Verbohrt

Vorgestern sah ich auf BBC ein Interview mit dem Schriftsteller Gore Vidal. Irgendwann kam das Gespräch auf das Christentum, weil Vidal unter anderem dem römischen Kaiser Julian (der kein Freund der Christen war) ein literarisches Denkmal setzte. Vidal sagte, die Geschichte des Christentums sei mit Blut beschmiert. Und als der Interviewer zu bedenken gab, dass Christen neben Grausamkeiten auch vieles Gute gebracht hätten, sagte er knapp: „Ich habe nie etwas davon gesehen“. Auch durch einiges Zureden ließ er sich nicht davon überzeugen, dass dieses Statement vielleicht überzogen war.

Zugleich scheint er im Hinblick auf sein Heimatland ähnlich zu denken. Er lebt in Italien, weil für ihn alle Amerikaner Lügner sind, die sich die Wahrheit über sich selbst nicht eingestehen. Vidal natürlich ausgenommen, sonst wüsste er ja nicht, dass die anderen Lügner sind. Vielleicht ist er aber doch nicht so anders als seine Landsleute – immerhin hält er unbeirrt an seinen pauschalen Vorurteilen fest…

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