Missionshüte

Heute vormittag waren wir in der Stadt unterwegs und haben Leute zum Thema “sechster Sinn” befragt. Jamend gab uns den Tipp, doch es doch mal “bei den Esoterikern am Marktplatz” zu versuchen. Dort gerieten wir allerdings an einen “Urchristen”, der sich gleich auf die missionarische Gelegenheit stürzte.

Das Gespräch hat Daniel, meinen “Kameramann” und mich irgendwie peinlich berührt und ich bin noch dabei, zu verstehen, was genau mich gestört hat. Ich glaube, es waren folgende Dinge:

  • Er outete sich als Angehöriger einer besonderen Gruppe. Die Bezeichung “Urchrist” im Jahr 2007 ist natürlich historisch und sachlich absurd (und weckt wohl nicht zu Unrecht den Verdacht, dass hier etwas Dubioses oder Sektiererisches lauert), aber es war ganz offenbar, dass er einen gewissen Anspruch damit verband – und sich dazu erkennbar aufplusterte. Als würde er einen bestimmten “Hut” aufsetzen – den Missionshut
  • Er beschrieb uns nicht nur ein Erlebnis mit einem Beinahe-Unfall, sondern nutzte das gleich zur Untermauerung seiner Überzeugungen, nach denen wir doch gar nicht gefragt hatten. Bei den Dingen, die wir eigentlich wissen wollten, blieb er dagegen schrecklich schwammig.
  • Seinen Glauben brachte er ganz stark in Verbindung mit bestimmten Geboten, konkret ging es etwa darum, dass er Vegetarier ist und findet, man dürfe keine Tiere töten. Das finde ich zwar biblisch schwer zu begründen, aber was soll’s. War nicht unser Thema. Aber er war schon drin im (Moral-)Predigen – wenn wir noch weiter zugehört hätten.

Warum schreibe ich das auf? Damit ich mich daran erinnere, was ich vermeiden möchte, wenn mir das nächste Mal jemand eine Frage stellt, die irgend etwas mit Glauben und Gott zu tun hat. Oder besser noch: bei jeder Frage. Ich lasse den “Missionshut” unten. Der sieht doch irgendwie doof aus.

Technorati Tags: ,

Share

Eine Antwort auf „Missionshüte“

  1. In der Softwarebranche gibt es diesen Ausdruck „to eat your own dogfood“, der bezeichnet, dass Softwareentwickler die Software, an der sie arbeiten auch selbst als Anwender einsetzen (das ist für spezialisierte Software durchaus nicht selbstverständlich). Völlig unüberraschenderweise sorgt das dafür, dass die Qualität der Software deutlich ansteigt.

    Unsere Außenwirkung als Gemeinde kann sicherlich auch nur davon profitieren, wenn wir in der Gemeinde lernen, uns gegenseitig liebevoll zu begegnen – und das dann auch außerhalb tun, statt Missionshüte aufzusetzen, die wir sonst nie tragen würden.

Kommentare sind geschlossen.