Die Spiritualität des Boxers

In den letzten Wochen bin ich wenig zum Schreiben gekommen. Aber vielleicht hat ja der eine oder die andere Lust, sich ein paar Gedanken vom gestrigen Sonntag anzuhören. Was hat Boxen mit friedlicher Revolution zu tun, was das Kreuz Christi mit dem Neoliberalismus des 21. Jahrhunderts, was bedeuten Taufe und Abendmahl für die Überwindung von Angst und Zwängen und ein unbekümmertes Leben in einer konfliktgeladenen Welt?

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2 Antworten auf „Die Spiritualität des Boxers“

  1. Hallo Peter,

    danke für deinen interessanten Impuls den Tod und die Auferstehung Jesu noch einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
    Ich habe ein paar weitergehende Fragen dazu:
    Den Neoliberalismus beschreibst du als ein System, in dem man darauf vertraut, dass die Märkte sich selbst regulieren. In Deutschland haben wir jedoch einen Sozialstaat (der in den letzten Jahren jedoch teilweise zurückgebaut wurde) der darauf achten soll, dass die Schere zwischen Arm und Reich nicht zu weit auseinander driftet. Ich selbst erachte das Modell als gut, insofern mir keine bessere Alternative einfällt. Klar bleibt es immer unperfekt, durch Jesus ist eben das Reich Gottes schon angebrochen, aber noch nicht voll da. Was würdest du als realistische Alternative vorschlagen?
    Dann habe ich mich auch gefragt, inwiefern du schon aus dem Glauben parteipolitische Konsequenzen ziehst. FDP Wähler würde deine Predigt vermutlich nicht erfreuen (was sie ja auch nicht unbedingt muss :P). Jesus steht auf der Seite der Ausgegrenzten, das ist klar, aber geschieht Veränderung nicht dadurch, dass Gott Herzen verändert? Ich hatte den Eindruck, du würdest manchmal am liebsten mit der kleinen Truppe die politische Revolution starten :D. Meines Erachtens sollte Kirche die ethischen Kriterien liefern um politische Entscheidungen zu treffen, nicht jedoch konkrete Handlungsanweisungen liefern.
    Ich hoffe du verstehst das nicht als Angriff (mein letzter Kommentar wurde glaube ich nicht mal freigeschalten ;)), mich würde deine Meinung dazu echt interessieren.
    Grüße,
    Lorenz

    1. Hallo Lorenz, ich versuche mal kurz und knapp auf einen umfangreichen Kommentar zu antworten. Der Sozialstaat in Deutschland ist in den letzen Jahren nach neoliberalen Prinzipien mächtig ausgedünnt worden. Wenn Du Dir mal die Analysen von Zygmunt Bauman zum Thema ansiehst oder was Ulrich Beck zum Thema Risikogesellschaft geschrieben hat, da sieht man deutlich, dass hier längst ein Systemwechsel läuft. Die Schere zwischen Arm und Reich ist in Deutschland schneller aufgegangen als in vielen anderen Ländern.

      Ich ziehe aus dem biblischen Evangelium politische Konsequenzen, weil das Jesus auch schon getan hat. Er hat nicht nur eine Veränderung der Herzen oder eine rein innerliche Gerechtigkeit gepredigt. Im Vaterunser ist z.B. von einem „Erlass der Schulden“ die Rede, das ist mehr als das, was bei uns unter „Vergebung“ läuft. Da geht es um Solidarität innerhalb einer Gemeinschaft, die unter dem Druck einer permanenten, systembedingten Schuldenkrise steht. Wenn das der FDP – oder mehr noch der AfD – nicht gefällt, dann ist das eben so. Aber wenn Du Dir die Propheten Israels ansiehst, dann mischen auch die sich ein. Und in der Apostelgeschichte kommt Paulus wegen Anstiftung zum Aufruhr und Geschäftsschädigung vor Gericht bzw. ins Gefängnis. Wir haben es uns in Europa über Generationen abgewöhnt, die Bibel politisch zu lesen. Auch aufgrund einer falschen Interpretation der „Zwei-Reiche-Lehre“. Höchste Zeit, das wieder zu ändern.

      Drittens habe ich, so weit ich das in Erinnerung habe, keine konkreten politischen Anweisungen gegeben. Sondern genau das getan, was Du vorschlägst: ein paar wenige Kriterien genannt. Aber man kann sich nicht heraushalten. Wenn Kirche keine Position bezieht, dann bezieht sie damit de facto Position für die Mächtigen. Neutralität ist Humbug. Was wir können, ist Position ohne Hass zu beziehen. Im Blick auf, das, was gerade rechts der Mitte läuft, wäre das schon eine Menge.

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