Crazy Love (1): Ein unwahrscheinliches Paar

Dies ist eine wahre Geschichte über Freude und Schmerz und wie nahe beides beisammen liegen kann. Sie handelt von einem kreativen Self-Made-Man. Er hatte, quasi aus dem Nichts, ein florierendes StartUp in der Biotechnik-Branche auf die Beine gestellt – und sich damit eigentlich für den Olymp der Reichen und Schönen qualifiziert. Doch in deren Gesellschaft fand er niemanden, der zu ihm gepasst hätte. Sie kamen alle zu selbstverliebt daher und neigten dazu, andere zu benutzen und von oben herab zu behandeln. Und weil er jemand war, der Ungerechtigkeit nur ganz schwer ertragen konnte, machte ihm diese Mentalität schwer zu schaffen.

Die Firma lief gut und stabil genug, dass er es sich leisten konnte, allein und weitgehend inkognito durch die Welt zu reisen. Er verließ die Welt der Villenviertel und tauchte ab als Wanderer, nur einem Rucksack unterwegs. Und so traf er schließlich in einem Flüchtlingslager in Afrika eine junge Frau. Sie wirkte rebellisch und leidenschaftlich, wenn es um Gerechtigkeit ging, mit einem ungeheuren Freiheitsdrang und vor allem voller waghalsiger Träume.

„Ist sie das alles wirklich“, fragte er sich anfangs, „oder sehe ich das nur in ihr, weil es mir selbst so wichtig ist?“ Er musste es herausfinden. Vielleicht war sie ja auch ein bisschen von beidem? Also verriet er ihr bei den ersten Begegnungen nur zögerlich, wer er war. Er wollte nicht, dass sie in ihm nur das Ticket in ein besseres Leben sah.

Umgekehrt stellte er fest: Sie stammte aus bescheidenen Verhältnissen und wusste, wie es sich anfühlt, wenn man keine Lobby und keine Rechte hat, wenn man unterdrückt und ausgenutzt wird. Sie war gewiss keine Heilige, aber sie gehörte zu exakt den Menschen, um die es ihm mehr als um alles andere ging. Dort in Afrika fingen sie an, gemeinsam von einer besseren Welt zu träumen, in der Menschen nicht unter die Räder des Sicherheitsapparats, der Konzerne oder der Hassprediger und ihrer Anhänge kommen.

Schließlich verhalf er ihr zur Flucht vor dem autoritären Regime, indem er ihr einen Pass besorgte, mit dem sie ausreisen konnte. Fast wäre sie an der Grenze noch gestoppt worden, aber es funktionierte dann doch noch alles. Sie verbringen ein paar Wochen allein in den Bergen und beschließen in dieser Zeit zu heiraten. Dann nimmt er sie mit zu sich nach Hause.

Vermutlich hatten sie sich das beide einfacher vorgestellt: Er muss sie immer wieder gegen den Spott der etablierten Nachbarn in Schutz nehmen, die sie wegen ihrer einfachen Herkunft verachten. Und es macht ihm Sorgen, dass sie immer weniger miteinander reden. Manchmal scheint ihm, sie ist ganz zufrieden damit, dass ihre Welt nun eine bessere ist. Gelegentlich sagt oder tut sie Dinge, die sie so oberflächlich erscheinen lassen wie die anderen Frauen, mit denen er sich ein gemeinsames Leben nie vorstellen konnte.

Wenn er wieder über seinen Traum von einer gerechten Welt für alle spricht, ist sie nicht mehr so aufmerksam und interessiert wie früher. Manchmal hat er das Gefühl, dass sie ihn belächelt. Ist das noch die Frau, in die er sich verliebt hat? Und kann er noch auf sie zählen?

Er stellt sie zur Rede. Sie weicht ihm immer wieder aus. Manchmal wirft sie ihm vor, er liebe sie nicht genug. Anderen Frauen ginge es besser. Seinetwegen sei sie eine Außenseiterin in der High Society. Er stecke viel zu viel von ihrem gemeinsamen Vermögen in seine sinnlosen Weltverbesserungsprojekte. Andere Male ist sie zerknirscht und sagt unter Tränen, dass sie sich ändern werde. Aber die guten Vorsätze halten nicht lange.

Mit der Zeit spürt er immer deutlicher, dass sie sich selbst nicht leiden kann. Sie sucht Trost in Luxusartikeln, behandelt die Angestellten im Haus schlecht und beneidet die Nachbarn, bei denen angeblich alles besser ist. Hat sie ihn wirklich jemals geliebt? Ist sie in diesem inneren Zustand dazu überhaupt fähig? Auch wenn er ihr nie vorgehalten hat, dass sie von ihm abhängig ist, dass er ihr alles erst ermöglicht hat – nimmt sie ihm diese Ungleichheit insgeheim doch übel?

Er versucht ihr zu erklären, dass sie dabei ist, nicht nur sich zu zerstören, sondern auch diese Beziehung. Sie reagiert defensiv und zieht sich weiter zurück. Die Positionen verhärten. Er ahnt, dass er sie verlieren wird.

Fortsetzung folgt

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