Schon vor einer Weile erschien dieser Aufsatz von Peter Zimmerling über den Grafen Zinzendorf und sein Verhältnis zum Pietismus. Zinzendorf war ja in Halle erzogen worden, wo Francke das Bekehrungserlebnis und den „Bußkampf“ zum primären Kriterium wahren Christseins erhoben hatte. Zinzendorf lehnte das ab und orientierte sich dabei an Luther: Der Zwang zu Vergewisserung in Heilsfragen anhand des Ausmaßes eigenen, individuellen Sündenbewusstseins führt in die falsche Richtung. Zimmerling zitiert:
Nämlich eines genuinen [=echten] Pietisten Sache ist, sein Elend und Verderben zu figieren [= vorzustellen] bis ans Ende seines Lebens, und nur zum Trost auf die Seite des Heilands [= die Seitenwunde Jesu, d.h. die durch ihn vollbrachte Erlösung] zu schielen, unser Prinzipium aber ist, auf die Seite das Auge unverwandt zu figieren und mit Leib und Seele dahinein zu fahren, aber auf die Sünde und das Elend nur zuweilen und zur Beugung und Moderation [=Mäßigung] der Freude zu schielen […]. Ein solcher [Pietist] ist ein hinkender Bruder, der eben den Weg hinkt, den wir [Herrnhuter] tanzen.
Danke für den Gedanken und das Zitat. Es tut gut, sich immer wieder zu vergegenwärtigen, dass Christus das Zentrum des Glaubens ist, damit sich verschiedene Götzen nicht auf eine prominentere Position drängen und wir das Ziel unseres Glaubens aus den Augen verlieren.
Na, die Aussage, dass Herrenhuther diesen oft so steinigen Weg generell eher tanzend als hinkend zurückgelegt hätten, könnte auf den ein oder anderen blinden Fleck in Zinzendorfs Wahrnehmung hindeuten. Irgendwann stolpert jeder mal über kleinere oder größere Steine. Und danach ist eben erstmal hinken mit verknackstem Fuß angesagt – bis der Schmerz soweit nachgelassen hat, dass einem wieder nach Tanzen zumute ist. Ich vermute, dass es da auch Zinzendorf & Co. nicht viel anders ging, als Pietisten und anderen Glaubensgenossen. Nur, dass ihre Blickrichtung beim Hinken vielleicht weniger auf den hinkenden Fuß sondern eher zielgerichtet war 😉
Also ich find, dass ALLE Blogger und Kommentatoren hier bei Jesus.de einem mit manchen Beiträgen ganz schön weiterhelfen können/konnten, auch die Blogger die auf den Seiten hier nicht mehr zu finden sind! SCHADE eigentlich.
Ob man nun tanzt oder hinkt – Hauptsache man kommt am Ende bei Jesus an. Die einen bekommen am Zielort eine Blume von ihm, andere freuen sich mehr über ein Taschentuch, weil die Nase läuft.
Wenn ein Kind mit Jesu Hilfe nun „gesund“ werden und in die vorhandene Hülle der Erwachsenen hineinwachsen und damit endlich zu einer Person verschmelzen darf, dann hört es irgendwann vielleicht auf (hier) hinkend umherzutanzen.
Aber nur vielleicht … . 😉
Die Suche nach der Ursache des Problems ist aber nun beendet. Die Tür ist geöffnet und das Licht scheint hell ins Dunkel auf die Kleine in der Großen.
Vielen Dank (allerseits).
Das Zitat wirf ein neues Licht auf das Lied „Jesu geh voran“.
Ich mag es zwar sehr gern, fand es bisher aber unter musikalischen Gesichtspunkten fragwürdig. Immerhin handelt der Text vom Vorangehen und Nacheilen, von rauen Wegen und vom Lauf. Die Melodie ist dagegen ein Menuett, ein Tanzrhythmus.
Das schien mir (auch wenn ich das beim Singen gut ignorieren konnte) nicht zusammen zu passen. Im Licht dieses Zitats aber lässt es sich aber als ganz passend verstehen, Zinzendorf vielleicht gar Absicht unterstellen. Danke!