Sie lieben uns

Die Engländer. Sogar viele Holländer. Sie finden uns Deutsche tatsächlich sympathisch! Bevor die Zuneigung die K.O. Phase möglicherweise doch nicht überlebt, schnell nochmal hier nachlesen 😉

PS: Danke, Franz…

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Zähe Träume

John Gottman hat viele gute Ratschläge und Ideen. Diesen Gedanken zu scheinbar unlösbaren Konflikten fand ich bemerkenswert: Es geht darum, die dahinter liegenden Träume beider Partner zu suchen…

Ein guter Hinweis darauf, dass Sie mit einem verborgenen Traum kämpfen, ist, dass Sie den Eindruck haben, Ihr Partner sei ganz allein an dem ehelichen Problem schuld. Wenn Sie sich selbst zum Beispiel sagen hören, dass das Problem einfach sei, dass er blöd sei, oder dass sie sich unverantwortlich oder maßlos fordernd verhielte, dann ist das ein Zeichen für einen verborgenen Traum.
(…) Oft bleiben Träume nach einer Eheschließung unausgesprochen oder werden verschüttet, weil wir annehmen, dass das notwendig sei, damit die Beziehung funktioniert. (…W)enn Sie sich der Ehe anpassen, indem Sie einen Traum begraben, dann wird er einfach in einer anderen Verkleidung wieder auferstehen, nämlich als ein Konflikt mit einer Pattsituation.

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Apokalyptische Reiter

Diese Woche kam das Buch “Die 7 Geheimnisse der glücklichen Ehe” von John Gottman, der durch sein Ehe-Labor Schlagzeilen machte, mit dem er unglaublich genaue Vorhersagen über die Lebensdauer einer Partnerschaft erreichte. Malcolm Gladwell nimmt in “Blink!” darauf Bezug, ebenso Daniel Goleman in “Emotionale Intelligenz”. Man darf sich von dem öden Titel nicht abschrecken lassen. Gottmann nennt in dem erfrischend leicht zu lesenden Buch vier Krisensymptome, die er treffend als “apokalyptische Reiter” – Vorboten des Untergangs – bezeichnet, weil sie den entscheidenden Faktor schwächen, nämlich die Freundschaft:

  1. Kritik: Negative Kommentare, die nicht die Sache, sondern die Persönlichkeit und den Charakter treffen
  2. Verachtung (eine Art Morgul-König unter den Reitern, muss man eigentlich nicht erklären)
  3. Rechtfertigung: Der angegriffene Partner schiebt das Problem zurück
  4. Mauern: Einer (in der Regel er) macht einfach dicht und zieht sich zurück

Zum Glück bietet er nicht nur Analysen, sondern auch Lösungsansätze für eine emotional intelligente Ehe. Seine Prognosen treffen also nur dann ein, wenn ein Paar seine Chance verpasst, etwas zu ändern. Nicht einfach etwas, sondern das Richtige, sollte ich vielleicht sagen. Kaum auszudenken, wie seine Trefferquote sonst vielleicht aussähe, denn das eine oder andere Paar wird das ja vielleicht zufällig bzw. intuitiv richtig machen.

Ich werd’s auf jeden Fall mit meiner besten Freundin lesen…

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Wohnst du noch, oder…?

Bei Thomas von Aquin heißt es, die Engel seien nicht wie körperhafte Wesen im Raum, sondern sie erzeugten aus sich den Raum, den sie mit ihrem Wesen ausleuchten und beleben. In unserem Jahrhundert schrieb Merleau-Ponty den Satz nieder, von dem alle Reden über das sinnliche In-der-Welt-Sein der Menschen auszugehen haben: „ Der (menschliche) Körper ist nicht im Raum, er wohnt ihm ein“ ( Le corps n’est pas dans l’espace, il l’habite). Die großen Künstler sind es, die heute wie früher die Wahrheit dieser Sätze offenhalten. Als Tiefenbewohner der Welt erinnern sie an die Frage, wie das Welthaus überhaupt zu bewohnen sei. Wenn wir in der Welt sind, sind wir dann wie in den eigenen vier Wänden bei uns eingerichtet? Ist uns dann alles, was der Fall ist, in hausartiger Weise gegeben? – beziehbar wie ein schlüsselfertiges Sein, in dem wir uns nur niederzulassen brauchen und unsere Raten zahlen? Wer Künstler ist, wird solche Fragen immer verneinen. Ihm ist die Verlegenheit, in einem Nicht-Haus zu wohnen, seit jeher gegenwärtig. Künstler sind die Ökologen des Unheimlichen, die Hauszweifler, die Anderswohnenden. Ihr Wohnen unter den Dingen bedeutet Mitarbeit mit den aufscheinenden Formen – mögen diese aus der Natur, der Kultur oder aus dem Kosmos der wissenschaftlichen Zeichen und Modelle stammen.

Peter Sloterdijk

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Zweifelhafte Typen

Der christliche Hype um Persönlichkeitstests ebbt schon seit einer Weile ab. Zu Recht, wenn man dem neuen Buch der Autorin Barbara Ehrenreich glaubt, dem die SZ einen Artikel widmet. Eine Art Realsatire über eine Session mit Coach Kimberley macht die Lektüre recht kurzweilig.

Das Enneagramm sei “eigentlich nichts weiter als ein Mischmasch windiger New-Age-Sehnsüchte nach mystischer Einheit, die dem Chaos menschlicher Erfahrung zugrunde liegen soll” und der in Unternehmen besonders beliebte Test nach Myers-Briggs besitze in seinen Typenkategorien auch nicht mehr Gültigkeit als die zwölf Tierkreiszeichen (und die sind ebensfalls sehr beliebt, wenn auch nicht unbedingt im gleichen Zusammenhang).

Zudem kommen bei wiederholten Tests nicht selten deutlich andere Ergebnisse heraus. Vielleicht sollten wir doch lieber auf das nicht immer leicht verdauliche Feedback echter Menschen hören, unsere Selbstwahrnehmung schärfen und Einzigartigkeit nicht mit der Zugehörigkeit zu einer Typenklasse verwechseln?

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Verschwörungen

Eine nette Auflistung der Top Ten unter den Verschwörungstheorien gibt es anlässlich des Kinostarts von “Sakrileg” in der SZ (Wenn man den ersten Kritiken glauben kann, wird der Film hinter der Werbekampagne zurückbleiben. Zumindest in Cannes hat er offenbar nicht gerade eingeschlagen).

Meine Lieblingsverschwörung ist : Bielefeld gibt es gar nicht 😉 Oder war jemand schon mal da? Und wenn ja – war das wirklich Bielefeld?

Eine andere Quelle von Verschörungstheorien ist derzeit der Fußball. Wenn ein Spieler nicht mir zur WM darf, wird von irgendwem behauptet, den Ausschlag hätten gar keine sportlichen Gründe gegeben. Das wird aber doch inzwischen langweilig. Jemand sollte mal ein paar neue Ideen ins Spiel bringen – fragen wir mal in Hollywood 🙂

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Immer in Beziehung

Lesslie Newbigins “The Gospel in a Pluralist Society” ist anspruchsvolle und vor allem ansprechende Lektüre. Nach ein paar Seiten muss ich das Buch immer wieder weglegen und eine Weile drüber brüten. Hier zum Beispiel stellt er den abstrakten Konstruktionen des neuzeitlichen Individualismus die geschichtlich-sozialen Konkretionen des hebräischen Denkens entgegen. Es geht also um mehr als um “Gott und die Seele”:

Im Unterschied zu sowohl der indischen als auch der westlichen Ansicht gibt es hier keinen Versuch, die menschliche Person als autonomes Individuum zu sehen, und die menschliche Beziehung zu Gott als Beziehung eines einzelnen zu einem einzelnen. Von Anfang an sieht die Bibel das menschliche Leben unter dem Gesichtspunkt von Beziehungen. Es gibt keinen Versuch, die Zufälligkeiten der Geschichte abzustreifen, um so die Essenz des Menschseins zu finden. Menschliches Leben wird im Sinne wechselseitiger Beziehungen gesehen: Erstens, die grundlegendste Beziehung zwischen Mann und Frau, dann zwischen Eltern und Kindern, dann zwischen Familien, Sippen und Völkern. Die Bibel spricht nicht über die “Menschheit”, sondern über “alle Familien der Erde” oder “alle Völker der Erde”. Daraus folgt, dass die wechselseitige Beziehung, diese Abhängigkeit des einen vom anderen, nicht nur ein Teil des Weges zum Ziel der Erlösung, sondern im Ziel selbst begründet ist.

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und noch ein ketzerischer Spruch…

Als Christus in einem bedeutungsvollen Augenblick seine große Gemeinschaft stiftete, erwählte er zum Grundstein nicht den brillanten Paulus und nicht den tiefsinnigen Johannes, sondern einen Drückeberger, einen Snob, einen Feigling – kurz, einen Menschen. Und auf diesen Fels baute er seine Kirche, gegen die der Hölle Macht nichts hat ausrichten können. Alle Weltreiche und Königreiche sind an dieser eigentümlichen, wiederkehrenden Schwäche gescheitert, dass sie von starken Männern und auf den Schultern starker Männer errichtet wurden. Einzig und allein diese epochale Einrichtung, die katholische Kirche, fand ihr Fundament in einem schwachen Mann, und deshalb ist sie unzerstörbar.

Ketzer, S. 60 – der Gedanke macht doch richtig Mut 😉

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Anspruchsdenken

Wer gesagt hat “Gesegnet der Mensch, der keine Ansprüche stellt, denn er kann nicht enttäuscht werden”, hat einen ganz unangemessenen und geradezu falschen Lobpreis ausgesprochen. In Wahrheit muss es heißen: “Gesegnet der Mensch, der keine Ansprüche stellt, denn er wird wunderbar überrascht werden.” Wer anspruchslos ist, sieht rötere Rosen, als der gewöhnliche Mensch zu sehen vermag, und grüneres Gras und eine hellere Sonne. Selig sind die Anspruchslosen, denn ihrer sein die Städte und Berge; selig sind die Bescheidenen, denn sie werden das Erdreich besitzen.

Chesterton, Ketzer, 58.

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Effizienz und Weltbild

Wenn ein Volk dabei ist, in allen Dingen schwach und untüchtig zu werden, dann fängt es an, von Effizienz zu reden. So fängt auch ein Mensch zum ersten Mal an, sich mit seiner Gesundheit zu beschäftigen, wenn sein Körper kaputt ist. Lebenskräftige Organismen reden nicht über ihren Stoffwechsel, sondern über das, was sie vorhaben. Es gibt keinen besseren Beweis dafür, dass ein Mensch im Vollbesitz seiner Kräfte ist, als wenn er frohen Mutes von einer Reise ans andere Ende der Welt spricht. Und der beste Beweis für die praktische Tatkraft eines Volkes ist es, wenn dieses Volk immerzu von einer Reise ans Ende der Welt, von einer Reise zum Tag des Gerichts und zum Himmlischen Jerusalem spricht.

(G.K. Chesterton, Ketzer, S. 20f. – das wäre den Peregrinati aus dem Herzen gesprochen)

Unserer Meinung nach ist die Frage nicht, ob das Weltbild Einfluss auf den Gang der Ereignisse hat, sondern ob auf lange Sicht außer dem Weltbild irgend etwas sonst den Weltlauf beeinflusst.

(ebd., S. 15)

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Unerreicht

Eines steht in jedem Fall fest: Apple führt bereits mit der ersten Generation seiner x86-Macs die alteingesesenen PC-Hersteller trefflich vor. Die Rechner des x86-Newcomers sind schick, leise, stromsparend und grundsolide aufgebaut. Diese Kombination erreicht bislang keines der seit Jahren in diesem Markt tätigen Unternehmen.

Gefunden auf: Heise Online

Zum Schmunzeln: Hier klicken

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Herzen und Häuser

Es genügt nicht, nur von dir zu predigen, mein Gott, man muss dich im Herzen der anderen erst aufspüren. Man muss den Weg zu dir erst freilegen, mein Gott, und dazu muss man das menschliche Gemüt genau kennen. (…)
Manchmal kommen mir die Menschen vor wie Häuser mit offen stehenden Türen. Ich gehe hinein, sehe mich in den Gängen und Zimmern um, jedes Haus ein wenig anders eingerichtet und doch gleichen sie einander. Man sollte aus jedem Haus eine Wohnung machen, die dir geweiht ist, mein Gott. Und ich verspreche dir, dass ich in so vielen Häusern wie möglich Wohnung und Unterkunft für dich suchen werde, mein Gott.

Etty Hillesum, 17.09.1942

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Düstere Visionen

Die SZ gehört ja normalerweise nicht zu den schwarz-weiß-Malern im Land. Um so interessanter, dass man die alarmierende Analyse des Holcaust-Forschers Daniel Goldhagen zum Thema “Politischer Islam” dort veröffentlicht. Er hält das Selbstmordattentat für den “Grundtypus des Völkermords”. Mit seinem Todeskult findet der politische Islam seine nächste Parallele im ebenso totalitären und wahnwitzigen Nationalsozialismus. Goldhagen warnt eindringlich vor Verharmlosung. Kein heiterer Lesestoff.

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