Frau am Steuer

Der Stern berichtete kürzlich, dass Frauen in Saudi-Arabien nun Auto fahren dürfen. Freilich unter bestimmten Auflagen und nur mit Zustimmung des Ehemannes. Der Artikel spricht von einer „verqueren Logik“ in dem Zusammenhang.

Erinnert hat mich das an den engagierten Vortrag eines Theologen zu Epheser 5, in der er die Forderung nach der Unterordnung der Frau unter den Mann mit dem (schon ziemlich abgewetzten) Hinweis retten wollte, wenn nur die Männer ihre Frauen so liebten wie Christus seine Gemeinde, dann sei Unterordnung und „Haupt Sein“ doch kein Problem mehr.

Würden nun die Saudis zu uns sagen, es sei doch alles eine Frage der Liebe – eine Frau, die ihren Mann wirklich liebt, wird ihn natürlich ganz freiwillig um Erlaubnis bitten und der Mann, der seine Frau liebt, wird ihr die Autofahrt gestatten, sofern das gut ist für sie, natürlich (und wer wüsste das besser als der liebende Ehemann?) – dann würde vielleicht auch jenem Kirchenmann klar, dass der Verweis auf die Liebe missbräuchlich ist, wenn man ihn faktisch zur Legitimierung von Herrschaft und Patriarchat verwendet.

Diese Logik ist wirklich verquer – auch in ihren christlichen Spielarten. Schon der große Columbanus wusste: Amor non tenet ordinem – die Liebe hält keine Ordnung.

 

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6 Antworten auf „Frau am Steuer“

  1. Wenn ich mich recht erinnere, liebt Christus die Gemeinde, indem er sich für sie hat hinrichten lassen (nicht nur, aber das auch). Die meisten Ehemänner, die ich kenne (mich eingeschlossen), sind dahinter bisher weit zurückgeblieben
    Noch paradoxer zugespitzt: Christus liebt, indem er aufs Haupt-Sein verzichtet.

  2. Haupt-Sein hat im Griechischen nichts mit Chef-sein zu tun. Jesus ist „Haupt“, weil er der Erste ist, und auch, weil der der Letzte ist (Of 1,17), und weil er eine höhere Ehre verdient. Dass er Herr ist, geht aus _anderen_ Bibelstellen hervor.

    Und die Unterordnung ist nach Eph 5,21-22 gegenseitig. Zwar werden dann die nur Frauen dazu ermahnt, aber bei der Liebe kommt ja auch niemand auf die Idee, dass die Frauen ihre Männer nicht zu lieben brauchen 😉

    1. Aber natürlich ist mit dem Begriff „Haupt“ ein Gefälle impliziert, und Dein Verweis auf „höhere Ehre“ und den Primat gibt ja die patriarchalische Denkstruktur auch perfekt wieder. Freilich ist ein lieber, fürsorglicher Patriarch im täglichen Umgang angenehmer als ein egoistischer Partner. Aber damit lässt sich auch jede Diktatur rechtfertigen. Q.e.d.

      1. > Aber natürlich ist mit dem Begriff „Haupt“ ein Gefälle impliziert

        Nur keins im Sinn von Befehl und Gehorsam. „Höhere Ehre“ ist eine andere Dimension als „hat mehr zu bestimmen“.

        1. Diese (ich finde: reichlich künstliche) Unterscheidung spielt in der Praxis eh keine Rolle, denn Ungehorsam und Eigenwille wird dann vom Patriarchat eben als ‚Respektlosigkeit‘ behandelt, weil ja der Mann so oder so in der Autoritätskette zwischen Gott und der Frau steht. Was sagt denn Deine Frau zu Deiner „höheren Ehre“?

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