Ich denke gerade – dienstlich bedingt – über Versuchungen nach und übers Predigen. Die Schnittmenge beider Wortfelder liegt in der Versuchung zur Akkusativpredigt: Ich predige mich selbst. Meine Vorlieben und Vorurteile, meine Eitelkeiten und meinen Eigensinn. Ein Freund kommentierte neulich eine Predigt so ähnlich. Zwischen den Zeilen des gewollt lockeren Predigers kam für ihn nur heraus „schaut mal, wie toll ich bin – nicht so wie die anderen“. Ich als Prediger lerne, wenn ich dieser Versuchung erliege, bei der Arbeit an meiner Predigt nichts dazu (außer wie man sein Image geschickt poliert). Meine Zuhörer leider noch viel weniger.
Nützlicher sind Dativpredigten, und das bedeutet: Ich predige mir selber (und zugleich natürlich der Gemeinde). Da bin ich dann, wenn es richtig läuft, weder der tolle Hecht noch der arme Wurm, sondern einer, der ringt wie alle anderen. Ich muss das nicht einmal ausdrücklich dazu sagen jedes Mal, sondern ich kann mich einfach zurücknehmen. Ich werde automatisch anders reden, wenn sich das Zentrum von mir zu dem hin verschiebt, um den es tatsächlich geht. Klar kann ich nicht jede persönliche Färbung oder perspektivische Verzerrung vermeiden. Aber das Bewusstsein, dass es zwischen Gottes Wort und meinem immer eine Differenz geben wird, nötigt mir hoffentlich genug Bescheidenheit ab, und öffnet für andere eine Tür, durch die sie selbst gehen und Gott begegnen können.