opti- oder pessimystisch?

Madonna macht es vor: Mystik liegt voll im Trend. Also ist Unterscheidung die erste Christenpflicht. Dazu muss man natürlich begriffliche Distinktionen schaffen.

Ich finde, wir könnten positive, angenehme und fröhliche Mystik als optimystisch bezeichnen, und Mystik, die depressiv stimmt oder wirre Gedanken und apokalyptische Schrecken hervorruft ist dann pessimystisch.

Und wo gehört nun Madonna hin?

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Spiritualität

Gestern war ich eingeladen zu einer Gesprächsrunde über Spiritualität, bewusst weiter gefasst als nur die christlichen Strömungen, die auch schon vielfältig sind. Die meisten Teilnehmer waren mir bis dahin unbekannt, aber es entwickelte sich ein gutes Gespräch. Jeder geht seinen Weg schon Jahre und Jahrzehnte, und man konnte das auf eine sehr angenehme Art spüren. Jeder hat sich diesen Weg etwas kosten lassen: Zeit und Energie, Demut und Mut zur Ehrlichkeit, das Hören auf andere und etliches mehr.

Als ich nach Hause kam, konnte ich gar nicht gleich einschlafen, sondern saß noch eine Weile auf dem Sofa und ließ den Abend nachklingen. Das Schöne war, dass die Runde meinen eigenen geistlichen Hunger (ist das das richtige Wort? Hm…) und die Sehnsucht nach Gott neu angeschoben hat. Gleichzeitig war ich etwas beschämt, weil ich denke, im großen und ganzen schöpfen wir als Christen unsere Möglichkeiten gar nicht aus, Christus ähnlicher zu werden. ICH schöpfe sie nicht aus. Aber das muss nicht so bleiben…

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Ich liebe meine Stadt

Patriotische Statements auf Deutsch wie “ich liebe unser Land” wirken ja manchmal etwas gequält. Aber bei Städten lässt sich das für mein Empfinden ganz unbefangen sagen – da klappt die Identifikation. Gestern bin ich in goldenem Oktoberwetter aus der Nachbarstadt Fürth zurück nach Erlangen geradelt und habe das wieder einmal intensiv empfunden. Nicht, weil diese Stadt perfekt wäre oder objektiv besser als alle anderen. Über vieles kann und muss man sich vielleicht auch mit Recht lustig machen. Aber das gilt für meine Familie auch…

Denn es gibt eben eine Menge liebenswerte Seiten. Ich habe mir nun vorgenommen, die alle mal in Ruhe aufzuschreiben, andere Leute zu befragen und vielleicht ein paar Fotos zu schießen, die diese Dinge versinnbildlichen. Ich weiß nicht, ob ich immer hier leben werde, aber so lange wie ich hier bin, werde ich es fröhlich und dankbar genießen.

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Erst die schlechte Nachricht?

Ein Punkt, den – ‚tschuldigung für den Begriff, weiß jemand einen besseren? – ultra-evangelikale Kritiker an Alpha (und Willow und anderen tollen Ansätzen) kritisieren ist der, dass der Ruf zur Umkehr nicht klar oder radikal (böse Zungen würden jetzt sagen: unsensibel, plump, gesetzlich) erfolgt. Schließlich müsse man die Leute erst von ihrer Sündhaftigkeit überzeugen. Im Hintergrund wirkt der pietistische Mythos vom “Bußkampf” und hier und da die reformierte Doktrin der “total depravity”, die dazu führt, dass man bildlich gesprochen erst einmal die Aufgabe hat, die feindliche Festung mit moralischen Argumenten sturmreif zu bomben (indem man vermeintlich fehlende Schuldkomplexe erzeugt), um dann die Überlebenden mit dem rettenden Ausweg zu konfrontieren. Erinnert ein bißchen an die (wie wir inzwischen wissen: irrigen) Erwartungen der US-Truppen im Irak, die meinten, sie würden als Befreier gefeiert. Ebenso wenden sich die meisten normal empfindenden Leute von solchen Botschaften milde frustriert oder mächtig empört ab. Sie empfinden, dass hier jemand vom hohen moralischen Ross herunter über sie urteil, und es bleibt häufig nur Ablehnung hängen am Ende.
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Nicht dran denken…

Heute habe ich mich dabei ertappt, wie ich krampfhaft versuchte, nicht an ein Problem zu denken, an dem ich selbst nichts ändern konnte. Es haut einfach nicht hin, an etwas nicht zu denken. Irgendwie stellt sich mein Hirn ständig selbst ein Bein bei dem Versuch.

Also habe ich mich auf Dinge konzentriert, an denen ich mich konstruktiv betätigen kann oder die Spaß machen. Und plötzlich geht alles viel besser. Es hat mich einmal mehr daran erinnert, wie Recht Paulus in Philipper 4,8 hat…

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Kunstnamen-Kinder

In einem Gespräch gestern kamen wir darauf, dass sich bei Kindern (besonders Mädchen) in letzter Zeit Namen häufen, die irgendwie so klingen, als hätte sie ein Kosmetik- oder Autokonzern erfunden: Sie lehnen sich an scheinbar vertraute Namen an, aber irgendwo hat man einen Buchstaben oder eine Silbe ausgetauscht oder hineingemogelt und – schwupps – war ein neuer Name geboren.

Ist das die Suche nach mehr Individualität in der Massengesellschaft? Will man keine Copyrights verletzen? Schwierig wird es dann zum Beispiel für Lehrer, die sich die feinen Unterschiede merken müssen. Ich weiß schon, jetzt müsste ich eigentlich Beispiele nennen. Aber ich will es mir ja mit den Eltern nicht verderben.

Wer sich auch ohne Nennung schon auf den Schlips getreten fühlt: Schiebt es darauf, dass jemand mit so einem Allerweltsnamen wie ich durch solche Posts seine Komplexe verarbeitet 😉

Zum Staunen, Schmunzeln oder Nachmachen hier die Vornamen der Woche für aktuelle Babys:

Babynamen der Woche:
Änna Katrina * Ashley Evelyn * Frederik Maximilian * Deike * Till Cedric * Marie-Isabel * Merle * Marissa * Lina Leonie * Maybritt * Tobias-Patrick * Tyler * Kiara-Melina * Anna-Celina * Arthur Eduard * Sigrun * Till * Mika * Tobias * Hannah * Chantal * Ole * Lucienne * Michel * Max Linus

Zwillingspaar der Woche:
Jarah-Eefke und Noah Andrees

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Farbtupfer

Nach ein paar schönen Tagen hat der Herbst nun auf Grau geschaltet. Zeit, die Farben zu aktivieren, die ich als langjähriger Frederick-Leser über den Sommer am Ende der Welt gesammelt habe:

trepassezpointe du van
drachenploumanac'h

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OmU: Lobe den Herren

Wie verbindet man alt und neu? Ein Versuch, der allseits gut ankam, waren deutsche (!) Untertitel zum Allzeit-Klassiker “Lobe den Herren”, dessen gehaltvoller Originaltext vor allem bei der Zeile über “Abrahams Samen” regelmäßige Kicherstürme unter Konfirmanden hervorruft.

Bei Gelegenheit muss ich das Ding noch etwas optimieren, aber vielleicht macht es dem einen oder der anderen ja auch so Spaß und inspiriert, selbst kreativ zu werden.

Lobe Den Herren

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Spannendes Frauen-Fazit

In einem lesenswerten Artikel der SZ macht Cathrin Kahlweit sich Gedanken zum Scheitern von Angela Merkel in der Wahl, die sie zur ersten Kanzlerin Deutschlands hätte machen können. Ihre These: Die historische Chance hat sie verpasst, weil sie sich nicht bewusst genug als Frau zeigte und den potenziell zehnprozentigen Frauenbonus verschenkte – die Sympathien (in diesem Fall: Mitleid) erntete sie erst in der Niederlage, also zu spät.

Der Artikel schließt mit einer provozierenden Feststellung: “Alice Schwarzer hat mal, sinngemäß, den legendären Satz gesagt, die Gleichberechtigung sei erst dann vollendet, wenn eine Frau genauso doof sein dürfe wie ein Mann. Die Deutschen hatten am 18. September die Chance, eine Frau zu wählen, die von diesem Unterschied wenig hören wollte, sie wollte weder explizit Frau sein müssen noch doof sein dürfen.”

Mitreißende Frauenzimmer wie Katrina und Rita sorgen derzeit woanders für Wirbel als in Berlin. Inzwischen können wir uns wohl allmählich auf einen “Grand ohne zwei” einstellen, um es mal in Schröder-naher Kartenspieler-Sprache zu sagen. Zwei Buben natürlich…

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Dank Kummer besser drauf?

In einer Flughafenbuchhandlung in Köln habe ich in der überbordenden Selbsthilfeecke den Titel “Ab heute besser drauf” entdeckt.

Der Autor heißt witzigerweise Peter Kummer. Vielleicht hätte das Buch doch lieber Peter Lustig schreiben sollen?

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Geist und Gemeinde

Bei Michael Welker (Gottes Geist: Theologie des Heiligen Geistes) habe ich heute den folgenden – auf das Wirken Jesu bezogenen – Satz gelesen:

Erkennbar wird eine Kraft, die einseitige, monozentrische, einlinige, gut reproduktionsfähige, schnell übertragbare, bequem anschlussfähige Machtformen in Frage stellt und aufhebt. Erkennbar wird, dass dieser Geistträger in eine unübersehbare Fülle und vielfältige Konkretheit individuellen Lebens und Leidens hineinwirkt. Aus dieser Fülle soll die geistgewirkte Kraft des Zeugnisses ausstrahlen.

Wenn man das mal auf die populären Modelle kirchlich-institutioneller, vereinheitlichender Strukturen und Konzepte von Gemeindeaufbau und -gründung bedenkt (die gelegentlich an das Franchise-Prinzip erinnern oder gar wie ein Strukturvertrieb im Schneeballsystem gedacht sind und mit – zumindest theoretisch – exponentialen Wachstumskurven locken), dann wirft das allerhand Fragen auf. Da könnte Gottes Geist tatsächlich zum massiven Störfaktor werden?

Es geht ja nicht in erster Linie Fragen der Machbarkeit, also ob so etwas funktioniert (das tut es nicht immer, aber immer wieder…), sondern ob sich in solchen Ansätzen Gottes Geist am Werk zeigt und ob sich Gott in ihnen offenbart. Dass die Alternative zu einer solchen regulierten Ordnung Chaos hieße, ist eine typisch deutsche Befürchtung…

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Alles im Fluss

Seit dem unerwarteten Wahlausgang werden plötzlich Lösungen diskutiert, die noch Stunden zuvor völlig undenkbar waren. Mal ganz abgesehen davon, wie die Jamaika-Debatte noch endet, finde ich das reizvoll und ein Gewinn für die ramponierte politische Kultur.

Vielleicht ist das ja die Botschaft der Stunde – nicht nur für die Politik: Denkt über ungewöhnliche Koalitionen nach, überwindet alte Frontstellungen und Vorurteile, lasst euch auf ein spannendes und anstrengendes Miteinander ein, denn es geht um die gemeinsame Zukunft und nicht die eigene Bequemlichkeit oder Überlegenheit. Sucht das Gemeinsame und das Verbindende, statt endlos auf den Unterschieden herumzureiten.

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Benebelt?

Meine Tochter kam eben aus der Schule mit interessanten Neuigkeiten: In der Geschichtsstunde haben sie die Wahl und die Berliner Runde besprochen und gerätselt, ob Gerhard Schröder gestern angetrunken war bei seinem Fernsehauftritt. Das wäre eine genial einfache Erklärung für sein seltsames Verhalten – Doris fand es offenbar “krawallig”, andere Kommentatoren peinlich. O-Ton Harald Schmidt: “Es ist erstaunlich, was so ein Mineralwasser auslösen kann!”

Ähnlich benebelte Assoziationen weckt der Ausdruck “Jamaika-Koalition”. Könnte die uns am Ende eine Reggae-ierung bescheren? Passen die Grünen in Angela Merkels Rasta oder steht wieder ein Frisurwechsel an? Warten wirs ab…

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Umkrempelnde Gedanken

Vincent Donovan gibt mir momentan mehr als genug Stoff zum Nachdenken, zum Beispiel mit diesen Gedanken, die vielleicht nicht so neu sind, aber in der Zuspitzung und der Frage der Umsetzung in konkrete Gemeindearbeit eine ganze Menge Fragen aufwerfen:

Nur in der Vermittlung eines nach außen gerichteten Christseins haben wir die Hoffnung, das Christentum zu erreichen. Ein nach innen gekehrtes Christsein ist eine gefährliche Imitation, eine irreführende Maskerade. Es ist gar kein Christentum.

Die Rettung der eigenen Seele, oder Selbst-Heiligung, oder Selbst-Vollendung, oder Selbst-Erfüllung mag sehr wohl das Ziel des Buddhismus oder der griechischen Philosophie oder der modernen Psychologie sein. Aber es ist nicht das Ziel des Christentums. Wenn jemand Christ wird, um Selbsterfüllung und Selbsterlösung zu finden, verrät und missversteht er das Christentum zutiefst.

Ich widerstehe jetzt der Versuchung zu kommentieren. Etwas weiter unten heißt es dann:

Auch jetzt noch ist es nur unser Kontakt zur heidnischen Welt, der Welt die nicht christlich ist, der uns ehrlich und uns selbst treu bleiben lässt.

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Auto-Alarmanlagen

Unweit meines Domizils befindet sich ein Parkhaus. In regelmäßigen Abständen und zu den unmöglichsten Zeiten hupt dort ein Auto (vielleicht auch mehr als eins) eine halbe Minute lang hektisch herum. Nachts (das Fenster im Schlafzimmer ist offen) freut mich das besonders. Heute ist das Vehikel besonders munter – es hupt schon zum vierten Mal.

Ich glaube, niemand in der Nachbarschaft nimmt das Gehupe noch ernst – der bekannte Abnutzungseffekt. Im Gegenteil, die meisten wären wohl recht froh, wenn das betreffende Fahrzeug endlich mal geklaut würde und Ruhe einkehrte. Haben die Hersteller von Auto-Alarmsystemen an diese Wirkung auch mal gedacht?

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