Das ist doch nicht normal!

Feierabend. Ich radle flott durch die Innenstadt nach Hause. Ein weißer BMW parkt mitten auf dem Radweg und zwingt mich zu einer Vollbremsung. Ich weiche lieber nicht auf die Fahrbahn aus, sondern zwänge mich vorsichtig auf dem Fußweg vorbei. Der Fahrer sitzt im Wagen, das Fenster ist offen. Ich spreche ihn an und bitte ihn freundlich, sich einen anderen Parkplatz zu suchen.

Photo by AbsolutVision on Unsplash

Statt sich zu entschuldigen, wird der Mann am Steuer wütend. „Das ist doch nicht normal!“ schreit er mir von seinem Sportsitz entgegen, und dass er ja sowieso nur kurz… Ich habe keine Lust, mit ihm zu streiten. Offenbar ist es für ihn normal, Radwege als Parkstreifen zu nutzen. Für andere ist es normal, den Hund sein Häufchen in den Park setzen zu lassen, Zigarettenkippen am Bahnhof ins Gleisbett zu schnippen oder sexistische Sprüche zu klopfen.

Unsere Normalität kann ziemlich problematisch sein. Deshalb ändern sich manchmal die Regeln. Privilegien fallen weg. „Normal“ ist plötzlich nicht mehr normal. 

Was gilt noch, wenn sich alles ändert? Die „goldene Regel“ aus der Bibel hilft mir: Gehe mit anderen so um, wie du es dir selber auch wünschst. Wenn ich mich in andere, vor allem Schwächere, hineinversetze – Fußgänger, Kinder, Fremde, alte Menschen – dann werde ich Rücksichtslosigkeit auch da nicht „normal“ finden, wo die Gesellschaft noch ein Auge zudrückt.

Wer’s lieber hört, kommt hier auf seine Kosten

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