Das SZ-Magazin geht mit dem peinlichen Jubel der Bayern-SPD über den CSUnami ins Gericht:
Es war wie in der Schule: Der Klassenprimus hat es verhauen und am lautesten jubeln gerade die, die ständig sitzen bleiben.
Das SZ-Magazin geht mit dem peinlichen Jubel der Bayern-SPD über den CSUnami ins Gericht:
Es war wie in der Schule: Der Klassenprimus hat es verhauen und am lautesten jubeln gerade die, die ständig sitzen bleiben.
Es geht weiter in The Great Emergence: Phyllis Tickle greift über Karen Armstrong auf den Gedanken der Achsenzeit von Karl Jaspers zurück. In der Kirchengeschichte und der Geschichte Europas markiert sie vier Abschnitte, die jeweils damit enden, dass eine neue Kirchen- und Glaubensgestalt sich als Antwort auf veränderte gesellschaftliche Verhältnisse bildet. Die alte Kirche bis zum Konzil Chalcedon (und der Trennung von den orientalischen Christen) bzw. dem Untergang Roms, die Mönchskirche des frühen Mittelalters seit Leo d. Gr.und Benedikt von Nursia bis zum großen Schisma 1054, die westliche Kirche bis zur Reformation (die sich seit dem Ende des 14. Jahrhunderts abzeichnet) und schließlich die Ära des Protestantismus.
Jedes Mal findet eine große Entrümpelung statt, in der die Frage nach Wahrheit und Autorität neu gestellt und nicht sofort beantwortet wird. In unseren Tagen geht die Vorherrschaft des Protestantismus zu Ende, der zusammen mit dem Kapitalismus, der Mittelschicht und den Nationalstaaten groß geworden war.
… es gibt einen guten Grund, warum so viele Kommentare über the great emergence (Anm.: ich lasse das unübersetzt) heute zuerst anmerken, dass sie charakterisiert und geprägt wurde von einem Bemühen um die Begrenzung oder gar der ausgesprochenen Ablehnung eines reinen Kapitalismus; vom Verlust der demographischen Basis des konservativen oder großkirchlichen Protestantismus; von der Erosion oder populärer Ablehnung der Werte der Mittelschicht und der Kernfamilie als konstituierenden Element der Gesellschaft; von der Verschiebung der ökonomischen Machtbasis weg vom Geld hin zur Information; und vom Abstieg des Nationalstaates und dem Aufkommen der Globalisierung. Natürlich ist das der Fall! Meine Güte, wir entrümpeln. Den Müll rauszubringen ist der erste Schritt zur Renovierung. (S. 52)
Die Zeit veröffentlicht eine Karte zur Häufigkeit von Fahrraddiebstählen in Deutschland. Erlangen fehlt unbegreiflicherweise auf der Liste. Dagegen erscheint Nürnberg, wo es da doch so gut wie keine Fahrräder gibt, aber die für die Auswahl festgelegten mehr als 200.000 Einwohner…
Das muss nachgebessert werden!
Die Zeit beschreibt die religiösen Aspekte der Bankenkrise unter dem Stichwort »Kapitalismus als Religion«:
Der Philosoph Walter Benjamin war überzeugt davon, der Kapitalismus weise eine vergleichbare Struktur auf wie die Religion und diene der Befriedigung derselben Sorgen, Qualen, Unruhen und Hoffnungen. Doch die kapitalistische Religion, schrieb Benjamin 1921, habe eine fundamentale Schwäche: Sie erlöst nicht, sie dient auch nicht der »Reform des Seins«, sondern verschuldet die Menschen untereinander. Benjamins Gedanken beschreiben die marktradikale Glaubenslehre immer noch treffend. Für diese Lehre ist der Markt der Allmächtige; er sieht alles und bestraft die Sünder. Nur wer Opfer bringt, Steuern senkt und dem Staat Ketten anlegt, stimmt das Kapital gnädig. Die Wall Street selbst, ihre »Jahrhundertkrise« (Alan Greenspan), hat die kapitalistische Religion entzaubert. Die unsichtbare Hand des Marktes ist unsichtbar, weil sie gar nicht existiert.
gefunden bei Heike:
Stuff happens. What do the world’s religions have to say about this vexing existential problem?
Taoism: Stuff happens. Who gives a stuff?
Hinduism: This stuff has happened before and will happen again.
Buddhism: The stuff that happens doesn’t really.
Zen: What is the sound of stuff happening?
Islam: The stuff that will happen will happen.
Judaism: Lord, why is this stuff happening to me?
Evangelicalism: Jesus, we praise you and just wanna ask why this stuff isn’t happening to someone else?
Catholicism: Stuff happens because you deserve it.
Open Theism: Stuff happens to God too.
Pentecostalism: Tuffs appensh.
Anglo-Catholicism: Verily, verily, stuff happeneth.
Atheism: Stuff happens. Then you die. No more stuff.
Rastafarianism: Let’s smoke the stuff.
Hare Krishna: „Stuff“ happens! „Stuff“ happens! „Stuff“ happens! „Stuff“ happens! . .
Jehovah’s Witnesses: Let us in and we’ll tell you why stuff happens.
Quakers: Quietly praise God for the blessings that stuff brings.
Calvinists: Stuff won’t happen to you if you work hard enough.
Christian Scientists: Agree that there is no stuff.
Televangelists: Stuff won’t happen to you if you send in your love offering.
for us Mennonites:
No matter what stuff happens, we will not resist, even if it kills us. Peace onto stuff.
Die längst erwartete Zeitenwende in Bayern: Die CSU hat die absolute Mehrheit mit großem Abstand verfehlt. Vielleicht ist ihr ausgerechnet der beispiellose Erfolg der letzten Landtagswahl mit zwei Dritteln der Mandate dabei zum Verhängnis geworden. Selbst ein treuer Anhänger der Christsozialen sagte heute morgen zu mir, die absolute Mehrheit tue Bayern nicht gut. Jetzt wird analysiert und diskutiert werden. Ich empfehle fürs erste diesen Kommentar der SZ.
Im kleineren Nachbarland haben heute die Rechten gut 30% der Wähler für sich gewonnen. Gar keine gute Nachricht…
Sich selbst demontiert inzwischen auch Sarah Palin in einem CBS-Interview, hoffentlich noch rechtzeitig vor der Wahl in den USA.
Paul Newman ist tot. Ich hoffe, dass der Clou und vor allem die Farbe des Geldes aus diesem Anlass wieder mal im Fernsehen laufen.
Aber er war nicht nur ein großartiger Schauspieler, sondern hat über seine Firma Newman’s Own über 250 Millionen Dollar erwirtschaftet – für soziale Zwecke, vor allem für Kinder mit lebensbedrohlichen Krankheiten.
Seit vorgestern habe ich Phyllis Tickles The Great Emergence: How Christianity Is Changing and Why vor mir liegen und lese mich allmählich hinein. Besonders spannend in einer Zeit der vielfältigsten Abgesänge auf den als zu kontrovers und missverständlich erachteten Begriff Emerging Church. Tickles These ist, dass sich ein grundlegender ekklesiologischer Gestaltwechsel vollzieht, der wie in früheren Zeiten drei Aspekte hat:
Das macht doch neugierig!
Im charismatischen Lager ist „Liturgie“ lange ein böses Wort gewesen. Die Implikation war, dass hier der Geist in Formeln gepresst wird und Erstarrung und Unmündigkeit die Folgen sind. Inzwischen ist klar, dass man auch im charismatisch-freien Stil gepflegt erstarren und unmündig werden kann. Wie konnte es dazu kommen, bei all den guten Vorsätzen und hohen Erwartungen?
Das spätcharismatische Gottesdienstmodell (Lobpreis – Predigt – ggf. Segnung) predigt, wie auch die evangelikale Spiritualität aus Gebet und Bibellese, zwei Dinge: Es ist normal, Gott zu loben und es ist normal, in irgendeiner vermittelten Form auf ihn zu hören, sei es durch eine(n) Prediger(in) oder prophetische Beiträge. Textlich und musikalisch konnte dies auf recht unterschiedlichen Niveau stattfinden. Nicht normal dagegen sind Elemente wie Klage, Fürbitte, Schweigen. In Hauskreisen wird dieser Zweischritt noch um den persönlichen Austausch erweitert und das Gebet für einander. Nicht „normal“ im Sinne einer selbstverständlichen regelmäßigen Praxis bleibt auch hier das aktive Zugehen auf andere Menschen, um ihnen Gottes Liebe in Wort und Tat näherzubringen. Das ist die Kür. Und sie findet deshalb nicht statt, weil wir uns nicht dazu verabreden, sondern es jedem einzelnen überlassen. Und dann komme ich vor lauter Stress eben nicht mehr dazu, weil ich nicht zu den drei Prozent Naturtalenten gehören, die gar nicht anders können. Ich fühle mich verständlicherweise unsicher und ungeübt.
Es gab etliche Ansätze für „Lobpreistheorien“, die populärste davon folgte der Analogie des jüdischen Tempels: Vorhof, Heiligtum, Allerheiligstes. Sprich: Man holt die Leute mit ein paar flotten, fröhlichen Liedern ab und geleitet sie dann in eine zunehmend intime Begegnung mit Gott. Das wurde oft mit dem Begriff „Anbetung“ (langes „e“ und Betonung auf der zweiten Silbe) beschrieben. In der liturgischen Umsetzung hatten hier Liebeslieder mit einfachen Text ihren Ort, der sich mit geschlossenen Augen und vielen Wiederholungen singen lässt.
So weit, so gut. Die Probleme dieses Ansatzes sind: Wenn man erstens das Ziel der außergewöhnlichen Intimität „verfehlt“, entsteht eine gewisse Frustration. Zweitens befindet man sich nach dem emotional-spirituellen Gipfelerlebnis, wenn es denn eintritt, im weiteren Verlauf eines Gottesdienstes schon wieder auf dem Abstieg. Es sei denn, ein Prediger schafft es, mit wesentlich beschränkteren Mitteln als die Lobpreis-Crew, noch einmal geistliche Gänsehaut zu erzeugen. Nun bin ich durchaus zu haben für den Gedanken, Gottes Gegenwart zweckfrei zu genießen. Ich bestreite aber, dass dies der einzige „Zweck“ (da ist er schon wieder…) eines Gottesdienstes ist. Ich denke, es ist nicht einmal der Hauptzweck, bestimmte Erlebnisse zu vermitteln. Vielmehr geht es darum, dass wir uns an Gottes große Taten erinnern und einander auf dem alltäglichen Weg der Nachfolge bestärken: Wir nehmen die große Geschichte in den Blick, finden unseren Platz in ihr und bekräftigen das.
Dazu wäre es immens hilfreich, wenn unsere Gottesdienste regelmäßig – statt dem Weg ins „Allerheiligste“ – den gesamten Bogen der Heilsgeschichte (und damit – das ist der Punkt – der missio dei ) abschreiten würde, dessen Horizont die Erneuerung der Welt ist, nicht nur die Rettung und Heil(ig)ung einzelner. Der Akzent darf dabei durchaus wandern (das wäre der Sinn des Kirchenjahres), und die Methoden dürfen vielfältig sein. Verschiedene Leute werden an verschiedenen Stellen tiefer berührt werden und an anderen weniger. Nur ist das Liedgut aus dem Lobpreis-Repertoire dafür bestenfalls bedingt geeignet, wie wir an Weihnachten und Ostern immer wieder feststellen, wenn uns die Songs ausgehen oder über stereotype Formeln nicht hinauskommen. Aber es gibt hoffnungsvolle Ansätze, das zu ändern.
Es geht nicht um einen Gott der statischen Gegenwart (das suggeriert der Tempel – so richtig es auch ist, dass wir Gott immer nur in unserer Gegenwart begegnen können), sondern um Gott, der sich aufgemacht hat und der in jedem Moment unserer Gegenwart kommt, um uns und diese Welt auf seine Zukunft vorzubereiten. Insofern ist jeder Gottesdienst ein Stück Advent – unabhängig davon, ob wir das nun akut gespürt haben oder nicht. Wir müssen uns von der Überforderung befreien, zu viel erleben und empfinden zu müssen. Sie ist der Tod der meisten geistlichen Übungen. Die leben davon, dass wir bestimmte Dinge in festen Rhythmen tun und nicht ständig fragen, was es nun gebracht hat (und sie gegebenenfalls dann bleiben lassen). Das wäre dann wirklich zweckfrei, weil es uns von der Fixierung auf unsere eigenen Erwartungen und Bedürfnisse, unseren persönlichen Zwecken, befreit.
Wie also könnte ein Gottesdienst ablaufen, der den Bogen der missio dei aufspannt und uns in Gottes Zweck und Absichten einbettet und die deutlich macht, dass der entscheidende Gottesdienst sich im Alltag abspielt?
Vor lauter Börsengecrashe (schönes Unwort…) droht diese Meldung fast unterzugehen, sie überrascht ja auch leider nicht besonders: Der Ausstoß von Treibhausgasen steigt weiter an und nun löst sich auch noch Methan aus dem Boden des arktischen Ozeans – keine gute Woche für das globale Klima und ein Grund, die Wahlalternativen am kommenden Sonntag noch einmal aus dieser Perspektive unter die Lupe zu nehmen.
Es war eine sehr gute Diskussion gestern nachmittag auf der Mitgliederversammlung des Gnadauer Verbandes zum Thema Emerging Church. Heinzpeter Hempelmann hatte mich schon letztes Jahr in Greifswald mit seiner Nietzsche-Interpretation begeistert, und auch diesmal wartete er mit präzisen Beobachtungen und treffenden Schlussfolgerungen auf. Ich denke, dieses Gespräch wird fruchtbare Fortsetzungen finden.
Meine Präsentation findet Ihr hier:
Nachtrag: Ein Mitschnitt existiert, so weit ich weiß, leider nicht. Inzwischen ist die Idea-Meldung online und hat erwartungsgemäß Kommentare der eher pathologisch-rechtgläubigen Sorte bekommen. Hut ab also vor dem Mut der Verantwortlichen im Gnadauer Verband, so offen in das Gespräch zu gehen!
sagte jemand aus dem Team heute morgen vor dem lange geplanten Open Air Gottesdienst. Und es war spannend, denn das Wetter stand auf der Kippe. Am Ende lief alles gut und der Regen setzte erst wieder ein, als er in die Liturige passte. Der Schlusssegen lautete nämlich
Mögen die Regentropfen sanft auf dein Haupt fallen;
Möge der weiche Wind deinen Geist beleben;
Möge der sanfte Sonnenschein dein Herz erleuchten;
Mögen die Lasten des Tages leicht auf dir liegen;
Und möge unser Gott dich einhüllen in den Mantel seiner Liebe
Und just in diesem Moment kam alles zusammen: Ein paar Regentropfen, ein Windhauch an einem ansonsten stillen Morgen und ein warmer Sonnenstrahl. Als wollte Gott damit sagen, dass auch der Mantel seiner Liebe, der ja sinnlich nicht so unmittelbar wahrnehmbar ist, uns umschließt. Wir sind gesegnet nach Hause gegangen.
Anständige Bayern wählen die CSU, war vor kurzem noch zu hören. Wenn das so ist, dann droht Bayern inzwischen unanständig zu werden. Die CSU wird aktuell auf 47% der Stimmen geschätzt. Nun wird man womöglich überlegen müssen, wie man den Begriff Koalition ins Bayerische übersetzt…
Die Welt interviewt Notker Wolf im Blick auf die umstrittene Anti-Islamisierungskonferenz in Köln. Der Abtprimas der Benediktiner hat da ganz andere Ansichten als die Organisatoren:
Was ich am Islam schätze, ist, dass die Menschen ihren Glauben zumindest ernst nehmen. Vielleicht hat ihn uns Gott ja auch deshalb geschickt – gewissermaßen als Provokation, um unseren verwalteten Glauben, der ja keine Katze hinter’m Ofen vorlockt, wieder lebendig werden zu lassen.
… Wir halten den interreligiösen Dialog immer für eine Sache des Intellekts. Dabei ist das eine existenzielle Sache des Miteinander-Auskommens und des Miteinanderredenkönnens. Erst wenn die Menschen unterschiedlichen Glaubens an der Basis anfangen mit einander zu leben, wird sich etwas bewegen. Es nützt überhaupt nicht, wenn Theologen diesen Dialog führen, der doch aber an den Menschen völlig vorbeigeht.