Geistreiches Spiel

Ich bin den dritten Tag am Übersetzen von Michael Frost bei der IGW Konferenz in Aarau. Es ist anstrengend, aber es hat auch etwas Spielerisches – das Warten auf die nächste Herausforderung, auf die ich innerhalb von Sekunden reagieren muss. Eine Art Gehirnjogging mit Publikum, oder eine Sprachversion von Speed.

Ab und zu ist es eine an mein Gedächtnis: Mike hat einen oder mehrere lange Sätze gesagt, kann ich mich noch an alles erinnern? Dann ist es eine akustische: Er dreht sich gerade weg und ich verstehe nur mit Mühe, was er sagt. Gerade noch rechtzeitig setzt mein Hirn die Laute richtig zusammen. Manchmal eine prophetische: Um einen Halbsatz richtig wiederzugeben, muss ich raten, wie es vermutlich weitergehen wird. Dann eine kulturelle: Wer war Guy Fawkes? Und natürlich eine sprachliche: was sind angemessene Begriffe, wie kommt ein Witz am besten rüber, welche deutsche Redewendung entspricht der englischen, die ich gerade höre.

Jedes Mal, wenn es klappt, freue ich mich wieder und bin motiviert. Jedes Mal, wenn mir etwas misslingt, mache ich eine geistige Notiz und nehme mir vor, beim nächsten Mal besser zu sein. Das Anstrengendste aber ist das Stehen auf dem harten Fliesenboden. Ich finde, Gemeindesäle brauchen ein Holzparkett, das federt – und die Akustik ist auch besser (dann muss der Schlagzeuger auch nicht ins Plexiglas-Aquarium).

Ein Vortrag steht noch aus, gleich hole ich mir noch einen Espresso. Der ist – Kompliment an die Veranstalter – sogar fair gehandelt.

Share