Inspirierende Inspiration

Man kann das Folgende bestimmt auch so schreiben, dass es leichter zu lesen ist. Aber in welcher Dichte Michael Welker da ein ganzes Programm – oder eine Vision – von Kirche entfaltet, finde ich schon erstaunlich (Gottes Geist, S. 255).

In vielfarbiger und durchaus “pluralistisch” zu nennender Partnerschaft, in emergentem Zusammenwirken erschließen die von der Ausgießung des Geistes betroffenen Menschen einander Wirklichkeit und Zukunft; in dieser polyzentrischen Vielfarbigkeit wird die Fülle der Präsenz Gottes gegenwärtig, wie sie durch den Geist offenbar wird. Wo Menschen unterschieden und getrennt sind durch Sprache, Rasse, Geschlecht, Alter und soziale Schichtung, bedeutet die Ausgießung “vom Himmel”, dass diese Menschen – ungerechte Differenzen abbauend und natürliche, schöpferische Differenzen pflegend – miteinander und füreinander eine vertrauensvolle Intimität mit Gottes Willen herstellen und, dadurch vermittelt, die vertrauensvolle Intimität in und mit einer Welt, die sie in ihren natürlich-endlichen Perspektiven nicht erzielen können.

Welker wäre doch mal ein Kandidat für einen Think-Tank über Emerging Church (oder wie auch immer man das hier irgendwann mal nennt) in Deutschland, ähnlich wie Emergent US das demnächst mit Miroslav Volf macht. Eigentlich würde es Denkern und Praktikern aus allen möglichen Richtungen gut tun, das mal aufzuschlüsseln und Strategien zur Umsetzung zu finden.

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Himmel und Erde

Die Erde ist zum Bersten voll mit Himmel
und jeder gewöhnliche Busch
steht mit Gott in Flammen
aber nur wer sieht
zieht seine Schuhe aus
die anderen sitzen drum herum
und pflücken Brombeeren.

(Elizabeth Barrett Browning, Aurora Leigh)

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Reingezappt

Gestern abend habe ich von Harald Schmidt zu Kerner gezappt und bin zum ersten Mal (sonst macht Kerner keinen Stich gegen Schmidt) dort hängen geblieben. Grund war Bernd Siggelkow von der “Arche” in Berlin-Hellersdorf, der dort von seiner Arbeit unter sozial beachteiligten Kindern sprach.

Ich fand nicht nur die Arbeit toll, sondern auch die sympathische Natürlichkeit, wie er auf seinen Glauben zu sprechen kam. Wer es noch mal sehen will, kann seinen Videorecorder auf Freitag früh 3:15 bis 4:20 Uhr programmieren. Bruno Jonas über Glauben und Kirche hatte ich schon verpasst, der ist auch mit von der Partie und sicher für ein paar überraschende Einsichten gut.

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Dicke Luft

Die USA pusten pro Kopf über doppelt so viel Kohlendioxid in die Atmosphäre wie wir in der EU, berichtet die SZ aus Montreal. Weltweit ist das ein Anteil von 25%, und die US-Regierung verschließt noch immer die Augen vor den Folgen. Die Logik war bisher ungefähr die: Es kann ja niemand sagen, ob es bei verringertem Ausstoß nicht auch wärmer würde – einfach deshalb, weil der Fall gar nicht eintritt.

So gesehen wäre die Frage, ob die Hurrikans dieses Jahres nicht auch eine Form von Gericht über die USA sind. Nicht wegen deren moralischer Sünden, sondern wegen der ökologischen (das kapieren auch die frommen Propheten da drüben nicht so ganz, fürchte ich). Wie hieß es letzten Sonntag in der Predigt: Gott bestraft uns nicht wegen unserer Sünde, sondern mit ihr.

Aber in der EU haben auch nicht alle die Ziele von Kyoto erreicht, nur Großbritannien (die???), Frankreich und Schweden. Sogar wir sauberen Deutschen haben die Hausaugaben nicht fertig. Bei manchen anderen Europäern sieht es düster aus.

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Kriecht Hollywood zu Kreuze?

Naserümpfend berichten diese Woche Spiegel und Focus über die Tatsache, dass Hollywood derzeit auch “christliche” Stoffe verfilmt. Es klingt wie eine Verzweiflungstat der Studios, um angesichts von Raubkopien und schwindenden Einnahmen neue Kundenkreise zu erschließen. Dass Mel Gibson alles nur des Geldes wegen gemacht hat (das ihm vorher niemand geben wollte…!), ist sowieso klar, die gängige “Hermeneutik des Verdachts”, wie N.T. Wright sagen würde. Es muss um jeden Preis etwas Schmutziges zu enthüllen geben. Gehen sonst die Abonnenten von der Fahne?

Das ganze ist zudem nicht gerade glänzend recherchiert. Der Focus rätselt, ob Jesus als Löwe dargestellt nicht als Sakrileg empfunden würde und fragt zynisch, was denn an Opfertod und Auferstehung per se christlich sei (als käme das in jeder halbwegs anständigen Religion und Mythologie vor). Doch dass die Narnia Chroniken in England und den USA seit Jahrzehnten ein Klassiker sind wie bei uns Emil und die Detektive oder der Räuber Hotzenplotz, wird gar nicht erwähnt. Und dass hier und überall auf der Welt ein immer größerer Hunger nach Spiritualität wächst, und wie die in Geschichten wurzelt, haben die Jungs seit dem Weltjugendtag (da fiel es manchen von ihnen mal kurz auf) wieder erfolgreich verdrängt.

Unabhängig davon, wie viel der Film einspielt und ob er hier und da sich an der amerikanischen statt an unserer Kitschgrenze orientiert: Dass das Gute existiert, und dass es nicht nur das Böse in Verkleidung ist, und dass es am Ende gewinnt, es also eine Hoffnung gibt – das müssen wir alle immer wieder hören. Oder, wie Kapuzinerbruder Paulus von SAT 1 in der aktuellen Ausgabe von “Neues Leben” sagt: “wenn die Leute begreifen würden, dass ihr Schöpfer keine Lust hat, sie zu verkleinern, sondern dass er alles dran setzt, sie zu wirklich frei werden zu lassen, dann wären wir einen kräftigen Schritt weiter.”

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Evangelikales Ancient-Future Projekt

Robert Webber, Autor von u.a. “The Younger Evangelicals”, hat auf seiner Website ein spannendes offenes Projekt zur Erneuerung evangelikaler Theologie und Gemeinde vorgestellt. Es soll eine Weiterführung des “Chicago Call” von 1977 werden. Was genau der enthielt, muss ich auch erst noch herausfinden

Ich werde mich auf jeden Fall zur Mitarbeit bewerben. Man kann in einer von 36 Themengruppen an der geplanten Erklärung teilnehmen. Das alleine könnte schon spannend werden. Da bleibt nur noch die Schwierigkeit, sich zu entscheiden unter so vielen spannenden Themen.

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Abgekupfert

Norma bietet heute ein “Design Notebook” an. Und rate mal, wessen Design das weiße 12,1“ Gerät kopiert? Richtig: Apples iBook, das übrigens billiger ist und bei der Stiftung Warentest besser abschneidet als die dort getesteten Wintel Notebooks namhafter Hersteller.

Vor Monaten schon verkaufte Plus ein klägliches Plagiat des iPod mini, auch nur marginal billiger als das Original und mit peinlichem Imitat des ”Klick Wheel“. Ist den Deutschen der Erfindungsgeist ausgegangen? Machen wir es nun den Taiwanesen nach?

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Verpasste Chancen

Gestern berichtete die Tageszeitung von einer peinlich schlecht besuchten, aber inhaltlich interessanten Bürgerversammlung. Die gesamte Stadtspitze war da, aber eben kaum Bürger.

Ich muss gestehen, dass ich auch nichts mitbekommen hatte von dem Termin und ohnehin nicht in der Stadt war. Aber was wäre wohl, wenn wir als Christen und Gemeinden etwas wacher wären und erscheinen und uns konstruktiv einmischen (und, ketzerisch gedacht, zur Not einen Gebetsabend dafür kippen) würden?

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Fußball-Veilchen

Dass Fußballfans nach einer Niederlage auf die gegnerische Seite losgehen, kennen wir ja alle. Gestern in Istanbul aber waren es die Sicherheitskräfte und Ersatzspieler, die einen Schweizer krankenhausreif schlugen und einem anderen offenbar ein blaues Auge verpassten.

Ausgerechnet ein Schweizer ist nun Chef der Fifa und die muss nun die Sanktionen bemessen. Auch das verspricht Spannung. Nett wenigstens, dass die Altintop-Brüder den Schweizer Raphael Wicky vom HSV vor dem Schlimmsten bewahrt haben. Vor 2 Jahren hatte die deutsche U 21 ähnliche Probleme mit den “Unsicherheitskräften”. Schade, dass dort offenbar niemand daraus gelernt hat. Vielleicht klappt es ja jetzt.

Für die Frage einer möglichen europäischen Integration war das sicher das denkbar schlechteste Signal, und das wird sicher auch bei vielen Freunden in der Türkei für Bestürzung gesorgt haben. Hoffen wir nur, dass wir 2006 uns als gute Gastgeber erweisen. An den Sicherheitskräften wird es nicht liegen, aber da sind ja noch andere “Elemente”…

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Heute in der ARD

Für alle Spontis: Heute abend um 23:30 Uhr nach Harald Schmidt (der Montag bei Beckmann sich einiges über Glauben und Kirche entlocken ließ) sendet die ARD einen Bericht über “The Call”.

Die Einordnung unter “neue religiöse Rechte” ist vermutlich stimmig, selbst wenn das im Blick auf die USA zwiespältige Assoziationen weckt. Der Text auf der ARD Website lässt auf eine kritische Auseinandersetzung schließen – auch mit der Frage, was junge Menschen am Glauben interessiert.

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Alternative Heilmethoden

Vor ein paar Wochen machte die Stiftung Warentest Schlagzeilen mit ihrer kritischen Bewertung alternativer Heilmethoden, in der vor allem die beliebte Homöopathie kritisiert wurde.

Im Internetangebot der ARD ist eine differenzierte Übersicht erschienen, die eine grobe Orientierung vermittelt, bei welchen Problemen die jeweilige Methode helfen könnte. Akupunktur kommt deutlich besser weg als Reiki. Wer sich also das Heft nicht kaufen wollte oder konnte, kann hier mal reinlesen.

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Verlorene Geschichte

Wie ein Nachtrag zu unserem Abend über Haltbare Beziehungen letzten Sonntag empfand ich heute das Interview mit Alexa Hennig von Lange in den Nürnberger Nachrichten. In ihrem aktuellen Buch erzählt sie von einer jungen Ehe, die schließlich scheitert. Bemerkenswert ist ihr Fazit: Indem der Protagonist Philip seine Frau Elisabeth verlässt, nimmt er ihr ihre Geschichte weg. Vor ein paar Monaten habe ich mit jemandem über eine Trennung gesprochen, die Jahre zurücklag, aber immer noch wie ein gähnendes Loch in der Biografie und im Selbstbewusstsein wirkte. Nach dem Gespräch hat mich dieses Gefühl der Leere noch Tage verfolgt, obwohl ich gar nicht betroffen war. Ein ganzes Stück Lebensgeschichte war verloren, darin lag die Bitterkeit der Erfahrung.

Mir gefällt aber vor allem auch die positive Haltung, die aus diesem Interview spricht: Dass ein Eheversprechen eine Grundlage von Vertrauen für eine Beziehung schafft oder auch, dass Kinder haben zu wollen gesund ist und zum Leben dazu gehört, weil es eben auch darum geht, etwas von sich selbst weiterzugeben und nicht zu denken, das lenke vom Leben ab.

Das dritte, was mir auffiel, ist wie auch hier ganz selbstverständlich von eine Gefühl der Verlorenheit geredet wird. Das Bewusstsein ist offenbar in der Gesellschaft vorhanden. Die Aufgabe ist es, von Schriftstellern und Journalisten zu lernen, worin dieses Gefühl besteht und es richtig und einfühlsam anzusprechen, vor allem ohne die Attitüde moralischer Überlegenheit. Dass ich in einer heilen Ehe lebe, hat damit zu tun, dass Gott mich vor allen möglichen Dummheiten bewahrt – nicht damit, dass sie mir nie in den Sinn gekommen wären. Spuren von Verlorenheit tragen – wenn man ehrlich ist und genau hinsieht – alle mit sich herum: ein guter Punkt, um zwischen Christen und Nichtchristen ins Gespräch zu kommen.

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Brunnen benötigen Sie einen blauen Himmelfeiertag

Google hat mir “Bad Day” von Daniel Powter übersetzt. Das Resultat kann sich sehen lassen – ein Art Generator für absurde Lyrik. Verstehen wird man es allerdings nur, wenn man so gut Englisch kann, dass man es zurückübersetzt. Dieses Deutsch versteht also nur, wer richtig gut Englisch kann. Wer zu faul ist dazu, kann es hier nachlesen.

Und nun das Stück, das an mystischer Undeutlichkeit kräftig zugelegt hat 😉
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ceterum censeo

Manchmal bin ich ja über die Freunde (das sind sie) aus den USA unglücklich. Ab und zu tut es da gut, erinnert zu werden, dass es Schlimmeres gibt als die Mannschaft im Weißen Haus. Im Iran zum Beispiel, wo der Präsident Israel von der Landkarte tilgen möchte und doch wohl eifrig an Nuklearwaffen werkelt, die ihm das ermöglichen würden. “Nur” ein Khomeini-Zitat, aber eben mit Nachdruck und ohne jegliches Unrechtsbewusstsein wiederholt. Damit outet sich der Iran doch ganz von selbst als “Schurkenstaat”, oder?
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Zeitvertreib: The Bobs

The Best of Blogs: Auf der Website der Deutschen Welle kann man in mehreren Sprachen und Kategorien Blogs aus aller Welt besichtigen und bewerten – und sogar etwas gewinnen. Etwas Zeit muss man schon mitbringen und es ist auch nicht wirklich wichtig (meines ist nämlich nicht dabei, schnüff).

Wer es kurz machen möchte, kann wenigstens mal in die Riesenmaschine der zentralen Intelligenz-Agentur reinschauen. Sicher nicht unentbehrlich, aber unterhaltsam.

Ich mach mich jetzt lieber wieder an die Arbeit!

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