Frühling mit Frost!

Die Tage mit Michael Frost waren ein echtes Highlight. Demnächst wird einiges von der Konferenz in Aarau online zu hören sein, aber wer es noch einrichten kann, sollte diese Woche in Essen vorbeischauen.

Michael sprach über missionale Gemeinde und fragte, was geschieht, wenn man nicht mehr wie bisher den Gottesdienst zum organisierenden Faktor des Gemeindelebens macht, sondern die gemeinsame Sendung. Und dann die anderen Grundfunktionen von Kirche – es sind vier: Gottesdienst (worship), Gemeinschaft (community), geistliche „Bildung“ (formation), Sendung (mission) – um die Sendung herum gruppiert.

Das führt direkt zu Fragestellungen wie: Zu wem sind wir gesandt? Wer geht mit mir? Wo begegnen wir diesen Menschen? Wie könnte/müsste/würde die universale Herrschaft Gottes bei diesen Menschen konkret aussehen?

Mike vermittelt diese Dinge authentisch, lebhaft und leidenschaftlich. Wer Alan Hirschs Ausführungen manchmal als etwas abstrakt und schematisch empfand, findet bei Mike einen gesunden Pragmatismus, der gleichwohl theologisch gründlich reflektiert ist. Sehr wohltuend war auch, dass Michael nicht die „ich-bin-missional-aber-nicht-emergent“-Karte gespielt hat. Ich denke, in Aarau ist bei vielen der Funke übergesprungen. Vielleicht kommt nun der missionale Frühling für Deutschland und die Schweiz. Hoffentlich dauerhaft!

Peter_Michael_III.jpg (Vielen Dank für das Foto an Mike Bischoff)

PS: Wer nicht nach Essen kann, kann jetzt – ganz neu – auf Deutsch Der wilde Messias: Mission und Kirche von Jesus neu gestaltet lesen.

Share

Propheten des 21. Jahrhunderts

Die Zeit interwiewt den Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber aus Potsdam. Manches davon liest sich wie ein Gespräch mit dem Propheten Jeremia, nur dass der Feind nicht die Babylonier sind. Denn er sieht, wie seine Zeitgenossen auf eine Katastrophe zusteuern (und sitzt selbst mit im Boot, zumal als Vater eines kleinen Jungen, der gut noch das Jahr 2100 erleben könnte). Er warnt und mahnt, aber das ist alles, was er tun kann. Er beobachtet, wie Menschen die Krise mit Symptomkosmetik behandeln wollen oder komplett ignorieren, wie (von den Mächtigen gut bezahlte) falsche Propheten die Leute beruhigen wollen und zusätzlich Verwirrung stiften. Er weiß, dass sich die Tür für einen Ausstieg aus der Klima-Apokalypse bald schließen wird, und mitten in dem allen hofft er fast schon verzweifelt immer noch selbst darauf, dass er sich täuscht – dass er irgend etwas übersehen hat und es doch nicht so schlimm kommt, wie er jetzt mit guten Grund annimmt.

Ich wollte hier eigentlich ein paar Zitate einfügen, aber es steckt derart viel Sprengstoff in diesem Text, den muss man ganz lesen und sich davon beunruhigen lassen. Der Titel „Manchmal könnte ich schreien“ sagt eigentlich alles.

Share