Nichts sagen ist auch eine Botschaft

Urlaubszeit in Bayern. Wer denkt da schon an die Land- und Bundestagswahlen im September? Na, die CSU zum Beispiel: Sie plakatiert großflächig einen lächelnden Seehofer vor weißblauem Himmel. Einzige Botschaft des überdimensionalen Werbeträgers: „Unser Ministerpräsident“. Beim mir im Stadtteil wünscht der Innenminister, der hier seinen Wahlkreis hat, von einem deutlich kleineren Plakat aus allen einen schönen Sommer.

So verhält sich ein Souverän – der Serenissimus grüßt huldvoll die Untertanen aus luftiger Distanz. Lächeln und Grüßen reicht anscheinend aus CSU-Perspektive, um im glücklichsten aller Bundesländer wiedergewählt zu werden. Wozu sich, während alle chillen, mühsam über Sachthemen in Diskussionen verstricken, in denen man gar schlecht aussehen könnte oder auf kritische Fragen antworten müsste über Mollath, die BayernLB, Ökostrom, Prism, Verwandtenaffären, Verbraucherschutz, Bildung, Europa, Rüstungsgeschäfte mit Despoten, populistische Kehrtwenden und was sich sonst noch so auftürmt im Augenblick? Das interessiert doch nur Verlierer!

Wozu also so tun, als nehme man die Bürger ernst als Gesprächspartner im politischen Diskurs? Am Ende kämen sie auf die absurde Idee, sie seien selbst der Souverän im Land! Am Ende meinen sie noch, sie könnten auch andere Parteien wählen! Am Ende könnte gar jemand glauben, ein Wechsel diene der Demokratie…? Denn Wahlfreiheit bezieht sich, wie ein aktueller Tweet von MdB Stefan Müller verrät, in christsozialer Interpretation inzwischen darauf, an einem eventuellen „Veggie-Day“ Fleisch zu futtern und stolz darauf zu sein. Robin Hoods Erben im Zeitalter drohender Ökodiktatur – liebes Volk, Deine Regierenden sind zugleich die wahren Rebellen!

Deshalb huldigen sie so gern dem Merkelismus und pflegen das mia san mia: Seehofer hat heute plakativ gefordert, Bayern München müsse auch unter Pep Guardiola drei Titel holen. Klar: Für Bayern ist nur das Beste gut genug.

Wer sich weismachen lässt, das Triple (oder die Freilassung von Gustl Mollath) sei irgendwie ja auch ein Erfolg der CSU, der mag ihren Kandidaten im September wieder seine Stimme geben. Alle anderen können sich im Urlaub, im Biergarten oder beim Zeitunglesen die Frage nach dem Besten für diese freistaatliche Demokratie noch einmal sehr gründlich durch den Kopf gehen lassen.

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