Kein Märtyrer

Ich mag Brian McLaren. Er hat eine unkonventionelle Art zu denken und er lässt sich nicht ins Bockshorn jagen. Er ist zudem ein angenehmer, unkomplizierter Zeitgenosse. Er hat Dinge in Worte gefasst, die manch anderer im christlich-konservativen Amerika kaum zu denken wagte, und vielen damit Mut gemacht, zu sich selbst und den eigenen Überzeugungen zu stehen.

Und er hat dafür einiges einstecken müssen. Und hier beginnt meine Sorge. In letzter Zeit kamen immer wieder einmal Töne, die mich (bei aller Differenz in der Theologie) an Hans Küng oder entfernt sogar Eugen Drewermann erinnern. Etwa wenn Brian im Huffington Post darüber nachdenkt, warum er so angefeindet wird und sich dabei auf das Milgram-Experiment bezieht. Da ist einiges schief im Vergleich und ich hoffe, Brian schafft es bald wieder, aus dieser Selbststilisierung zum Opfer eines kranken Systems auszusteigen, dessen Chefkritiker er ja gleichzeitig auch gerade zu werden scheint.

Bitte, lieber Brian: Sage weiter mutig – und positiv – was du denkst. Beziehe und halte deine Position und ermutige andere zum eigenständigen Denken. Aber lass, wenn überhaupt, andere dich als Märtyrer bezeichnen. Du wärst (wie Küng und der immer irgendwie weinerlich klingende Drewermann) ohne diese – zugegeben: oft bitteren – Kontroversen nie so bekannt geworden. Und neben den vielen „treuen Kritikern“ hat dir das auch viele gute Freunde beschert. Bleibe der Poet und Troubadour, der du bist. Lass dich nicht zum „Kritiker vom Dienst“ umbiegen. Und wenn du – wie wir alle ab und zu – deine Wunden lecken musst, dann tu das nicht in der Öffentlichkeit. Jim Wallis tut es auch nicht.

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2 Antworten auf „Kein Märtyrer“

  1. Diese Zeilen für Brian McLaren würde ich sofort unterschreiben! Da er kein Deutsch kann: Hast Du ihm diese Gedanken zugänglich gemacht?

    Habe gerade „Dem Leben wieder Tiefe geben“ mit Gewinn zuende gelesen (auch wenn er mir vom Stil her als Redner lieber ist als als Autor).

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