Verspielte Zukunft

Vor ein paar Tagen las ich irgendwo, dass uns Polen 2050 in der Entwicklung überholt haben wird, weil unser Bildungssystem zu schlecht ist. Zu wenig Akademiker mit Abschluss, zu wenig Abiturienten. Kurz darauf erzählte ein Freund von einem Studenten mit süddeutschen Einser-Abi, der in einer Prüfung an der Uni durchgefallen war. 70% der Studierenden scheitern offenbar im Schnitt an dieser Klausur. Und die Professoren sind nicht etwa erschüttert, sondern kommentieren das mit einem gewissen Stolz.

Kein Wunder, dass wir so düsteren Zeiten entgegen gehen: Wenn begabte, motivierte und (davon gehe ich jetzt aus) fleißige junge Menschen akademisch derart abgeschlachtet werden, muss sich jeder Dozent fragen lassen, was sein Unterricht denn taugt. Eine Durchfallquote von 70% verrät doch entweder, dass der Unterricht bodenlos schlecht war oder die Ansprüche unverhältnismäßig hoch – versehentlich, weil man das Leistungsvermögen der Studierenden nicht einschätzen kann, oder bewusst, weil man die eigene Überlegenheit demonstrieren will auf Kosten anderer. Je schlechter der Student, desto besser der Prof, wäre die kranke Logik.

Wer solche Leistungen als Lehrender abliefert, hätte für mein Empfinden eine Abmahnung verdient und gehörte im Wiederholungsfall gefeuert. Und so lange das nicht geschieht, warum nicht die Namen der pädagogischen „Minderleister“ samt Misserfolgsquote im Netz veröffentlichen?

PS: Frage an die Hochschulrektoren: Wie machen die Polen das eigentlich?

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3 Antworten auf „Verspielte Zukunft“

  1. Naja ich halte nicht soviel von solchen Hiobsbotschaften. Zumindest habe ich gerade noch die Meldungen im Ohr, dass die Hauptschule ausstirbt, weil alle Eltern ihre Kinder auf die Realschule, bzw. auf das Gymnasium schicken. Sollten also doch ein paar Abiturienten in den nächsten Jahren rauskommen.

  2. Ich könnte noch ein apartes Beispiel für „verspielte Zukunft“ hinzufügen:

    In Hannover streitet man gerade über das Zukunftsprojekt „Landtags-Neubau“, das sowohl wegen seiner architektonischen „Schönheit“ umstritten ist, aber auch wegen der enormen Kosten sehr viel Widerstand bei den Bürgern hervorruft. Der Landtag – also unsere Volksvertreter – benötigen aber einen ökologisch wertvollen und repräsentativen Neubau für die wirklich vielen, vielen Stunden, in denen ca 20 Parlamentarier an den Sitzungen teilnehmen und werden sich wohl für den Neubau aussprechen, der viele, sehr viele Millionen verschlingen wird.
    In der vergangenen Woche war in der HAZ – der Heimzeitung der niedersächsischen Landeshauptstadt – zu lesen, dass die gleichen Parlamentarier den Bildungsetat um 50% kürzen wollen – wobei der Etat ohnehin nicht berauschend war oder ist!
    Man wolle besonders an den Ausgaben für KINDERGÄRTEN und GRUNDSCHULEN sparen …. nun ja, wenn schon an der Basis gespart und geschludert wird, kann man sich nicht wundern, dass es an der Bildungsspitze sooo schlecht aussieht.

    Die Architekten der Zukunft werden dann wohl – wie der Gewinner des aktuellen Wettbewerbs – aus Japan oder China kommen …

  3. Hallo Peter,
    das was du beschreibst, gibt es nicht nur in der Uni, bei mir in der Oberstufe gab es auch schon Lehrer, die nach Klausuren meinten, dass diese zu gut ausgefallen wären, wir Schüler also zu gute Noten hätten und die Aufgaben zu leicht gewesen wären. Es ging leider nicht darum, wie viel die Schüler lernen, sondern wie sehr der Notenspiegel dem Durchschnitt entspricht.

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