Schoko-Hunger

Zu Ostern platzt die Deutsche Welle mit einer Hiobsbotschaft in die festlich gestimmten Haushalte: In China ist der Appetit auf Schokolade erwacht. Es bleibt im Dunkel, welcher Unglücksrabe die Büchse der Pandora geöffnet hat, aber der Höhenflug beim Spritpreis war nur ein müdes Vorgeplänkel für die drohende Schokoladenverknappung, wenn das Milliardenvolk nun auf den Geschmack kommt.

Schokoverzicht wird in Zukunft kein heroisches Vorhaben für ein paar Wochen Fastenzeit mehr sein, sondern harter Alltag für Normalverdiener. Die FDP wird als Schokopartei Punkte sammeln, auch wenn sie nicht von Gelb auf Braun umsatteln dürfte. Stopfen wir uns also lieber noch einmal voll, Weihnachten könnte es schon anders aussehen.

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Schön gesagt

Ich trage eine kleine Melodie in mir herum, die manchmal danach verlangt, dass ich sie in meine eigenen Worte kleide. Aber Hemmungen, Mangel an Selbstvertrauen, Faulheit und ich weiß nicht was noch alles hindern mich daran, und so bleibt sie in mir stecken und spukt in mir herum. Manchmal höhlt sie mich inwendig aus. Und dann wiederum erfüllt sie mich mit ganz leiser, wehmütiger Musik.


Das denkende Herz. Die Tagebücher von Etty Hillesum 1941 – 1943

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Annehmen und Verändern

Ich denke aufgrund verschiedener Anlässe in dieser Woche darüber nach, was wirklich gute Beziehungen ausmacht. Einerseits haben sie damit zu tun, dass einer den anderen so nimmt, wie er ist, und ihn nicht verändern will. Wenn ich spüre, dass jemand an mir herumdoktern will (damit es ihm besser geht), werde ich ganz plötzlich ziemlich pelzig, genauer gesagt: Ich mache einfach dicht.

Andererseits haben mich gerade die Beziehungen am meisten verändert, wo ich diese Offenheit und Annahme gespürt habe. Plötzlich hatte ich die Freiheit, mir selbst mal zu überlegen, wer ich eigentlich sein möchte und wie ich dahin gelange. Und die Freiheit, darüber zu sprechen, tastend, ins Unreine, bis ich noch genauer sagen kann, was ich wirklich will. Ohne die Angst, der andere zieht sich zurück, wenn das Ergebnis am Ende nicht seinen Vorstellungen entspricht. Aber er freut sich, wenn ich mich verändern will, und unterstützt mich dabei. Mehr noch: Er sieht das Gute in mir, auch wenn ich es selbst schon nicht mehr sehe.

Dann kehrt sich diese Dynamik natürlich auch um: Ich frage, wie ich mich verändern kann, damit ich dem anderen noch mehr gerecht werde und damit unsere Beziehung wächst und sich vertieft. weil ich genau weiß, wie viel sie mir bedeutet.

Merkwürdig, wie wir einander blockieren können mit unserem Frust und unserer fordernden Haltung.

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Berufungs-Blues: Brennende Herzen

Seit einer Weile verfolgt mich Jeremia 20, wo Jeremia sich beschwert, dass Gott sein Leben ruiniert hat und er trotz allem nicht von ihm loskommt. Ich finde das eine der leidenschaftlichsten und anrührendsten Passagen in der ganzen Bibel. Berufungen sind doch auch etwas – ich bin versucht zu sagen: höllisch – Gefährliches.

Natürlich bin ich meilenweit entfernt von der dramatischen Situation damals, doch manchmal kann ich es wenigstens ansatzweise nachempfinden. Wie nett wäre es, ab und zu einfach passiv und teilnahmslos im Strom zu schwimmen, weniger Konflikte und Auseinandersetzungen zu erleben und ein bißchen mehr gemocht zu werden (nicht geliebt, dazu wäre der Weg zu farb- und harmlos, aber eben gemocht).

Etwas weniger einsam in manchen Momenten, weil ich mit weniger zufrieden sein könnte: Weniger beunruhigende Fragen und Zweifel, weniger Wunsch nach Veränderung, weniger gewagte Träume, weniger Ungeduld mit dem Status quo, weniger Verletzlichkeit. Das Leben könnte einfacher sein. Es geht aber nicht! In einem Song von REM heißt es ganz passend:

I told you I wanted to be wrong
but everyone is humming a song
that I don’t understand.

Vielleicht sollten wir unsere christlichen Berufungsseminare alle noch einmal umschreiben und überdenken. Jeremia 1 kommt oft vor, Kapitel 20 dagegen eher im Kleingedruckten. Dabei wollen wir doch gern Leute mit brennenden Herzen sein:

Sagte ich aber: Ich will nicht mehr an ihn denken und nicht mehr in seinem Namen sprechen!, so war es mir, als brenne in meinem Herzen ein Feuer, eingeschlossen in meinem Innern.

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Passion zum Anfassen

Selten habe ich dermaßen viele Leute sichtlich bewegt aus einem Gottesdienst kommen sehen wie heute morgen von unserem Karfreitags-Kreuzweg. Die Passion Christi mal so richtig mit allen Sinnen wahrzunehmen, wo Filme einem weder genug Zeit noch Distanz gelassen, Predigten nichts neues mehr erzählt und viele Lieder allzu gewohnt geklungen hätten.

In Verbindung mit Dingen zum Ansehen und Anfassen hatten die (ebenfalls bekannten) Bibeltexte plötzlich eine ganz andere Resonanz. Und am Ende hatte tatsächlich fast jeder innerlich einen Weg mit Gott zurückgelegt. Es herrschte eine unglaubliche Konzentration im Raum, die auch auf die Kinder sofort gewirkt hat.

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Genial bei dem ganzen war das vierköpfige Team, das wunderbar kreativ, harmonisch und effizient alles vorbereitet hat, und die vielen künstlerischen Helfer. Sogar ein echter Grabstein war dabei…

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Bibeln und Bigotterie

Bernardo Provenzano scheint ein Mann voller Gegensätze zu sein: Ein Multimilliardär, aber er gibt nichts davon aus, lebt in einer spartanischen Hütte, ernährt sich von Frischkäse und – jetzt kommt’s noch dicker – er hat schätzungsweise vierzig Leute direkt auf dem Gewissen, sieht aber häufig seinen Beichtvater und hat gleich mehrere Bibeln bei sich.

Aus den letzten Infos hätte der eine oder andere geschlossen, der fromme Bernardo müsse ein guter Mensch sein. Pustekuchen! Aber es wäre doch wirklich schön, wenn das Lesen in de Bibel Leute von allein zum Guten verändern würde.

Ein anderes Beispiel für diese Art empörender Bigotterie ist der Konflikt zwischen dem deutschen Papst Benedikt XVI und dem polnisch-nationalistischen katholischen (!) Sender Radio Maryja, der durch Antisemitismus von sich reden macht.

Es bleibt also eine riesige Aufgabe, daran aufmerksam zu arbeiten, dass das Evangelium richtig verstanden und dann auch praktisch umgesetzt wird – keineswegs nur für Katholiken.

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Zitat zu Ostern

Aus dem Ende wächst ein neuer Anfang. Verlust und Schmerz sind nicht das letzte Wort. Zeit, die Trauer zurück zu lassen, das Gute zu genießen und mit Hoffnung in die Zukunft zu blicken, aus der mir Gottes neue Schöpfung entgegenkommt. Schönheit statt Asche, wie Jesaja sagte.

Das hat mich an den folgenden Dialog aus Four Weddings and a Funeral erinnert:

Fi, you do look lovely today.

I’ve abandoned my traditional black.

Yes, so you have.

From now on, I shall be all the colours of the rainbow and fall in love with someone who fancies me for a change.

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Abgänge

Eine Woche voller Abgänge und Abgesänge:
Oliver Kahn muss die Nummer 1 an Lehmann abgeben, und bleibt im dennoch Team (guter Verlierer, sagt Klinsmann). Vielleicht brauchen wir ihn, um bei de WM alle gute Verlierer zu werden…?
Matthias Platzeck gibt den Vorsitz der SPD ab, damit er (kluger Verlierer) seine Gesundheit behält.
Silvio Berlusconi muss sein Amt demnächst abgeben an Prodi 🙂 und und lässt nachzählen (schlechter Verlierer). Er hofft auf eine große Koalition wie in Deutschland, aber es sollte ihm klar sein, dass diesen Wechsel selbst Gerhard Schröder politisch nicht überlebt hat. Prodi und Angie werden sich dagegen verstehen.
Bernardo Provenzano muss in den Knast und Italien atmet auf, zum zweiten Mal an diesem Tag. Die Cosa Nostra verliert ihren Paten. Ein Schritt in die richtige Richtung.

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Brief aus Athen

Eher zufällig bin ich heute auf der Website des ÖRK gelandet und habe da einen interessanten Brief von der Weltmissionskonferenz Athen 2005 gefunden. Bestimmt bin ich der einzige, dem das bisher entgangen war… Es gibt ihn sogar in (nicht immer richtig gutem) Deutsch, hier ein kleiner Auszug, der vielen aus dem Herzen sprechen wird:

Der Missionscharakter der Kirche wird in größerer Vielfalt erfahren als je zuvor, und die christlichen Gemeinschaften setzen ihre Suche nach eigenen Antworten auf das Evangelium fort. Diese Vielfalt ist eine echte Herausforderung und kann mitunter Unbehagen in uns hervorrufen. Wir entdecken darin aber auch Möglichkeiten für ein tieferes Verständnis des schöpferischen, lebenserhaltenden, heilenden und versöhnenden Wirkens des Heiligen Geistes.
Denn die Kraft des Geistes berührt uns in vielerlei Weise : in Sanftmut und Wahrheit, Trost und Kreativität, Gottesdienst und Handeln, Weisheit und Unschuld, Gemeinschaft und Heiligung, Befreiung und heiliger Kontemplation.
Doch es gibt auch böse Geister, die in der Welt und leider auch in einem großen Teil unserer Geschichte und in vielen unserer Gemeinschaften am Werk sind. Dies sind Geister der Gewalt, Unterdrückung, Ausgrenzung, Spaltung, Korruption, Selbstsucht, Ignoranz, des Versagens, unseren Glauben zu leben, und des angstvollen Schweigens angesichts von Unrecht.
Um das Werk des Heiligen Geistes erkennen zu können, haben wir die Notwendigkeit verspürt, immer wieder zu den Wurzeln unseres Glaubens zurückzukehren und den dreieinigen Gott zu bekennen, der uns in Jesus Christus, dem Fleisch gewordenen Wort, offenbart worden ist.

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Kunststück Verstehen

Mit fällt immer mehr auf, wie tief die Sehnsucht der meisten Menschen ist, verstanden zu werden. Oder, um es in biblischer Sprache zu sagen: erkannt zu werden – irgendwie durchschaut und trotzdem zugleich auch geliebt. Ein (Augen-) Blick, in (bzw. mit) dem der andere alles sieht, und sich darüber nicht abwendet.

Andererseits leben wir täglich mit Missverständnissen oder dem Schmerz, unverstanden zu sein. Um so kostbarer ist es, wenn mich jemand “erkennt”. Und das ist nicht primär eine Frage des Informationsstandes, sondern der Empathie und Intuition. Tom Marshall hat einmal geschrieben, dass ohne das Verstehen auch Liebe, Achtung und Vertrauen in einer Beziehung nicht mehr richtig funktionieren.

Das Dumme ist, dass man Verständnis kaum einfordern kann. Man muss es geschenkt bekommen. Manchmal verstehe ich mich ja selbst nicht einmal. Wahrscheinlich ist alles menschliche Verstehen bruchstückhaft. Kein Mensch auf dieser Welt wird alles an mir verstehen. Es geht also immer um ein mehr oder weniger, nicht so sehr um alles oder nichts (diese Erwartung wäre das sicherste Rezept für Einsamkeit). Nur manchmal ist das Wenige nicht genug.
„Kunststück Verstehen“ weiterlesen

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Nichts besonderes

Heute habe ich mich mit einem Freund über die Dinge unterhalten, mit denen jeder von uns die letzten Wochen so zu kämpfen hatte. Mir hat es geholfen, in Gesprächen und durch Sachen, die ich gelesen habe (Guardini…), manche dieser Erfahrungen einzuordnen.

Beruhigend und ernüchternd zugleich war dabei die Einsicht, dass ich gar nicht so besonders bin, wie es sich hin und wieder anfühlte: Nicht so einsam in meiner Tragik, dafür auch nicht so verloren, wenn es um Lösungen geht. Vielleicht doch eher tröstlich, denn sonst träfen mich irgendwann diese Zeilen von Dido:

You think you are complicated,
Deep mystery to all,
Well it’s taken me a while to see,
You’re not so special.

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Glück und Entsetzen

Generous Orthodoxy verweist auf ein Gespräch des Sunday Herald mit der jüdisch-stämmigen Feministin Naomi Wolf, die erzählt, wie sie eine Begegnung mit Jesus hatte. Hier ein kleiner, aber feiner Auszug, der theologisch spannend ist und vor allem die Frage aufwirft, wo jemand hingehen kann und verstanden wird, wenn er so etwas erlebt:

“Ich war völlig verdutzt, aber ich hatte tatsächlich diese Vision von … von Jesus, und ich bin sicher, es war Jesus.” Weil sie ein Stirnrunzeln erwartet, fügt sie schnell hinzu: “Aber es war nicht so was komisches Theologisches; es war einfach diese Gestalt, die das vollkommenste menschliche Wesen war – voller Licht und voller Liebe. Und ganz und gar zugänglich. Jeder von uns könnte so sein. Es kam Licht holographisch aus ihm heraus, einfach weil er ungetrübt war. Aber als Menschen könnten wir das alle sein.”

Obwohl sie beunruhigt war, war sie auch beschwingt. “Auf der mystischen Ebene war das völlige Freude und Glück und mir liefen die Tränen herunter. Auf der Ebene des Bewusstseins war ich absolut entsetzt, als es vorbei war, weil ich Jüdin bin. Auf so etwas hätte ich nicht treffen sollen.”

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Mailserver kollabiert

Von gestern mittag bis heute morgen war unser (Mail)Server gestört. Ich vermute, dass etliche Mails auf der Strecke geblieben sein könnten. Falls jemand in dieser Zeit etwas geschickt hat, könntet Ihr das bitte im Zweifelsfall wiederholen?

Danke…

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