Ein paar Dimensionen mehr?

Der Spiegel hat kürzlich berichtet, dass Physiker sich daran machen, die String-Theorie zu beweisen, nach der das Universum nicht aus den uns bekannten vier (dreimal Raum plus Zeit), sondern wenigstens zehn Dimensionen besteht, in denen kleine, eindimensionale Fäden (Strings) unterschiedlich schwingen. Damit sind die Grenzen der Vorstellungskraft erreicht, obwohl Anschaulichkeit in der Mathematik noch nie ein hgroßes Thema war. (Vor einer Weile hat Toby auf eine Predigt und ein Skript von Jens Stangenberg zum Thema “vierte Dimension” verwiesen. Vielleicht ist es für den Anfang einfacher, sich nur eine Extra-Dimension vorzustellen).

Ich frage mich manchmal, ob dieser Gedanke zusätzlicher Dimensionen nicht auch manches erhellt, was uns an den Berichten über die Begegnungen mit dem auferstandenen Jesus so wundert – und über das, was Paulus in 1. Kor 15,44 über den menschlichen Körper nach der Neuschöpfung schreibt. Wenn Jesus sich in vier Dimensionen frei bewegen kann, etwa auch in der Zeit, dann kann er sich nach Belieben ein- und ausblenden in unseren drei Dimensionen; er kann zugleich unsichtbar und ganz nah sein. So wie ich, wenn ich einen zweidimensionalen Menschen auf einem Foto ansehe oder das Bild in die Hand nehme, ohne dabei zwingend in seinen zwei Dimensionen erkennbar zu erscheinen.

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Ich finde das einen spannenden Gedanken, nur habe ich den bisher kaum in theologischen Büchern gefunden. Bei der Moltmann-Lektüre (Das Kommen Gottes) habe ich mich dann aber gefragt, ob das für ihn unter die kritisierte “Verewigung der Eschatologie” fallen würde. Ist Ewigkeit dann als rein vierdimensionale Sache zu beschreiben, oder kann man das angesichts zehn oder mehr Dimensionen nicht mehr so sagen? Oder gibt es am Ende unterschiedliche Definitionen von “ewig”? Ist zum Beispiel “unvergänglich” (aus dem schon erwähnten 1. Kor 15) schon ewig?

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6 Antworten auf „Ein paar Dimensionen mehr?“

  1. Ich glaube, Michael Welker aus Heidelberg könnte zu diesen Fragen ein bisschen was sagen – der ist da ganz fit. Ob er was publiziert hat, weiß ich allerdings nicht. Einmal hat er in einer Vorlesung über den auferstandenen Jesus gesprochen und hat vermutet, Jesus könnte vielleicht den Jüngern in einer Art und Weise begegnet sein, die mit der Formulierung umschrieben wird, dass er ihnen „in seiner Fülle“ begegnet sei.

    Was damit wiederum gemeint sein könnte, könne man sich klarmachen, wenn man überlegt, wie wir an Verstorbene denken und welches Bild wir dabei vor Augen haben: Wir denken ja nicht unbedingt an den Verstorbenen, so wie er 1 Minute vor seinem Tod aussah, aber auch nicht unbedingt, wie er als Kind aussah, sondern es entsteht eine Art Bild, das nicht auf einen bestimmten Zeitpunkt seines Lebens beschränkt ist, sondern eben die Fülle des Lebens umfasst.

    Das beantwortet natürlich nicht die Frage, wie der Auferstandene auf einem Polaroid-Foto ausgesehen hätte, aber vielleicht ist das auch gar nicht die wichtigste Frage …

  2. Ich fand da mal den Gedanken von Rob Bell interessant, Zeit ist der kleine Bereich zwischen den 2 Bäumen von Garten Eden und Offenbarung im Meer der Ewigkeiten.

    Ich denke, daß das was wir als Raumzeit mit wieviel auch immer gearteten Dimensionen erleben ist Gottes Gnadenraum in dem Er die Erlösung der Menschheit durchführen kann (was wir als „historisch“ erleben), wo der geliebte Mensch solange sein darf („Vertreibung“ aus dem Paradies im positiven Sinne) damit er nicht mit seiner sündigen Natur vor der unmittelbaren Heiligkeit Gottes umkommen muß.

    Insofern meine ich, ist ein auferstandener Christus, eine neue Erde wo man des Vergangenen nicht mehr gedenken wird, die Neuschöpfung der Dinge, nicht mit Begriffen dieser Raumzeit zu denken, da Zeit aufhören wird.
    Es wird ein ewiges Leben geben, wo Ereignisse und Personen in einem nicht temporal-kausalen Zusammenhang stehen, was heutzutage jedoch nur schwierig vorstellbar ist, ein schon jetzt handelnder und erscheinender Christus versteckt sich deshalb nicht nur in den nicht entfalteten Dimensionen der stringtheoretischen Betrachtungsweise.

  3. @ Jürgen. Das wäre dann aber wirklich die Aufhebung der Zeit bzw. „Verewigung der Eschatologie“. Auch wenn das alles hoch spekulativ ist, mir wäre der Gedanke zu statisch, dass die Zeit nur zwischen zwei Ewigkeiten aufgehängt ist. Irgendwie wird dann alles so klein und belanglos angesichts der vor- und nachzeitlichen Ewigkeit, die sich dann kaum noch unterscheiden – vor allem, wenn man „des Vergangenen nicht gedenkt“. Was ist dann mit all den guten Erinnerungen, sind die auch gelöscht? Ich glaube, so ist mir das noch zu platonisch gedacht …

  4. Eph. 1, 4+5: „wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt (Kosmos) …und uns vorherbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus …“

    So platonisch ist das gar nicht, das Thema war ja Stringtheorie und deren theologische Implikationen. Den gängigen physikalischen Vorstellungen nach scheint Zeit eine Eigenschaft des Raumes zu sein. „Kosmos“ in obiger Stelle bezieht sich auf den räumlichen Aspekt der Schöpfung im Gegensatz zu „Äon“. Mögliche Schlußfolgerung ist, daß mit Erschaffung des Kosmos auch die Zeit erst begann.

    Zur Ansicht der Verewigung der Eschatologie meiner obigen Gedanken kommt man doch erst, wenn man sich zu sehr an den temporalen Aspekt der jetzigen Raumzeit klammert in der Befürchtung, außerhalb verkomme alles zur Irrelevanz. Jedoch glauben wir doch nicht an ein buddhistisches Nirvana, wo aller Leidensgrund durch Auflösung der Dualitäten aufhört in einem statischen Einssein aller Dinge.
    Wir erhoffen die Herrschaft Gottes, hineingenommen in die dynamische Gemeinschaft der Trinität durch Christus als Söhne und Töchter nach oben angeführter Stelle, so wie die trinitarische Gemeinschaft der Gottheit schon vor aller Zeit Dynamik und Relevanz war.

  5. Wenn ich das Worte „Dimension“ gerade lese, muss ich an ein Bild denken, das H.-J. Eckstein in Tübingen mal erzählt hat. Nehmen wir an, dass es zweidimensionale Wesen gibt, die auf einer üblichen grünen Schultafel leben. Man könnte sich also Rechtecke und Dreiecke vorstellen, die sich dort in der Ebene der Schultafel bewegen können. Wenn jetzt eine Linie gezogen wir, stoßen die Flächenwesen dran und können gar nicht durch. Aber für uns mit der dritten Dimension ist es einfach, solch ein Dreick zu nehmen und es über die Linie zu setzen. Wenn der Auferstehungsleib nun in einer höhreren Dimension ist, kann er sich natürlich hier bei uns zeigen, aber ist nicht darauf beschränkt. Das fand‘ ich eine nette Illustration für das, was wir uns ja eigentlich gar nicht so vorstellen können.

  6. Ja, so ähnlich hat das C.S. Lewis glaube ich auch schon gesagt. Aber damals ging es nur um Dimension 4 und die Frage, wie Gott „außerhalb“ bzw. besser „oberhalb“ der Zeit sein kann und daher alles wissen, obwohl er nicht alles bestimmt.

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