Deutsch zum Abgewöhnen (6): „in keinster Weise“

Die un-Phrase taucht immer wieder auf, wenn es Streit gibt oder etwas dementiert werden muss: Irgendwas war dann „in keinster Weise“ beabsichtigt, ist „in keinster Weise“ zu tolerieren. Ihr Gebrauch, gern auf Pressekonferenzen, offenbart eine gewisse Verzweiflung und den vermutlich unmittelbar bevorstehenden Verlust der Denk- und Sprachfähigkeit. Als Indiz für unwahre Behauptungen rangiert der Satz bei mir kurz vor dem berüchtigten „Ehrenwort“.

Das Wort „kein“ lässt sich nicht steigern. Weniger als nichts gibt es nicht und mehr Nichts hat auch noch niemand mit Erfolg produzieren können. Von „kein“ gibt es keinen Komparativ, und wo der fehlt, ist der Superlativ ja erst recht Quatsch. Man kann, wenn es unbedingt sein muss, doch einfach „gar nicht“ oder „keinesfalls“ sagen. Der Gebrauch dieser Nonsensform sollte in kein…er Weise beibehalten werden. Sonst könnte noch jemand auf die Idee kommen, Dementis hätten etwas mit Demenz zu tun.

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Gefährliche Jesusbilder

Es ist gefährlich, sich zu dem „versöhnenden“ Christus zu bekennen, ohne sich die zentrale Bedeutung Jesu aus Nazareth zu beachten; es ist gefährlich, einen „friedliebenden“ Jesus ohne seine prophetische Anklage dazustellen; es ist gefährlich, einen Jesus der Seligpreisungen der Armen (welche zudem noch nicht einmal als wirklich Arme verstanden wurden) ohne seine Verwünschung der Reichen zu verkünden; es ist gefährlich, einen Jesus zu preisen, der alle liebt, ohne die verschiedenen Formen zu betonen, in denen sich diese Liebe ausgedrückt hat, nämlich in der Verteidigung der Armen und der Umkehrforderung an die Adresse der Unterdrücker.

Jon Sobrino, Christologie der Befreiung, S. 34

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