Es fuhr ein Mann im silbernen Kompaktklasse-Kombi auf der Autobahn, der fürchtete sich nicht im dichten Verkehr und wagte sich auf die linke Fahrspur. Es war aber ein dunkler Oberklasse-PKW hinter ihm auf derselben Autobahn, der war sehr ungehalten über die Existenz so vieler langsamerer Fahrzeuge und fuhr bis auf 5 Meter auf.
Der Kombifahrer wollte im ersten Moment nicht einsehen, warum er unbedingt Platz machen muss – schließlich waren da noch viele gleich schnelle Fahrzeuge vor ihm. Danach aber dachte er bei sich selbst: Wenn ich auch keinen vernünftigen Grund sehe, Platz zu machen, will ich doch dem Drängen dieses Gehetzten, weil er mir so viel Mühe macht, nachgeben, damit er sich und uns alle nicht weiter gefährdet.
Und der Herr fügte hinzu: Bedenkt, was der Kombifahrer sagt. Sollte Gott zögern, denen den Weg frei zu machen, die ihn so pentetrant drängeln?
Alternatives Ende:
Und siehe da, der Oberklasse-PKW raste in den übernächsten Wagen und verursachte eine Massenkarambolage. Und der Fahrer des Mittelklasse-Kombis dachte bei sich selbst: Die sich nach vorne drängen, werden zuschanden werden, wer aber nachgibt, wird leben.
Wenn’s der übernächste gewesen wäre, dann hinge der Kombi jetzt mitten im Trümmerfeld … aber ja, so hätte es auch laufen können.
Nicht ganz, denn der wäre ja schon wieder auf der rechten Spur elegant vorbei gezischt 😉 😛
Frei nach Mt 5,3: Selig sind die da arm sind an Pferdestärken, den ihrer ist die Überholspur.
*denn natürlich 😉
Na ja.
Ich würde mal sagen, dass denen, die arm an Pferdestärken sind, wohl eher die Mittelspur gehört.
Und über die Mittelspurblockierer gibt’s leider kein Gleichnis.
Aha, spricht hier ein Advokat der automobilen Klassengesellschaft? Derzeit sieht es auf dreispurigen Autobahnen an Steigungen so aus: rechts LKW, Mitte Wohnwagen, links der Rest. Wer von hinten kommt, muss sich anstellen wie jeder andere, egal wieviel PS er theoretisch hat.
Als Vielfahrer (70.000/Jahr) mit nur durchschnittlicher PS-Zahl gehe ich Dränglern so schnell wie möglich aus dem Weg.
Leider sieht es auf ebenen, gut überschaubaren Strecken häufig so aus:
Rechts einige LKW’s.
Mitte einige zögerlich fahrende PKW’s
Links Kolonne mit Drängler von hinten.
Wenn ich die Drängler vorbei lassen will, brauche ich eine passende Lücke.
Die gäbe es problemlos, würden die Mittelspurblockierer ab und zu mal auch die rechte Spur benutzen.
Ich könnte dann auch viel öfter selbst rechts oder in der Mitte fahren und es gäbe für die Schnellen keinen Grund zum Drängeln.
Liebe Peter, Deine Interpretation meines Kommentars geht also an der Realität vorbei.
Dann ist’s ja gut. Die Realität, die mich auf dieses Gleichnis brachte, war jedenfalls die oben beschriebene.
Trifft wie die Faust aufs Auge – wobei der Drängler wohl die Faust ist 🙂
Komisch, meine erste Interpretation war eine positive 🙂 ! Nämlich die, dass wir Gott „in den Ohren liegen dürfen“ mit unseren Problemen und Anliegen und durchaus auch auf „schnelle(ere) Bearbeitung“ „drängeln“ dürfen.
Wer nicht wagt der nicht gewinnt….so ähnlich und in diesem Sinne ;-).
Grüße ENF
Ja, komisch… das wäre dann so eine Art Vollgas-Christentum. Oder?
Kommt darauf ob man den Begriff Vollgas-Christentum als positiv oder negativ versteht.
das kann ja jeder halten, wie er will
Ja klar, klang nur so als ob du das negativ sehen würdest. Aber ist interessant, dass man aus der Geschichte zwei Schlußfolgerungen ziehen kann 🙂
so ist das mit Gleichnissen – sie sind offen genug, dass sich jeder darin wiederfinden kann