Nicht ganz dicht?

Kürzlich unterhielt ich mich mit einem CSU-Stammwähler. Er hatte bei der Bundestagswahl grün gewählt, weil er Merkel unterstützen wollte – aber Seehofer ablehnt, der Staatsanwälte gegen Pfarrer einsetzt, die Kirchenasyl gewähren, der Obergrenzen für Humanität fordert, den Nationalisten und Autokraten Viktor Orbán hofiert oder die Lügen der heimischen Autoindustrie viel zu lange schöngeredet und belohnt hat.

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Tim Gouw

Nun hat die CSU ein historisch schlechtes Wahlergebnis eingefahren und Seehofer will „die rechte Flanke“ dicht machen. Sein Kollege Tillich aus Sachsen tutet ins gleiche Horn. Auch der hatte sich nach rechts nur äußerst ungern und selten abgegrenzt, immer viel „Verständnis“ für den Rassismus, die Islamophobie, die Europafeindlichkeit, den passiv-aggressiven Autoritarismus, der der AfD so viele Stimmen beschert hat, und einen ähnlichen Hang zum Exzeptionalismus.

Dieses Verständnis hat die Rechten jedoch erst richtig stark gemacht. Ein kurzer Blick nach Österreich hätte genügt, um zu verstehen, dass das nicht funktioniert. Im Zweifelsfall wählen die kulturell Abgehängten (oder „der Ostmann“) eben das giftige Original, nicht die Kopie, die letztlich doch wieder mit der Hassfigur Angela Merkel kooperiert. Nach dem Austritt aus der AfD denken Petry und Pretzell nun auch noch laut über eine Art „bundesweite CSU“ nach. Dann bliebe rechts noch weniger Platz zum Rutschen.

Einigen Funktionären dämmert schon, dass die rechte Flanke nicht mehr „dicht“ zu kriegen ist, wenn man die Mitte nicht verlieren will. Etwa, indem man die Entfremdung zwischen Partei und katholischer Kirche weiter verschärft, die – anders als in Polen und Ungarn – keinen nationalkonservativen Kurs stützt. So oder so dürfte die Ära der absoluten CSU-Mehrheiten mit dem Einzug der neuen Rechten in die Parlamente dem Ende entgegen gehen.

Es ist also einiges in Bewegung. Das könnte für Bayern durchaus eine gute Nachricht sein. Allen Klartextverliebten in der CSU, die so gern „Kante zeigen“, sollte inzwischen klar sein: Es kann nicht darum gehen, noch weiter nach rechts zu rutschen. Stattdessen gilt: Abstand wahren, und das bitte konsequent, und bitte gleich.

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