Wie schmeckt Armut?

Die Micha-Initiative ruft für die kommende Woche zu einer – für alle, die sich ihr anschließen – enorm eindrücklichen Aktion auf: Unter dem Motto Reicht Fast(en)? kann man sich verpflichten, täglich eine Schale Reis (100g, ca 350 kcal) zu essen. Blank, wenn’s geht, mit etwas Salz.

Mehr nicht, denn das ist die tägliche Essensration für ein Drittel der Weltbevölkerung – über 2 Milliarden Menschen! Die eine Milliarde, die tatsächlich im „technischen“ Sinn hungert, hat noch weniger…

Letzte Woche haben wir in einem Teamtreffen über die Aktion gesprochen und die meisten fanden das schon ziemlich happig. Einer aus der Runde meinte, dann würde er lieber ganz fasten, dann stellt sich wenigstens kein Hunger ein. Andere schüttelten den Kopf und meinten, sie müssen ja arbeiten, da geht so etwas nicht.

Andererseits: Vielleicht muss man es ja gerade deshalb am eigenen Leib erfahren! Denn die Leute mit der einen Schale Reis am Tag arbeiten ja auch. Also: Wo sind diejenigen, die es drauf ankommen lassen? Egal, wie lange jede/r durchhält – einen Versuch sollte es uns allemal wert sein. Also jetzt bitte nicht gleich „Reis aus nehmen“ – es sei denn, jemand hat Untergewicht oder gesundheitliche Probleme. Als Diät ist das Ganze übrigens auch nicht gedacht (zunehmen wird man freilich kaum).

Man lebt billig in so einer Woche. Das ist die andere Seite. Das gesparte Geld kann man dann spenden, um Armut und Hunger zu bekämpfen. Die Flyer für die Aktion kann man übrigens noch hier bestellen.

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5 Antworten auf „Wie schmeckt Armut?“

  1. Eine Woche lang 100 g Reis essen ist eine Möglichkeit der Erfahrung, kann aber auch schnell vergessen sein, eine Woche veranlasst uns vielleicht zu kurzzeitiger Betroffenheit, selten zu einer profunden Umkehr – jedenfalls meine Erfahrung. Außerdem: Die Leute da unten arbeiten ja auch mit den 100 g Reis – oft schwer körperlich. Warum hier nicht mal Jahr auf Hartz IV Niveau leben. Das ist auch eine gute Übung und lehrt uns viel über das Leben, das Konsumieren und die Gnade der Einfachheit. Und wenn man dann nach dem Jahr den ersparten Unterschied zu seinem Gehalt spendet, haben die Armen vielleicht noch mehr davon. Zu leben mit dem einfach, was man in D braucht. Geht! Und hat seine eigene Schönheit!

  2. naja, für mich persönlich macht es den gleichen Unterschied wie eine 1-Wochen-Crash-Diät und eine langfristigen Ernährungsumstellung. Was wirkt wohl nachhaltiger…

    1. @Gabriele: Schon, nur wirkt der Einwand an dieser Stelle so, als fragte man zwei Freunde, die sich gerade überlegen, ein Wochenende nach Stuttgart zu fahren, warum sie nicht lieber sechs Wochen nach Amerika fliegen.

  3. @Gabriele: Was tust DU denn?
    Hast du als Selbstversuch und um spenden zu können ein Jahr auf HartzIV- Niveau gelebt?

    Oder kritisierst du nur anderer Leute Aktionen und wirst selbst gar nicht aktiv?

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