Pausenzeichen (4)

Give us a heart for simple things:
Love and laughter
Bread and wine
Tales and dreams

Fill our lives with
Green and growing hope
Make us a people of justice
Whose song is Allelujah
And whose name
Breathes Love.
Amen.

von Walter Wink (†10. Mai 2012)

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Pausenzeichen (3) Von der Ausgrenzung zur Umarmung

Jetzt ist es online vorbestellbar: Im Herbst erscheint Miroslav Volfs großartiges Werk „Exclusion and Embrace“ unter dem oben genannten Titel auf Deutsch im Francke-Verlag. Hier ist der Klappentext:

In einer Welt voller großer und kleiner Konflikte denkt Miroslav Volf über die großen Themen von Versöhnung, Wahrheit und Gerechtigkeit nach. Seine Frage ist weniger die, welche Strukturen nötig sind, um Frieden und Gerechtigkeit voranzubringen, sondern wie Christen ihre Identität neu bestimmen und leben können, dass sie zu Agenten der Versöhnung zwischen Menschen werden. Seine Antwort setzt beim Gleichnis vom verlorenen Sohn an und wird dann sorgfältig auf ganz verschiedene Konfliktsituationen angewandt. Volf bleibt dabei nicht in taktischem Pragmatismus stecken, sondern fragt weiter nach dem Wesen Gottes und dem Wirken des Heiligen Geistes in menschlichen Beziehungen. Wer im 21. Jahrhundert sein Christsein nicht auf das Private beschränken möchte, findet hier reichlich geistliche Inspiration und geistige Herausforderungen.

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Pausenzeichen (2)

Keine Sorge, ich habe meine Vorsätze nicht über den Haufen geworfen. Zum Glück kann man Blogposts vorab einstellen.

In der letzten Woche habe ich mich mit paulinischer Ethik befasst. Wie passen – auf den ersten Blick vielleicht kleinkartiert wirkende – Laster- und Tugendkataloge zusammen mit dem großen theopolitischen Panorama des kosmischen Christus und seinem Triumph über die imperialen Mächten und Gewalten? Was motiviert christliches Handeln: Furcht vor Gottes Zorn oder die Erwartung der neuen Welt?

Bei Langeweile oder Regenwetter über die Feiertage, einfach hier klicken und zuhören.

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Pausenzeichen

Von heute ab bin ich zehn Tage zu kontemplativen Exerzitien weg. Komplett offline in meiner persönlichen Wüste und der oberfränkischen Einöde.

Die linke Hirnhälfte bekommt eine Auszeit: Wahrnehmen statt analysieren, Anschluss finden statt Auseinandersetzung, loslassen statt festnageln. Ich freue mich drauf und zugleich habe ich großen Respekt vor der Stille. Beim letzten Mal waren es jedenfalls mehr positive als negative Überraschungen. Wie es wohl diesmal wird?

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Sweet little lies

Zeit Wissen interviewte jüngst den Psychologen Robert Feldman, der sich mit der Rolle von Lügen in menschlicher Kommunikation auseinandersetzt. Lügen definiert der dabei als Aussagen, die der eigenen Wahrnehmung der Realität widersprechen. Für knallharte Moralisten eine schwere Lektüre: Denn vieles ist (das zeigt etwa der Vergleich mit fernöstlichen Kulturen) kulturell bedingt, und so haben längst nicht alle Lügen negative Auswirkungen, sie werden nicht einmal bemerkt:

… die meisten sozial kompetenten Menschen praktizieren das Lügen unbewusst als eine wirksame Technik. Es geht in ihr natürliches Repertoire ein. So natürlich, dass sie oft gar nicht merken, dass sie lügen.

Mein Eindruck ist, dass man in den angelsächsischen Ländern oder auch in der Schweiz mit Kritik etwas zurückhaltender und indirekter ist als bei uns. Aber auch hier gilt Feldmanns Beobachtung:

wenn es darum geht, im Alltag mit anderen Menschen auszukommen, macht man sich das Leben sehr schwer, wenn man diesem Ideal strikt folgt. Wer stets unverblümt die Wahrheit sagt, ist meist unbeliebt. […] Weniger beliebte Menschen sind nicht so sensibel dafür, was ihre Gesprächspartner hören wollen, daher sind sie eher verletzend. Gute Lügner sind sympathischer.

Freilich können auch die freundlichen Lügen, die zum Schmierstoff der Kommunikation werden, sich auf Dauer negativ auswirken: Erstens verliert man ohne ehrliche Rückmeldungen das Gespür dafür, wie man auf andere wirkt, zweitens verstrickt man sich gerade in den langjährigen Beziehungen zunehmend in Unwahrheiten – der klassische Stoff für Sketche über alte Ehepaare.

Lügen ist erlernt. Schon Kinder entdecken, dass es keineswegs immer erwünscht ist, dass man die Wahrheit sagt, und dass es positive Konsequenzen haben kann, wenn man so geschickt lügt, dass man nicht erwischt wird. So kann dann leicht das Dilemma eintreten, dass „die Wahrheit“ zwar allenthalben lautstark gefordert wird, aber dann trotzdem jeder ahnt oder weiß, welche Wahrheiten man in welcher Umgebung auf keinen Fall sagen sollte. Eine positive Kultur der Wahrhaftigkeit ist also eine Lebensaufgabe.

Noch etwas komplexer wird die Wahrheitsfrage in diesem Text von Vaclav Havel beleuchtet (danke, Arne!)

Den passenden Song dazu liefert Fleetwood Mac…

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Jesus und die Schlittenhunde

34 Jahre lang hat es gedauert, die Bibel in die wichtigste Sprache der Inuit zu übersetzen. Besonders schwer waren die Begriffe aus Flora und Fauna, aber auch die Lebensverhältnisse des Jägervolkes, das keine Herden und keine Landwirtschaft hat. Und so kümmert sich Jesus als guter „Hirte“ eben um die Welpen der Schlittenhunde statt um Schafe.

Noch schwieriger waren theologische Konzepte zu übersetzen, verrät die SZ. Begriffe für „Erlösung“ fehlen zum Beispiel, ebenso

… Ausdrücke wie Frieden, denn die friedlichen Inuit haben kein Wort dafür. So beschrieb ihn Allooloo [ein 65jähriger Priester, der an der Hudson Bay lebt] als Zustand ohne Krieg oder eine Person, die ruhig ist. Gnade übersetzte er mit „unverdienter Gefallen“, Wunder mit „etwas, das man nicht jeden Tag sieht“.

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Weisheit der Woche: Demut

Humility is the only lens though which great things can be seen–and once we have seen them, humility is the only posture possible.

Demut ist die einzige Brille, durch die man Großes sehen kann – und sobald wir es gesehen haben, ist sie die einzig mögliche Haltung

Parker J. Palmer (via Brian McLaren)

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Besonderes Jubiläum

Diese Woche habe ich von meiner Tante erfahren, dass heute ein ganz besonderer Tag ist:

Am 19. Mai 1212 wurde der Familienname Aschoff zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt (Osnabrücker Urkundenbuch, Zusammensetzung der Pfarrei St. Vit).

Seither haben sie sich über die ganze Welt verstreut. Irgendwie doch auch interessant, so eine Sippe. Ich muss mich doch mal in Osnabrück umschauen bei Gelegenheit.

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Private Tugendhaftigkeit: Wenn gut nicht gut genug ist

Auf der Flucht vor der öffentlichen Auseinandersetzung erreicht dieser und jener die Freistatt einer privaten Tugendhaftigkeit. Er stiehlt nicht, er mordet nicht, er bricht nicht die Ehe, er tut nach seinen Kräften Gutes. Aber in seinem freiwilligen Verzicht auf Öffentlichkeit weiß er die erlaubten Grenzen, die ihn vor dem Konflikt bewahren, genau einzuhalten. So muss er seine Augen und Ohren verschließen vor dem Unrecht um ihn herum. Nur auf Kosten eines Selbstbetruges kann er seine private Untadeligkeit vor der Befleckung durch verantwortliches Handeln in der Welt reinerhalten. Bei allem, was er tut, wird ihn das, was er unterlässt, nicht zur Ruhe kommen lassen.

Dietrich Bonhoeffer, Ethik (hier gefunden)

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Kranke Helden

Die SZ beschäftigt sich anlässlich des Rücktritts des kranken Infineon-Chefs Peter Bauer mit dem Alleskönner-Image von Managern. In einer Zeit, in der auch viele Gemeinden und christliche Werke sich am CEO-Kult in frommen Gewand ergötzt haben, eine bemerkenswerte Geschichte:

Sie [Manager] werden zu Heroen einer Welt gemacht, in der viele Gelder bewegt, Jobs geschaffen oder wegrationalisiert werden, in der Milliarden-Gewinne entstehen und gewaltige Fusionen geschmiedet werden. Manager wie der frühere Telekom-Chef Ron Sommer oder Ex-Bertelsmann-Lenker Thomas Middelhoff hatten zeitweilig Popstar-Status. Über ihnen kam gleich die Sonne.

Dabei geht freilich jeglicher Realismus verloren:

Der Kult um die Alleskönner in Nadelstreifen schlägt sich in zweifelhaften Hitlisten der Manager des Jahres nieder. Darauf standen schon Männer wie Jürgen Schrempp, der bei Daimler-Chrysler Milliarden versenkte, oder der von vielen überschätzte Tui-Chef Michael Fernziel.

Irgendwann glauben die Betroffenen ihren eigenen Mythos, und dann wird es richtig gefährlich

Nur Naive erwarten von Führungskräften, dass sie unfehlbar sind. Doch die Manager pflegen selbst oft den Eindruck, Riesenkonzerne ganz allein führen. Sie vermitteln das Gefühl, keinen Rat zu brauchen und erzeugen damit eine die Erwartung, die sie nicht erfüllen können. Die Menschen spüren diesen Widerspruch von Schein und Sein. Der Unterschied zwischen den Ehrlichen und den Maulhelden bleibt Mitarbeitern und Öffentlichkeit nicht lange verborgen.

Gut, dass diese Phase langsam abebbt. Vorstandschefs halten den Zirkus inzwischen im Schnitt weniger als fünf Jahre durch. Also ist es an der Zeit, Schwächen und Verlegenheit offen einzugestehen. Auch, weil es niemand mehr glaubt:

Die Zeit der einsamen Entscheidet geht zu Ende, dieses Manager-Bild ist nicht mehr realistisch. Es ist am Ende, weil die Menschen den Helden zunehmend misstrauen. Das gilt für die Politik wie für die Wirtschaft.

Zum Glück steckt die Bibel voller Geschichten von Anti-Helden. Und Autoren wie Richard Rohr greifen diese Fehlerkultur auch positiv auf, während andere noch auf dem Weg dahin sind. Und der körperlich kranke Peter Bauer ist seelisch in mancher Hinsicht gesünder als viele seiner Kollegen. Alle Achtung und gute Besserung von hier aus!

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Urbaner Geist

Der israelische Forscher Avner de-Shalit spricht in diesem kurzen uns interessanten RSA-Video über den jeweiligen „Geist“ einer Stadt, und meint damit den Charakter und das unverwechselbare Flair unterschiedlicher Metropolen. In dem Maße, wie Nationalstaaten an Bedeutung und Integrationskraft einbüßen, nimmt der Stellenwert der Städte zu.

Manche Methoden zur Erkundung, die de-Shalit beschreibt, kann auch jede Gemeinde einsetzen.

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Lazarus 2012

Gestern kam das Gespräch auf Nahtod-Erfahrungen. Menschen, die welche hatten, werden ja gern untersucht, befragt und herumgereicht, um davon zu erzählen. Ich selber bin eher Skeptiker, was die Aussagekraft solcher Berichte angeht. Meine Theorie ist, dass was immer da passiert ist und sich vermutlich ja auch fragmentarisch in der Erinnerung zeigt, nach dem Ereignis vom Bewusstsein des Betreffenden sortiert und interpretiert wurde, und zwar anhand von Kategorien und Vorstellungen, die schon längst da waren, zum Beispiel auch religiösen. Der überarbeitete „Clip“ überschreibt dann das ursprüngliche Erlebnis, weil wir eben nur interpretierte Erfahrungen behalten. Was „wirklich“ war, lässt sich nicht mehr ermitteln.

Würde Jesus Lazarus heute auferwecken, dann sähe sich dieser in den Wochen und Monaten danach nicht nur neugierigen Fragen seiner Nachbarn und Verwandten ausgesetzt, wie es denn „im Himmel“ gewesen sei. Er würde möglicherweise auch psychologischen Tests unterzogen; ein christlicher Verlag würde anklopfen, ob man ein Buchprojekt machen könne und anschließend eine Vortragstournee. Lokale Fernsehsender würden um ein Interview bitten und in den christlichen Medien müsste Lazarus, flankiert von Experten, sein Erlebnis schildern und analysieren lassen.

Wie anders dagegen die Geschichte in Johannes 11. Da sagt Jesus: „Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen“ (11,44). Das ist alles. Seine Erlebnisse darf er für sich behalten. Niemand versucht, die Decke zum Jenseits an einem Zipfel anzuheben und zu sehen, was drunter war. Ist doch interessant…

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Nicht vom Pferd fallen

Edward Schillebeeckx schreibt in „Menschen. die Geschichte von Gott“ als Fazit seiner Betrachtungen:

Die Kirche hat Zukunft in dem Maße, in dem sie allen Supranaturalismus und Dualismus fahren lässt: also, einerseits, Heil nicht auf ein bloß geistiges Reich oder eine nur himmlische Zukunft reduziert und sich, andererseits, nicht introvertiert auf sich selbst als Kirche konzentriert, sondern sich, nach außen gewandt, auf den anderen ausrichtet: auf Menschen in der Welt. Und dann nicht ausschließlich an die eigene, geschichtliche Selbsterhaltung als geistige Macht in der Welt denkt.

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Der vergessene Lottoschein

Nicht nur als mehr oder weniger witziger Sketch, sondern auch als mehr oder weniger abgedroschenes Predigtbeispiel ist mir früher immer wieder der Fall begegnet, dass man, um in einer Lotterie zu gewinnen, seinen Schein auch wirklich abgegeben und den Einsatz bezahlt haben muss. Nur dann kann auch die ersehnte Benachrichtigung über den Gewinn ins Haus flattern.

Wie so viele andere Dinge hat sich auch das im Internetzeitalter geändert. Nun werde ich jede Woche angeschrieben, weil ich in einer Lotterie irgendwo „gewonnen“ habe, bei der mitgespielt zu haben ich mich gar nicht erinnern kann. So ändern sich die Zeiten.

Was gleich bleibt: Bei jeder Lotterie gewinnt unterm Strich die Bank. Oder der Spammer.

Und neue Predigtbeispiele sind sowieso immer eine gute Idee.

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