Der Bundespräsident hat sich zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung, über die bisher nur bei der CSU gemeckert wurde (idea erscheint erst morgen…), besorgt über den sozialen Zusammenhalt geäußert. Die wachsende Kluft zwischen Arm und reich ist dabei ein zentraler Faktor. Wie Recht er damit hat, zeigt auch diese Beobachtung von Stefan Klein, der in Der Sinn des Gebens sagt, es sei aus der Sicht der Verhaltensforschung riskant,
…wenn eine Gesellschaft den Abstand zwischen ihren ärmeren und reicheren Mitgliedern zu groß werden lässt. Selbst dann nämlich, wenn die ärmeren objektiv gesehen keine Not leiden, stellt ein zu großes Gefälle die Bereitschaft aller zum Miteinander, zur Großzügigkeit und zur Nachsicht auf eine harte Probe. Denn nach dem Prinzip des reziproken Altruismus sind Menschen umso eher bereit zu kooperieren, je mehr sie zu tauschen haben. Was aber sollen Menschen einander geben, wenn die einen nichts entbehren und die anderen sich ohnehin alles leisten können?
Hatte mir schon überlegt bei diesem Buch zuzugreifen…klingt auf jeden Fall spannend!
„Denn nach dem Prinzip des reziproken Altruismus sind Menschen umso eher bereit zu kooperieren, je mehr sie zu tauschen haben.“
Hhmm… Ich vermute jedoch, dass dieser Altruismus nur dann „funktioniert“, wenn man das, was man gibt, auch mit eigener Hände Arbeit verdient hat. Dann bin ich stolz auf meine Großzügigkeit und gebe gerne.
Wenn das stimmt, sind höhere Transferzahlungen von Reich zu Arm kein gutes Mittel, um den Altruismus in der Gesellschaft „anzukurbeln“:
Die Reichen geben immer widerwilliger (sie können ja nicht mal stolz auf ihre Großzügigkeit sein) und die Armen können sich über das, was sie dann mehr zu geben haben, auch nicht wirklich freuen, weil es eben doch vom „Amt“ kommt…
@Andreas: Es geht um Chancen, nicht um Transferzahlungen. Die werden nicht als fairer Tausch unter Gleichen verstanden. Nur sind während der letzten 10 Jahre zwar die Reichen reicher geworden, alle anderen aber eher ärmer. Das zu ändern ist eine schwierige politische Aufgabe. Wenn sie ungelöst bleibt, hat es jedoch fatale Folgen.
„Es geht um Chancen“
Ja, nur wie die Chancen schaffen? Ob die „Politik“ da wirklich viel tun kann?
Schön wäre es, wenn das Bewußtsein wachsen würde, dass Geld eben nicht das Wesentliche ist, was man zu geben hat:
Gold und Silber habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir…