehörde unterstellt sind. Ich wusste das zum Glück schon vorher, sonst hätte ich es vielleicht nicht zur Kenntnis genommen.

Vielleicht ist das Logik-Budget der Verantwortlichen einfach zu knapp gewesen, um diesen Widerspruch zu bemerken?

Andererseits: Vielleicht bemerkt ihn hier aber auch nur deshalb niemand, weil diese absurde Situation schon so lange gewohnter Alltag ist.

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Palästinenser

Als ich das erste Mal das Wort „Palästinenser“ hörte, war ich sieben Jahre alt. In München hatte ein Terrorkommando während der Olympiade 11 Mitglieder der israelischen Mannschaft als Geiseln genommen, und im Verlauf der Gefechte mit der Polizei kamen schließlich alle Geiseln ums Leben. Ich lernte also, dass das schlimme Leute waren und dass sie zu allem Unglück auch noch gegen Israel waren – gegen das Volk Gottes und die Opfer (so viel wusste ich schon mit sieben) der Nazis. Dass die Mehrheit der Palästinenser friedlich war, hatte niemand erwähnt. Es folgten die heftigen RAF-Jahre, und wer da für Palästinenser war, galt als Sympathisant des Terrors (apropos Terror – der Anschlag in München wurde von deutschen Neonazis unterstützt, aber das blieb ganz lange geheim).

Über die Jahre lernte ich noch einiges dazu, aber es blieb immer ein unangenehmes Thema, weil ein Konflikt im Raum stand, an dem die Welt sich die Zähne auszubeißen schien und von den es tausend widersprüchliche Darstellungen gab. Man kann sich da als Nicht-Experte eigentlich nur die Finger verbrennen, oder?

Seit einem Jahr beschäftigt mich die Frage neu. Als die Situation in und um Gaza letztes Jahr wieder eskalierte, da wollte ich es genauer wissen. Ich näherte mich dem Thema aus der Ferne literarisch durch den Roman „Während die Welt schlief“ von Susan Abulhawa, der ebenso traurig wie schön und versöhnlich ist. Ich bin normal gar nicht nahe am Wasser gebaut, aber diesmal war ich froh, wenn Taschentücher in Reichweite waren.

Das Buch schildert die letzten knapp 70 Jahre Geschichte des palästinensischen Volkes am Beispiel der Familie von Amal, die in Flüchtlingslagern aufwächst, später in die USA zieht und dann wieder zurück kommt nach Palästina. Ohne Hass auf Israel, aber der Schmerz und die Ohnmacht der Vertriebenen und Enteigneten werden beim Lesen verständlich. Und alles, was ich in den letzten Tagen bei verschiedenen Begegnungen gelernt habe, passt dazu.

Israel stellt an manchen Ortschaften auf der Westbank rote Schilder auf, die seine Bürger warnen, diese gefährlichen Gebiete zu betreten. So ein Schild hatte ich offenbar im Kopf. Nach vierzig Jahren ist es nun ausrangiert und ein neues beginnt sich zusammenzusetzen. Es besteht aus anderen Geschichten und Gesichtern. Ein paar davon werde ich in den nächsten Wochen vorstellen. Ich hoffe auf reges Interesse. Nicht meinetwegen, sondern um der Menschen und des Friedens willen.

Wer mag, kann ja schon mal mit Während die Welt schlief anfangen.

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Trouble im Treppenhaus?

Seit Oktober haben wir neue Gemeinderäume, die alten waren zwar wunderschön gelegen und stilvoll in einem Altbau, aber schon seit geraumer Zeit eigentlich zu klein. Nun haben wir endlich ausreichend Platz, dafür in einem sehr nüchternen Gebäude und ohne Blick in den Park.

Wir teilen uns den Treppenaufgang mit einer Thai-Massagepraxis. Die Damen, die dort arbeiten, sind sehr freundlich. So weit ich das verstanden habe, sind einige von ihnen Christinnen, und sie haben sich große Mühe gegeben, den reichlich schmucklosen Treppenaufgang zu verschönern. Eine Zeit lang standen dort Bambuspflanzen, jetzt sind es kegelförmige, glitzernde Deko-Elemente mit Teelichtern auf der Spitze und zwei Statuen in asiatischem Stil mit knienden Frauen, die eine Blumenkette tragen.

Nachdem man in praktisch keinen deutschen Friseursalon gehen kann, ohne eine Buddhafigur dort anzutreffen, die wohl vor allem die Illusion wecken soll, beim Waschen, Schneiden und Färben sei neben der schon reichlich genutzten auch eine Art höhere Chemie am Wirken, es gehe also irgendwie auch spirituell und ganzheitlich zu, finde ich die Frauen mit der Blumenkette schon einen Gewinn.

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Sei’s drum: Neulich kam uns ein Mitchrist (aus einer anderen Gemeinde) besuchen und fragte schon bei der Begrüßung süffisant, warum wir denn „die Buddhas da draußen“ noch nicht „weggebetet“ hätten. Ich biss mir kurz auf die Zunge und fragte dann zurück

  • ob er sich die Statuen genau angesehen habe und sich sicher sei, dass es sich um Buddhas handele
  • oder ob er vielleicht fände, asiatisch anmutende Kunst sie als solche schon religiös negativ zu bewerten
  • ob er lieber deutsche Bilder und Symbole dort sehen würde

Müssen wir, anders gefragt, optisch und konfessorisch etwas dagegen setzen? Mehr als ein verlegenes Lächeln kam nicht mehr zurück. Wir sind immer noch dabei, innen alles schön zu gestalten. Vielleicht fällt uns irgendwann noch etwas für das Treppenhaus ein. Aber einen Glaubenskrieg wird es dort nicht geben, weder einen christlich-buddhistischen, noch einen zwischen Abend- und Morgenland.

„Wegbeten“ würde ich dagegen gern solche Denkmuster und Reflexe unter meinen Mitmenschen, die alles Fremde für eine Bedrohung halten, deren graue Frömmigkeit eine bunte Gesellschaft nicht erträgt, die sich in irgendwelchen überholten Frontstellungen eingeigelt haben und die aufgrund von Äußerlichkeiten negativ über Menschen urteilen.

Und wenn mir dass nächste Mal jemand diese Frage stellt, weiß ich nicht, ob es wieder meine Zunge sein wird, auf die ich beiße…

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Beten in Beutelsend

Manchmal bekommt man die Illustrationen eines Sachverhalts frei Haus geliefert, noch während man ihn bedenkt. Letzte Woche habe ich ein paar kommentierte Zitate zur aktuellen Zeitgeist-Analyse von Julia Friedrichs gepostet. Bei verschiedenen Diskussionen auf Facebook habe ich gemerkt, dass die Thematik auch viele andere beschäftigt.

Ein paar Tage später nun bin ich bei einer christlichen Veranstaltung unter dem Motto „Dein Wille geschehe“. Eine größere Gruppe gebildeter, vorwiegend junger Menschen ist zusammengekommen und es gibt fünf oder sechs Redebeiträge zum Thema. Sie bleiben alle im Privaten stecken: Angstbewältigung, Stressreduktion, Konflikte und Befindlichkeiten im emotionalen Nahbereich. Gott als Helfer und Tröster, Gottes Wille darauf zugespitzt, dass es am Ende der einzelnen gut geht. Wie war das mit den „f… first world problems“?

Ich frage mich, während ich zuhöre, ob wir es hier mit einer Hobbit-Theologie zu tun haben: Irgendein mächtiger Zauberer wird die schwarzen Reiter schon fernhalten und uns das sorglose Leben im beschaulichen Beutelsend ermöglichen. So hätte sich der gute alte Bilbo das wenigstens gewünscht. Und wünschen darf man ja wohl noch…?

Moment – der allerletzte Kurzbeitrag erwähnt dann doch noch en passant den Weltfrieden. Mit genau diesem Wort (zweifellos ironiefrei), ohne auch nur im Ansatz auf irgendeine der vielen konkreten Krisen einzugehen, die diese Welt gerade umtreiben und unsere Gesellschaften zu zerreißen drohen.

Zum Beispiel das Schicksal osteuropäischer Roma, die sich hier bei uns im Winter mit Betteln irgendwie durchschlagen, weil es in ihren Heimatländern keine Arbeit und kaum Sozialhilfe gibt. Die Stadtverwaltung und einige Ehrenamtliche bemühen sich mit jeweils begrenzten Kapazitäten, pragmatische Lösungen zu finden. Mein Sitznachbar erzählt mir davon, bevor die Veranstaltung beginnt.

Ich komme später nicht mehr dazu, ihn zu fragen, wie ihm der Abend gefallen hat. Bei mir hat wenigstens das kurze Gespräch mit ihm die Hoffnung wach gehalten, dass Gott auch andere Interessen haben könnte.

(Bild: En Bouton, Escapism. Moleskin Entry via Flickr/creative commons 2.0)

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2014: Sieben Stichworte

Ein schwerer Abschied – damit muss ich anfangen. Den letzten Jahreswechsel haben wir bei Udo gefeiert. Es war ein fröhlicher Abend voller guter Gespräche. Ein halbes Jahr später standen wir mit vielen anderen erschüttert an seinem Grab. Diese Lücke ist unglaublich präsent, zumal an einem Tag wie heute. Und meine Gedanken sind bei seiner Familie.

Ein anstrengender Umzug – Nach elf Jahren im Gemeindehaus am Bohlenplatz hat das nomadische Gen sich wieder durchgesetzt und wir sind als Gemeinde weitergezogen. Mobil zu bleiben strengt an, doch es tut auch gut. Es gab viel Krempel auszumisten, aber irgendwann war dann alles verräumt. Neue Abläufe spielen sich allmählich ein. Und nun gibt es neues Terrain zu erkunden. Darauf freue ich mich im neuen Jahr.

Eine neue Erfahrung Die Straßenexerzitien bei Andreas Ebert in München unter der Anleitung von Christian Herwartz waren eine wunderbare Zeit der Vertiefung, Klärung und Gottesbegegnung in einer ungewohnten Form. An dieser Sache möchte ich dran bleiben. Mein Freund HaSo nennt so etwas urbane Spiritualität.

Ein ermutigender Einblick – Zweimal war ich 2014 zu Gast bei der Pfingstbewegung: Zu einem großen Treffen der Volksmission in Schorndorf und mit Pastoren der Foursquare-Gemeinden in Bern. Beide Male bin ich ausgesprochen herzlichen und gastfreundlichen Menschen begegnet, die aus einer hierzulande weithin unterschätzen Tradition kommen und sich viele gute Gedanken machen, wie dieses Erbe für das 21. Jahrhundert fruchtbar werden kann. Ein Gewinn für die Ökumene, findet Papst Franziskus. Und der muss es wissen.

Ein charmanter BesucherLandesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat uns besucht und damit just in dem Moment, als wir in keinen kirchlichen Räumen mehr zu Gast waren, ein Zeichen der Gemeinsamkeit gesetzt. Wenige Wochen später wurde er dann zum Ratsvorsitzenden der EKD gewählt. Für mich der richtige Mann am richtigen Ort.

Ein gelungenes Projekt – Emergent Deutschland ist ein quicklebendiges Netzwerk von Querdenkern und Originalen. Das haben wir bei Con:Fusion 2014 lebhaft gespürt.

Eine prägende Pilgerreise – In diesem Jahr hat es endlich geklappt, die Iona Community näher kennenzulernen. Was für ein Reichtum an engagierter Spiritualität und liturgischer Innovation, in der vieles zusammenfindet, was andernorts noch als Gegensatz gilt oder gar nicht im Blick zu sein scheint.

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Visueller Jahresrückblick

Statt eines langen Textes habe ich mich wieder entschlossen, zwölf Bilder für dieses Jahr sprechen zu lassen. Eins aus jedem Monat, die Auswahl war nicht immer gleich reichhaltig, aber so ist das ja auch mit dem richtigen Leben.

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Januar: Der Aegerisee, wo ein ThinkTank des IGW stattfand

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Baiersdorf Ende Februar, der Winter verabschiedet sich

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Die Orangerie am 1. März

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Kalchreuth – der Klassiker im April

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Ende Mai zwischen Berching und Hilpoltstein

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Lange Schatten im Juni

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Im Juli eine Mittagspause in Augsburg

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August (oben) und September (unten) auf Iona und Skye

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Oktober ein Besuch in Heidelberg

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November im Westen von Erlangen und ein letztes Funkeln im Dezember

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Freundlich bedrängt

23. Dezember – (vor)letzte Einkäufe stehen an, ich schwinge mich aufs Rad Richtung Innenstadt. Auf dem Weg überquere ich eine dicht befahrene Straße und ein Wagen, der eigentlich noch weit genug entfernt ist, um sich nicht behindert zu fühlen, hupt. Es ist ein unangenehm „krächzender“ Hupton. Ich bin nicht sicher, ob ich gemeint bin, also biege ich ab und radle weiter.

Obwohl in dieser Straße nur 30 erlaubt sind und ich nur knapp drunter liege, kommt der Huper von eben hinter mir schnell näher. Viel schneller, als er dürfte. Und tatsächlich, er hupt mich schon wieder an! Zum Überholen ist kein Platz. Ich drehe mich um und mache eine … abweisende Geste.

Der Fahrer hat sein Fenster heruntergelassen und ruft mir zu, ich habe einen Handschuh verloren. Ich entschuldige mich reichlich überrumpelt für meine ungehaltene Reaktion, er lächelt mich an und meint, damit habe er schon gerechnet. Ich bedanke mich, drehe um und sammle den verlorenen Handschuh auf.

Angehupt zu werden kann also viele Gründe haben. Anderen erst mal die besten Motive zu unterstellen, schadet da nicht.

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Vorra: Mehr Licht als Schatten

Vorra ist ein pittoresker kleiner Ort im Pegnitztal. Im Sommer machen Wanderer, Kletterer, Rad- und Kanufahrer dort Rast. Um die Dorfkirche stehen ein paar Läden und Wirtshäuser. Eins davon stand leer, dort sollten demnächst Flüchtlinge untergebracht werden. Es wurde letzte Woche angezündet, zusammen mit zwei weiteren Gebäuden im Ort, alle sind schwer beschädigt. Hakenkreuz-Schmierereien deuten auf rechtsextreme Täter hin, die Polizei ermittelt, noch ohne Ergebnis.

Gestern sammelten sich einige hundert Menschen am Bahnhof von Vorra, viele aus dem Ort und dem Umland: Ältere Menschen, Familien mit Kindern. Am Straßenrand parkt der Dienstwagen von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm neben dem Ü-Wagen des Bayerischen Rundfunks. Überall im Ort stehen Einsatzfahrzeuge der Polizei. Um 17:00 kommt die total überfüllte Regionalbahn aus Nürnberg an und Schwall überwiegend junger Antifa-Aktivisten quillt aus der Unterführung, mit Transparenten und Flugblättern ausgerüstet. Ab und zu skandieren Grüppchen kernige Parolen.

Eine Erklärung wurde vorgelesen, der Zug setzte sich in Bewegung Richtung Dorfkern; die einen schwiegen, die anderen riefen Sprüche und schwenkten Fahnen und Plakate. Neben mir lief eine Frau, die zu dem stattlichen Helferkreis gehörte, den der evangelische Pfarrer für die zu erwartenden Flüchtlinge ins Leben gerufen hatte. Wir kamen ein bisschen ins Gespräch über die gute Entwicklung und das jähe Entsetzen am Freitag, als das friedliche Vorra solch traurige Berühmtheit erlangte. Dass ich aus Erlangen gekommen bin, erstaunt sie. Ich dagegen finde, es hätten ruhig noch mehr Erlanger kommen können.

Der Zug steht vor dem Gasthof. In der Dunkelheit sieht man kaum Spuren des Feuers. Aber man ahnt, in welcher Gefahr sich auch die Anwohner im eng bebauten Dorfkern befanden. Wir hören noch eine Rede, spontaner Beifall kommt eher zu den Passagen auf, die weniger Antifa-Jargon enthalten. Ein paar versöhnliche Worte an alle, die heute den Schweigemarsch bevorzugt hätten. Dann dreht der Zug um und geht Richtung Bahnhof. Ich verabschiede mich von meiner Gesprächspartnerin. Für mich hat Vorra nun ein sympathisches Gesicht und sie weiß hoffentlich, dass wir die Bürger von Vorra nicht für Rassisten halten. Irgendwann, sagte sie, sind die Häuser fertig und alle Schäden behoben. Dann wird es wohl immer noch Bedarf an Wohnraum für Flüchtlinge geben.

Als ich mit diesem Lichtblick im Herzen zurück durch die dunkle Hersbrucker Schweiz fahre, höre ich im Radio: In Nürnberg hielt derweil die CSU ihren Parteitag ab. Also jene Partei, die wie keine andere im Bundes- und Landtag in so gut wie jeder Aussage, die sie öffentlich über Flüchtlinge und Zuwanderer macht, Begriffe wie „Belastung“; „Probleme und Risiken“, „Sorgen“, „Missbrauch“ und „Begrenzung“ unterbringt, bevor sie zwischendurch vielleicht auch mal etwas Nettes sagt oder ein Lippenbekenntnis zur Willkommenskultur ablegt. Die Partei, die sich nun, wie ich höre, fürchterlich missverstanden fühlt, weil Grüne und Linke das Offensichtliche aussprechen: Dass nämlich diese Taktik, mit solchen pauschalen Verdächtigungen und fein dosierten Ressentiments gegen Fremde eben jene rechten Wähler an sich zu binden, die ihr derzeit die absolute Mehrheit sichern, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in der bürgerlichen Mitte wieder gesellschaftsfähig macht.

Und damit, dass sie Sorgen nicht entkräftet oder widerlegt, sondern unter dem Vorwand des „Ernstnehmens“ gezielt verstärkt, ist die CSU natürlich für die aktuelle Klimaverschlechterung mitverantwortlich, wie auch für deren mittelbare Folgen: Denn wenn in der vermeintlichen „Mitte“ immer öfter gesagt wird „ich habe ja nichts gegen Flüchtlinge, ABER…“, dann bleibt vor allem dieses große „Aber“ im Raum stehen. Und der Nachhall nutzt den Radikalen, die aus der Furcht und dem Ressentiment Hass erzeugen.

Keiner aus der Parteispitze machte sich an diesem Nachmittag auf den kurzen Weg flussaufwärts. Ob das feige war oder taktvoll (die Antifa-Fraktion hätte ein Auftritt von Seehofer, Herrmann oder Söder vermutlich erst so richtig in Fahrt gebracht), ist schwer zu entscheiden. Vielleicht sollte die nächste Demo vor der CSU-Zentrale stattfinden. Andererseits sollte man ihnen keine Chance geben, sich beim Stammtischpublikum als Opfer linker Intoleranz darzustellen.

Wir brauchen noch viel mehr Licht in diesem Land.

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Con:Fusion – ein kurzer Rückblick

Drei Tage gemeinsamen Lebens, Nachdenkens, Betens, Diskutierens und Schaffens in der hessischen Provinz, unweit der Stelle, wo Bonifatius einst die Donareiche fällte, liegen hinter mir. Bäume wurden freilich keine in Mitleidenschaft gezogen. Dort am Gästehaus von anorak21 sagen sich zwar nicht Fuchs und Hase gute Nacht, aber Hund, Schwein und Ziege haben uns neugierig begrüßt, als wir morgens das Haus verließen.

Es war eine schöne Mischung aus bekannten und neuen Gesichtern und eine Kluft zwischen beiden Kategorien war erfreulicherweise nicht zu spüren. Das Experiment mit dem neuen Format ist gelungen, soviel ließ das Feedback erkennen. Hier sind ein paar Gründe:

  1. Mehr Zeit: Wenn man zwischen dem Ankunftsabend und dem Abschiedsvormittag nur einen Tag Zeit hat, ist der viel kürzer getaktet und mit mehr Elementen bestückt. Es war spürbar, dass inhaltliche Dichte und schöpferischer Output vom ersten zum zweiten Tag zunahmen.
  2. Mehr Nähe: Wenn alle unter einem Dach leben und bei allen anfallenden Aufgaben mit anpacken, lernt man sich von ganz unterschiedlichen Seiten kennen, und damit auch besser, als Foren, Stammtische und Studientage es bisher zuließen.
  3. Mehr Rhythmus: Wir haben uns den Luxus geleistet, an unseren Themen über eine längerer Zeit dranzubleiben. Strukturiert wurden die Tage nicht vom Wechsel der Inhalte, sondern von den Gebeten, die wir für die Tage von der Iona Community geborgt hatten, und allem, was sich um die gemeinsamen Mahlzeiten herum an Tätigkeiten gruppiert.
  4. Mehr Bewegung: Diskussionen und Kontroversen, die – nicht nur nach meiner Einschätzung – anfangs vielfach auf Missverständnissen beruhten, ergaben sich schnell. Dann spürte man, wie es tags darauf mit dem Hören besser klappte. Hätten wir nun noch einen dritten vollen Tag gehabt, hätten wir uns vermutlich an den Differenzen gewinnbringend abgearbeitet, die sich aus dem Verstehen ergeben.
  5. Mehr Selbstgemachtes: Impulse und Literatur konnten so verarbeitet werden, dass etwas Neues daraus entstand. Auch dafür war genug Zeit und Raum, und die überschaubarere Gruppengröße hat das begünstigt. Einen Videobeweis füge ich unten ein.

Es wird also nicht das letzte Mal gewesen sein, würde ich vermuten.

Con:Fusion: Something good is on it’s way from Daniel Hufeisen on Vimeo.

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Die Zaunkönige und der Mauerfall

In einer der Parkanlagen, die sich entlang der Isar erstrecken, stand ich letzte Woche vor einem Baum, an dem mehrere Nistkästen angebracht waren. Das besondere war, dass sie alle aussahen, wie alpenländische Holzhäuser (oder waren sie in einem früheren Leben Kuckucksuhren?) – jedenfalls war bei allen Häuschen ein Gartenzaun aufgemalt.

Nun stellt ein Zaun für Vögel kein Hindernis dar, die Bemalung war im Blick auf die Bewohner dieser Häuser völlig sinnlos. Doch offenbar konnte sich der Mensch, der sie hergestellt hatte, eine Welt ohne Zäune nicht vorstellen. Man muss sein Territorium doch gegen Eindringlinge schützen, also verschließt man nicht nur die Haustür, sondern man errichtet schon an der Grundstücksgrenze eine Barriere.

Wir Menschen sind schon seltsame Wesen, dass wir dieses Bedürfnis, Zäune und Mauern zu errichten, auch noch auf Vögel projizieren, statt uns von ihnen den Wunsch nach einer Welt abzugucken, die ohne solche Barrieren auskommt. Sind nicht wir die wahren „Zaunkönige“?

In diesen Tagen erinnert sich Deutschland an den Mauerfall. Wladimir Kaminer schreibt dazu heute:

Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, war es ein ständiges Suchen nach einem Loch im Zaun oder nach einem Türchen in einer Mauer. Das möchte ich meinen Kindern ersparen, sie sollen in einer Welt ohne Mauer und Zäune leben.

Die Mauer in Berlin ist weg, aber an so vielen anderen Orten wurden und werden seither neue Mauern gebaut. Jedes ernsthafte Gedenken des Mauerfalls muss sich die Frage stellen, ob wir das einfach so hinnehmen dürfen, und was ein Leben ohne Mauern uns an schmerzhafter Konfrontation mit uns selbst und anderen zumutet. Oder anders gefragt: Was können wir von den Vögeln am Himmel lernen, die uns Jesus ja schon in der Bergpredigt als geistliche Begleiter an die Seite gestellt hat?

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Engelsbegegnungen

Immer wieder gab es Momente bei den Straßenexerzitien, in denen jemand aus der Gruppe das Gefühl hatte, einem Engel begegnet zu sein. Freilich ist so ein Satz erklärungsgbedürftig. Ich meine ihn nicht metaphysischen Sinn – Himmelswesen, Lichtgestalten, Erscheinungen – sondern in dem anderen, ebenso biblischen Sinn des eher unscheinbaren Boten, der eine wichtige Nachricht überbringt.

 

Wie kann man sich das vorstellen? Ist es legitim, so menschlich von Engeln zu reden? Und nimmt man Menschen wirklich ernst, wenn man das tut?

Nehmen wir einmal an, wir sind Teil einer Filmcrew bei ihren Dreharbeiten. Und plötzlich stolpert irgendein ahnungsloser Passant in das Filmset, der irgendetwas sagt oder tut und dann ebenso plötzlich wieder verschwindet. Von der Handlung des Films hatte er keine Ahnung und was er tat, hatte im Kontext seiner eigenen Gedanken und Geschichte vermutlich einen ganz anderen Sinn, den wir vermutlich nie herausfinden werden.

Aber irgendwie gibt dieser ungeplante Auftritt der Szene einen überraschenden Kick. Vielleicht wirkt er sogar wie ein Verweis auf ein Motiv, das schon einmal da war oder auf ein Element der Handlung, das erst noch kommt. Statt sie also neu zu drehen, beschließt die Regie, sie einfach drin zu lassen.

Wenn jemand so in meine Lebensgeschichte hineinstolpert und etwas sagt oder anstößt, das für mich eine wichtige (wenngleich vermutlich andere) Bedeutung hat als vielleicht beabsichtigt, und wenn ich die Szene nicht herausschneide, sondern mich anregen, verunsichern oder ins Staunen und Fragen bringen lasse, dann war das so eine Engelsbegegnung.

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Fortschrittsgläubig

Kürzlich rief ich bei einer Hotline an. Die Systemstimme teilte mir mit, ich sei Anrufer Nr. 13, und etwa 20 Sekunden später war ich dann auch schon auf 12. Ich hatte etwa 20 Minuten Zeit und dachte, wenn es in dem Takt weitergeht, ist alles in 5 Minuten vorbei. Also blieb ich in der Leitung.

Es ging zunächst gut weiter, die erste Durststrecke kam auf Position acht, dann auf sechs, dann auf vier. Schließlich hatte ich noch 5 Minuten und befand mich auf 2. Na gut, es wird schon noch, dachte ich, und wartete.

Und wartete.

Und wartete.

Eine halbe Minute, bevor ich gehen musste, legte ich entnervt auf. Und als ich mich auf den Weg zu meinem nächsten Termin machte, verstand ich, wie das System funktioniert. Je weiter vorn in der Reihe, desto länger die Wartezeit. Auf zwei sind die Anrufer besonders geduldig, schließlich sind sie kurz vor dem Ziel.

Dass es weiter hinten überhaupt vorangeht, liegt an Leuten wie mir, die auf Platz zwei die Geduld verlieren (oder denen die Zeit ausgeht) und die deshalb irgendwann auflegen.

Ich werde vermutlich nie erfahren, ob damals überhaupt jemand zu sprechen gewesen wäre.

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Beflügelnde Begegnung

Ein Jahr lang sind wir in dieselbe Schule gegangen, ich in die fünfte und er in die zehnte Klasse. Als „Frischling“ habe ich die Großen damals nur aus schüchterner Distanz bestaunt. Kennengelernt haben wir uns nun 39 Jahre später, als Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm am Samstag mit uns Gottesdienst feierte. Und das fand wieder in einer Schule statt.

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Den Talar ließ der Bischof im Koffer, zwei Bewegungslieder machten ihm keine Mühe und bei den Fürbitte-Gebeten in kleinen Gruppen saß er, ehe ich mich versah, mit drei Jugendlichen ganz vertieft auf dem Fußboden – keine Spur von Distanz oder Herablassung, die sogar bei einfachen Amtsträgern gelegentlich vorkommt. Da war ich dann einen heiligen Moment lang wirklich sprachlos.

In seiner Predigt über das Jesuswort vom alten Wein in der alten Schläuchen und dem neuen Wein in den neuen warb er für ein gutes Miteinander ohne Abwertung und Konkurrenz, und sprach auch die Probleme an, die entstehen, wenn alt und neu zusammentreffen. Da konnte ich gut mit, es deckt sich mit meinen Erfahrungen. Und es passt wunderbar zum Konzept der Mixed Economy, das die Anglikaner und ihre Partner bei den Fresh Expressions betonen (in Norddeutschland ist daraus ein Mischwald geworden). Darüber haben wir im Anschluss auch noch kurz gesprochen, im strukturkonservativen Bayern stecken solche Überlegungen bislang in den Kinderschuhen.

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Denn wenn wir heute nicht darüber nachdenken, wie wir den neuen Wein lesen und lagern (gestern bin ich durch Iphofen geradelt, da ist der neue Wein gerade in aller Munde und bringt Menschen ziemlich in Bewegung), dann haben wir irgendwann keinen reifen, alten Wein mehr (und – auch wenn Jesus es nicht ausdrücklich erwähnt, es steckt ja im Bild –manchmal liegt auch ein reifer Wein schon länger im Keller, als ihm gut tut).

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Drei Themen haben mich aus dieser Begegnung mit dem Landesbischof besonders bewegt: Er redet erstens mit Begeisterung. Der Geist Gottes spielt für ihn eine wichtige Rolle – im Leben der einzelnen und der Gemeinden. Wir haben auch kurz darüber gesprochen, welchen Stellenwert der Heilige Geist in der aktuellen ökumenischen Missionstheologie spielt. Unsere Jugendlichen schließlich fragten nach seinem Lieblingsvers aus der Bibel und er antwortete mit 2.Kor 3,17: Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.

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Aus dieser Freiheit des Geistes wächst der – im besten Sinne „missionarische“ – Impuls, auf andere zuzugehen, mit ihnen die Schätze des Glaubens zu teilen, für das Leben mit den menschenfreundlichen Gott zu werben. Aus Freude, und nicht etwa aus Höllenangst und Pflichtgefühl, oder wie es Fulbert Steffensky einmal sagte: „Mission heißt zeigen, was man liebt.“ In der Predigt vom Samstag kam das schön zum Ausdruck und mischt sich mit dem dritten Impuls, Menschen mit weitem Herzen zu verbinden und das Denken in kleinen Karos, Konkurrenz und Konfrontation zu überwinden:

Es ist egal, ob ihr alte Schläuche nehmt oder neue Schläuche nehmt, aber lasst den Wein des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung durchfließen! Lasst ihn überfließen, dass alle davon kosten können! Lasst die Kleinen und die Großen davon kosten! Lasst die Armen und die Reichen davon schmecken! Lasst die Traurigen und die Frohen sich daran laben! Schickt niemanden weg, auch wenn er keine Ahnung hat, wie man den Schlauch anfasst! Und: bleibt beieinander! Gönnt euch einander! Wachst über euch hinaus und geht in die Welt und seid Salz der Erde!

Alle Rückmeldungen, die ich in den letzten Tagen bekommen habe, zeugen davon, dass diese Botschaft große Zustimmung findet, und dass diese Vision einer Kirche, die Gott und der Welt aktiv zugewandt ist, für ganz viele anschlussfähig ist.

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Zähe Gespräche, fruchtbare Gespräche und warum wir beides brauchen

So ein Arbeitstag bringt gewisse Wechselbäder mit sich. Heute morgen sprach ich mit der theologischen Referentin einer großen Kirche über eine noch relativ junge charismatische Gruppierung in ihrem Zuständigkeitsbereich, die ihr einige Sorgen bereitet. Die Kritik konnte ich mühelos nachvollziehen. Sie sprach davon, dass dort eine Radikalität und enorme Intensität zur Norm erhoben wird, die keinen Raum mehr dafür lässt, dass sich die Art zu glauben und das Engagement im Laufe eines Lebens verändert und entwickelt. Stattdessen wird jedes Nachlassen des religiösen Eifers und jedes Abweichen von der „klaren“ Linie mit Schuldgefühlen belegt.

Genau das war der Grund, warum ich irgendwann anfing, mich als „Postcharismatiker“ zu bezeichnen. Mir wurde schmerzhaft bewusst, dass ich die ständig geforderte, vermeintlich „normale“ Betriebstemperatur auf Dauer nicht halten kann, ohne daran innerlich kaputt zu gehen und andere kaputt zu machen. Der Weg zu dieser Einsicht hat aber ein paar Jahre gedauert, und vielleicht findet die betreffende Gruppe ihn ja auch noch irgendwann und muss dann andere Formen und Erfahrungen nicht mehr abschätzig bewerten.

Das andere Gespräch betrifft das gleiche Frömmigkeitsspektrum, aber eine gegenläufige Entwicklung. Ein Pfingstpastor erzählte von seinen Kontakten zur ACK, den manchmal schwierigen Diskussionen im eigenen Lager wegen so mancher Berührungsängste und Vorurteile, aber vor allem von seiner Begeisterung über die Aufnahme dort und die Impulse, die sich im Miteinander entwickeln. Das finde ich immens spannend. Der Ökumene in Deutschland kann das nur gut tun, wenn die Pfingstbewegung dort eine Stimme hat, und für die Pfingstbewegung wird es auch ein Segen sein, wenn Gräben zugeschüttet und Distanz überbrückt wird.

Heute nachmittag dann die Trauerfeier für einen jungen Mann, der letzte Woche auf einer Radtour von einem PKW über den Haufen gefahren wurde. Gott und Kirche waren ihm und den meisten Freunden weitgehend fremd geblieben, und nur ein Teil der Trauergäste konnte oder mochte das Vaterunser mitsprechen. Aber auch die gänzlich unfrommen Abschiedsworte hatten eine große Tiefe und in dem gemeinsamen Reden, Zuhören und Nachdenken entstanden in wenigen Augenblicken ganz tiefe Verbindungen. Jeder spürte die Echtheit des anderen in dem schweren Moment des Abschieds.

Wenn wir über Ökumene nachdenken, über Wachstum und Wandel des Glaubens, über das Problem von Engführungen, Übereifer und anmaßenden Abgrenzungen, dann mit dieser Perspektive des Nachmittags: Wie können wir in solchen Momenten und mit solchen Menschen die gute Nachricht angemessen verkörpern und in Worte fassen?

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