Henri Nouwen betrachtet in “Reaching Out” das Verhältnis von Arzt/Therapeut und Patient unter dem Stichwort der Gastfreundschaft. Dasselbe gilt für Eltern und Kinder, Lehrer und Schüler/Studenten: Gastfreundschaft als Haltung, in der der Stärkere einen Raum für den anderen schafft, indem er Voreingenommenheit überwindet und sich dem anderen bewusst zuwendet. Das kann jeder – und sollte es auch tun:
Aus der Sicht christlicher Spiritualität ist es wichtig, zu betonen, dass jeder Mensch dazu gerufen ist, ein Heiler zu sein. Obwohl es viele Berufe gibt, die eine lange und mühsame Ausbildung erfordern, dürfen wir die Aufgabe des Heilens nie den Spezialisten überlassen. Tatsächlich können Spezialisten bei ihrer Arbeit ihr Menschsein nur so bewahren, dass sie ihren Beruf als eine Form des Dienstes ausführen – nicht
anstelle des ganzen Volkes Gottes, sondern als ein Teil desselben. Wir sind alle Heiler, die sich um andere bemühen und ihnen Heilung anbieten, und wir sind alle Patienten, die ständig Hilfe brauchen. Nur diese Erkenntnis kann verhindern, dass aus Profis distanzierte Techniker werden und jene, die Pflege brauchen, sich benutzt oder manipuliert fühlen.
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