Unkühles „Deutsch“

Es ist ja eine gute Sache, wenn Christen sich nicht lange mit nationalen Interessen und Ressentiments aufhalten und global denken. Hin und wieder aber führen die angelsächsischen Einflüsse zu leichten Verständigungsschwierigkeiten: „Das hat mich total getoucht“, sagte neulich jemand in einer Gesprächsrunde. Da fiel mir ein: Schon vor Jahren hörte ich von einem bekannten Prediger aus dem Sauerland einmal den Satz „step by step habe ich dich geteacht“.

Die Liste ließe sich ohne Mühe fortsetzen: Ein Geschäftsreisender im Zug sprach neulich an seinem Handy davon, dass man sich zu etwas „committet“ hatte.  Ich würde mich trotzdem mächtig geblesst fühlen, wenn wir solchen Jargon meiden könnten. Er ist irgendwie extrem unkühl.

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10 Antworten auf „Unkühles „Deutsch““

  1. Wobei ich auch öfters englische Wörter in deutsche Sätze einbau, aber nicht weils cool ist, sondern weil ich einfach keine deutschen Übersetzungen kenne…

  2. Das ist ja an sich kein Problem. Schwierig wird es, wenn man englische Verben deutsch konjugiert, also gedownloaded, oder downgeloaded oder so…

  3. „Unkühl“ erinnert mich an eine Seite, die es vor ein paar Jahren mal gab, auf der ein Typ es genau umgedrehte und krampfhaft versuchte, alles einzudeutschen. Bei den Worten musste man dann auch erstmal rausfinden, was er meinte. Mein Favorit war ein Banner von ihm, auf dem „Unzucht ist unkühl“ drauf stand

  4. Mein „Lieblingsthema“ – wobei es ja nicht viel mit Liebe zu tun hat, eher im Gegenteil! Sicher, es gibt Worte, für die es, aus welchem Grund auch immer (Ursprung etc.) keine deutsche Übersetzung gibt, oder nur eine sehr umständliche Umschreibung, und da ist es ja in Ordnung, die englischen Begriffe zu benutzen. Aber etwas auf englisch sagen, wenn es ein absolut akzeptables, wunderbar deutsches Wort dafür gibt??? Wozu? Das Paradebeispiel, das mich persönlich am meisten nervt, ist der „Flyer“. Es gab schon lange vorher den Handzettel, die Broschüre etc. – warum also unbedingt jetzt noch ein Wort erfinden? Es ist ja noch nicht einmal eingedeutscht, denn ein „flyer“ im Englischen ist das, was wir im Deutschen ein Flugblatt nennen, also etwas anderes als ein Handzettel, eine Boschüre etc.! Und dann wäre da noch das „Handlich“…

  5. Es gibt auch Unwörter aus dem Englischen, die nicht so schnell auffallen aber genauso übel sind. Z.B. das nette Wort „Leiterschaft“ – das es im Deutschen schlicht nicht gibt und ein übler Übersetzungsversuch des englischen „Leadership“ ist – welches korrekt mit Leiter, Leitung, Führung übersetzt würde. Tipp: einfach mal Leiterschaft bei Google eingeben und staunen.

  6. @ Charly: Stimmt. Im Duden fehlt es. Besonders nett finde ich den Ausdruck „die Leitschaft“ für ein Kollektiv: „Wie denkt die Leiterschaft zu diesem oder jenem Thema?“

  7. Schuldig im Sinne der Anklage. Comitten tue ich mich 2x die Woche mindestens. Allerdings spreche ich Job, sorry, arbeitsbedingt jeden Tag Englisch und manchmal habe ich das Gefühl, dass beide Sprachen so langsam ineinander über gehen… Viele dieser Ausdrücke („getouched“) sind natürlich albern, aber die meisten dieser Forderungen nach eine *Reinhaltung“ der DEUTSCHEN SPRaCHE“ gehen mir ziemlich auf den Geist, weil die Leute, die man sowas fordern hört, meist von Sprache und ihren Dynamiken keine Ahnung haben. Ich habe da oft das Gefühl, dass da so nationale Fantasien sublimiert werden sollen. Gegen Ausländer darf man ja nicht sein, aber unsere Sprache versauen sie uns nicht! Ich meine, es gäbe da wichtigere Dinge über die man sich aufregen sollte.

  8. Oh ja… ein leidiges Thema… Furchtbar finde ich auch, wenn „Feedbacks“ (zu allem Überfluss auch noch im Plural) gesammelt werden. Was ist denn bloß aus den Rückmeldungen geworden?!

  9. Ich bin auch nicht wirklich ein Sprachpurist, aber in christlichen Kreisen kann ich mich manchmal des Eindrucks nicht erwehren, dass manche mit diesen Ausdrücken auch eine gewisse „geistliche Kompetenz“ übernehmen möchten – man hat so seine Vorbilder z.B. aus den USA, sieht, wie es da so läuft und übernimmt das inklusive genau der gleichen Ausdrucke und hofft, dass das gleiche geschieht.

    Ich höre z.B. in Gebeten mittlerweile regelmäßig „Yes, Lord“. In schönstem Schwäbisch :-).

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