„Das war doch ein gutes Gespräch, oder?“

… sagte mir jemand vor einiger Zeit. Ich gab eine ausweichende Antwort, denn auf diese Frage hin spulte mein Gehirn die Unterhaltung vom Vorabend in der kleinen Gruppe noch einmal ab. Ich erinnerte mich, wie ich irgendwann die Lust verloren und mich verabschiedet hatte, weil mir die langen Monologe auf die Nerven gingen, zu denen die übrigen Anwesenden nur die Stichworte liefern durften.

Wenn man mal bundesligatechnisch von „Ballbesitz“ reden wollte, dann hätte dieser Spieler gut zwei Drittel allein bestritten. Ich konnte die Reaktion der anderen aus der Runde kaum deuten, die höflich zuhörten, es jedoch zu vermeiden schienen, durch Nachfragen weiteren Redefluss auszulösen. Kurz: Diese asymmetrische Unterhaltung war zumindest für uns andere eher kein gutes Gespräch gewesen.

Als ich meine Sprachlosigkeit überwunden hatte, war es zu spät, um den Satz noch zu kommentieren. Aber schön, dass die Unterhaltung wenigstens einem von uns gut getan hatte.

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8 Antworten auf „„Das war doch ein gutes Gespräch, oder?““

  1. …Kenne ich. Kennt jemand auch ein Trick, wie man das vermeiden kann? Möglichst ohne „Gesichtsverlusten“ oder starren „Sprächerlisten“?

  2. Also, da würde ich jetzt gern denjenigen fragen, der in meiner Gemeinde am vergangenen Sonntag über Eph.4,15 und 16 gepredigt hat. „Wie sag ich die Wahrheit in Liebe?“, das war ihm sehr wichtig.
    Es hat den Anschein, als sei dieser Ballbesitzer mit dem Gespräch selber nicht besonders zufrieden gewesen, sonst hätte er wohl nicht nachgefragt. Ziemlich hinten im Feld, sprich: in der Vergangenheit, waren seine Mitspieler wohl nicht entschlossen genug, ihn rechtzeitig zu stoppen. Es sollte aber jetzt noch möglich sein. Vielleicht geschähe es, dass sich anschließend ALLE Glieder des Leibes, um zu Paulus zurückzukommen, wohler fühlen würden.

  3. Die IWIDU-Fragekarten 1 und 2 können da helfen in einer Gruppe ein gutes Gesprächsklima zu entwickeln. Die Fragen von IWIDU 1 sind Fragen zum persönlichen Kennenlernen der Teilnehmer. Die Fragen von IWIDU 2 zielen auf den Umgang miteinander innerhalb der Gruppe. Spielt eine Gruppe alle 2-3 Monate IWIDU bleibt eine positive Wirkung auf die Beziehungen untereinander und das Gesprächsverhalten nicht aus. Der besondere Reiz von IWIDU besteht auch darin, dass nicht der Gesprächsleiter die Fragen stellt. Die Fragekarten liegen verdeckt in der Mitte und ein Teilnehmer nach dem anderen zieht eine Karte. Will der Spieler die Frage nicht beantworten, legt er/sie die Karte ohne Begründung zurück.
    Allgemein gilt, die Methode der Kartenabfrage fordert auch die zurückhaltenden und schweigsamen Mitglieder in der Gruppe heraus zu der gestellten Frage Stellung zu nehmen.

  4. Als ich meine Sprachlosigkeit überwunden hatte, war es zu spät, um den Satz noch zu kommentieren.

    Aber nicht zu spät, um es der Welt im Internet zu erzählen? Ist der betreffende Mensch verstorben, es nicht wert, dass man nochmal darauf eingeht?
    Oder du zu …. , denjenigen nochmal konstruktiv anzusprechen?

    Ich finde deinen Umgang mit Vielrednern an dieser Stelle etwas unbarmherzig und hoffe, du bist nicht immer so…

    1. @Jörg: Wenn Du die restlichen Posts auf diesem Blog liest, kannst Du Dir ein Bild davon machen, ob ich so etwas ständig tue. Ich nenne selbstverständlich keine Namen und habe mir sorgfältig überlegt, ob und wie ich das beschreibe. Vor Ort gab es keine Gelegenheit mehr, das zu klären und ich bin mir relativ sicher, dass die betreffende Person ihre Neigung zum lebhaften Erzählen grundsätzlich kennt.
      @hans hartmut schmidt: schau ich mir mal an, danke!

  5. @hans hartmut schmidt

    Danke für den konstruktiven Vorschlag Hans. Nur ich fürchte, in der „freien Wildbahn“ nicht immer anwendbar. Meist ist es doch so, das man unerwartet auf die Typus Mensch trifft, der ungefragt in endlosen Monologen der Menschheit ihren unerschöpflichen Reichtum an Lebenserfahrung ausbreiten muss, und dabei „vom Hölzchen aufs Stöckchen“ kommt.

    In meiner Erfahrung sind das häufig Menschen die sehr wenig soziale Kontakte haben. Heut zu tage, hat man ja für seine „Psycho-Hygiene“ ein Weblog wo man sich aus kotzen kann. Früher war es der Frisör (In Zeiten von Harz-IV hat die Bedeutung des Selben aber abgenommen).

    Irgend wir komme ich mir immer so blöd oder erbarmungslos vor, wenn ich nach 10 Min. Dauerredens mehr oder weniger auffällig auf meine Uhr tippe. Ich frage mich, ob das nicht schon Symptom unserer Ungeduld ist, weil wir es durch unsere Medien- und Diensleistungs-Welt gewohnt sind, das alles immer sofort und ganz schnell gehen muss.

    Gruß

  6. @ Jörg

    Solche Leute spreche ich nicht mehr drauf an, da sie in der Regel kein Feeling für ihren Quasseltrieb haben und ziemlich eingeschnappt reagieren.

    Und im übrigen, was ist da dran unbarmherzig, wenn man im Internet darüber erzählt? Die Aufmerksamkeit der anderen derart auf sich zu ziehen, das ist genauso unbarmherzig. Ich empfinde es als ziemlich egoistisch, wenn man sich keine Gedanken drum macht, ob es die andern überhaupt interessiert, was man erzählt. Und wenn man einfach losredet ohne die Dynamik des Gespräches zu beachten, also den andern keine Chance lässt sich einzubringen oder einen Gesprächsverlauf ohne großen Kraftaufwand zu verändern.
    Vielquassler, die den Blog-Beitrag lesen, die haben nun wenigstens die Chance ihr Tun zu durchdenken und beim nächsten mal drauf zu achten, ob ihr Umfeld ähnlich gelangweilt reagiert.

    Meine Strategie: Veranstaltungen meiden, auf denen man in solche Gespräche verwickelt wird. Dafür ist mir die Zeit zu schade.

    Viele Grüße, Monica

  7. @Monica

    Ja gut, aber wenn du selber Gastgeber bist, und eine „Quasselstrippe“ sprengt dir gerade den Abend, kannst du wohl kaum aufstehen und gehen. Deine Gäste könnten es, aber das wäre auch keine befriedigendere Alternative.

    Gestern hatte ich Gesprächsführung in einem Kreis von Klienten (also auf Arbeit) und ein Teilnehmer sorge dafür, das sich das Gespräch immer nur im Kreis drehte. Ich hab dann die „Reißleine“ gezogen und die treffende Person hinaus gebeten um das Gespräch noch zu einem Abschluss bringen zu können. Das war bestimmt nicht angenehm für die Person, aber ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen. Anschießend sprach ich dann noch unter vier Augen mit dem Ausgeschlossenen.

    Wirklich schwierig…

    Gut, in diesem Fall war ich – als „Professioneller“ – in der „Machtposition“ das ohne Diskussionen durch zu drücken, aber das gleiche Szenario bei einer Gemeindeveranstaltung wäre wahrscheinlich völlig eskaliert.

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