Progressive Hermeneutik

Wie etliche andere habe ich das Hermeneutics Quiz ausgefüllt, auch wenn mir die Entscheidung nicht immer leicht gefallen ist, weil Nuancen den Ausschlag geben: Mein Score beträgt 79 und ich bin damit in der Kategorie “progressive” gelandet. Da fühle ich mich ganz wohl, auch mit der Beschreibung dieser Position:

… the progressive tends to see the Bible as historically shaped and culturally conditioned, and yet most still consider it the Word of God for today. Following a progressive hermeneutic, for the Word to speak in our day, one must interpret what the Bible said in its day and discern its pattern for revelation in order to apply it to our world.

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pragmatisches Utopia

Ich sitze im Zug, vor mir das Magazin “mobil” der Bahn mit einem Artikel über die Gründerin von Utopia.de, einem Webportal für nachhaltiges Leben und strategischen Konsum. Das pragmatische Motto lautet: “wir fangen dann schon mal an”.

Ich finde den Spruch gut. Wenn Gottes Reich kommt, wenn wir darum beten und drauf hoffen, dass er seine Welt heilt und neu macht, dann fangen wir heute schon mal an: Versöhnung zu schaffen, Schäden aller Art zu heilen, so weit es in unserer Macht steht, neue Gewohnheiten einzuüben – und das alles als Teil einer Community, die auch ohne Internet immer online ist…

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Kein Kindergeburtstag mehr

Unsere “Große” ist letzte Woche volljährig geworden. Ein denkwürdiger Tag mit Post vom OB (Erstwähler…) und vielen neuen Freiheiten, zumindest auf dem Papier. Erleichternd ist das Gefühl, dass die Beziehungen sich nicht so schlagartig ändern wie die Rechtslage.

Im tiefsten Inneren finde ich es schön, eine erwachsene Tochter zu haben, die ihren Weg geht. Man arbeitet als Eltern ja zumindest theoretisch darauf hin, Fürsorge und Autorität immer mehr durch Freundschaft und Vertrauen (das hoffentlich immer da war, nun aber beiderseits und irgendwie eben auf Augenhöhe funktionieren muss) zu ersetzen. Wenn dann aber der Stichtag kommt – und irgendwie kommt er dann doch plötzlich – kriegt man doch einen kleinen Kloß im Hals. Gehört wohl einfach dazu…

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Alle wollen Schwarz-Grün

Das wäre ja wirklich mal was Neues. Ich bin auch dafür: Es würde beiden Parteien mal zumuten, die üblichen Fronten und Grabenkriege radikal in Frage zu stellen.

Vielleicht entsteht dabei ja auch wieder ein kreativer Spielraum für Politik jenseits der ausgetretenen Pfade? Und eine rot-rote Opposition stelle ich mir auch interessant vor, die muss sich auch Neues einfallen lassen, um die Regierungskoalition zu spalten.

Ganz nebenbei war es der Tag der Unentschieden – in der Bundesliga wie bei der Wahl.

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Göttliches Improtheater

Das Thema hat mich am vergangenen Sonntag beschäftigt: Wie muss man sich Gottes Plan vorstellen? Der alte Slogan “Gott hat einen wunderbaren Plan für Dein (!) Leben” kann ja auch zu schweren Missverständnissen führen.

Auch hier sind es hilfreiche oder problematische Metaphern, die uns zum Stichwort “Plan” einfangen. Manche denken an einen Gratwanderung, die bei einem einzigen Fehltritt zum Absturz führt. Kein schöner Gedanke. Andere denken vielleicht eher an einen Reiseplan mit Zug- und Flugverbindungen. Aber wenn man einen Anschluss verpasst, wird es teuer, oder man erreicht sein Ziel womöglich nicht mehr in diesem Leben.

Wenn man sich das alles zu detailliert und zu individuell vorstellt wird es komplett verrückt. Wenn nämlich nur einer von uns den “falschen” Partner heiratet, müssen zwei andere Menschen umdisponieren auf Plan B, das wiederum führt dazu, dass nochmal zwei Leute ohne den Idealpartner dastehen und so setzt sich der Dominoeffekt dann fort. Und die Kinder, die geplant waren, gibt es in dieser Form dann gar nicht. Es sei denn, man setzt voraus, dass so oder so Gottes Wille geschieht (und dann ist eh alles egal).

Um also nicht bei solchem Nonsens zu landen, denke ich lieber an Improtheater. Es gibt ein großes Stück, in dem wir alle eine Rolle bekommen haben. Die Hauptrolle spielt Jesus und er hat uns die grobe Richtung angegeben. Ab und zu bekommt nun der eine oder andere (wie bei “Schillerstraße”) vom Heiligen Geist etwas eingeflüstert, und das muss er dann mit Mut zum Risiko umsetzen. Andere Akteure im Ensemble reagieren darauf und versuchen, den Richtungswechsel einer Person im Rahmen des Gesamtdramas zu interpretieren und gute Mitspieler zu sein.

Gottes Plan lässt eine Menge offen. Er räumt uns die Freiheit ein, Gottes Mitspieler zu werden. Und wir können um so beherzter improvisieren, weil wir wissen, dass das Stück gut ausgeht. Bis dahin aber wird es immer wieder mal so richtig spannend…

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seltsame Wertehierarchien

Gestern las ich von einer psychologischen Studie über Geldgier. Als man Testpersonen befragte, ob sie lieber 100.000 Euro verdienen wollen, wenn alle anderen 50.000 haben, oder aber 200.000, wenn die anderen 300.000 bekommen, entschieden sich die meisten für die in absoluten Zahlen niedrigere, aber relativ gesehen eben die “höhere” Summe.

Beim Geld geht es also vor allem darum, mehr zu haben als die anderen. Egal, ab es nun an sich schon viel ist. Anders sah die Sache beim Urlaub aus. Da entschieden sich die Leute für den Job mit absolut gesehen mehr Urlaubstagen. Freizeit ist kein Statussymbol, um das man konkurriert. Das erklärt eine Menge darüber, wie wir ticken (oder zumindest, in welcher Richtung die großen Versuchungen liegen).

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Liebling, wir müssen heute noch…

Wie kommt man als Christ international in die Schlagzeilen? Die Nachrichten von Heute zitieren Paul Wirth von der Relevant Church in Tampa/USA mit der Aufforderung oder vielleicht besser Anregung, seine Schäfchen sollten tägliche Schäferstündchen einlegen, um Ehefrust zu besiegen und den Trend zu immer mehr Trennungen zu stoppen.

Die Meldung bezieht sich wohl auf die “30 days Sex Challenge”. Die Aktion ist also befristet, und ob sie in die Fastenzeit passt, ist bestimmt Ansichtssache. Trotzdem klingt es etwas nach Leistungssport. Die Idee könnte aber auch von Mark Driscoll sein, oder? Das dazugehörige Handbuch enthält einen Kalender für beide Partner (und für Singles), jeden Tag gibt es einen Bibelvers und eine Frage, die Gedanken über die jeweiligen Bedürfnisse anregt.

Unlängst meldete sich in gleicher Angelegenheit, jedoch aus ganz anderen Motiven der britische NHS zu Wort. Und die SZ berichtete unter Berufung auf die Uniklinik Hamburg, bei Männern über 40 sei der Stress so groß, dass die Lust am Sex fast völlig auf der Strecke bleibt. Aber die Zielgruppe von Relevant liegt altersmäßig noch darunter, also stehen die Chancen besser.

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Zufallsbuch

Nun hat es mich via DoSi auch getroffen. Hasos Vorgabe war

für diesen Post hast du
1. das nächste Buch in deiner Nähe mit mindestens 123 Seiten geschnappt,
2. es auf Seite 123 aufgeschlagen,
3. den fünften Satz auf der Seite gesucht,
4. die nächsten drei Sätze gepostet.

Also gibt es nun ein Schnipselchen aus Plutarch, Lebensbeschreibungen, über die Ehe in Sparta:

Jener erwiderte: “Wenn aber nun einer sich fände?” – “Da muss er”, sagte Geradas, “einen Stier zur Strafe geben, der so groß ist, dass er mit seinem Kopfe über den Taygetos hinwegreicht und aus dem Eurotas trinken kann.” Als nun der Fremde voller Verwunderung ausrief: “Wo ist in aller Welt ein so großer Stier zu finden?” da versetzte Geradas lachend: “Und wo ist in Sparta ein Ehebrecher zu finden?”

Und da sind die drei (großzügig definierten) Sätze auch schon vorbei. Leider habe ich keine Übersicht, wer schon dran war, und verzichte aufs Weiterwerfen.

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Gesellschaft mit beschränkter Bodenhaftung

Die SZ beleuchtet das Leben der Superreichen, die völlig losgelöst vom Rest der Welt zu existieren scheint. Und fragt, wie das geschehen konnte. Eine Schlussfolgerung ist diese:

In den neunziger Jahren lautete das Mantra des Erfolges: “Think outside the box”. Nur wer es schaffte, außerhalb der etablierten Strukturen zu denken, wer die gängigen Regeln und Grenzen ignorierte, missachtete, überlistete, der konnte auch vom Informatikstudenten zum Milliardär, vom BWL-Praktikanten zum Konzernchef aufsteigen. Wer aber sein Leben nach der rebellischen Maxime ausgerichtet hat, Regeln zu missachten und dafür so reich belohnt wurde – warum soll er sich noch an Gesetze halten?

Bei aller berechtigten und nötigen Betonung von Kreativität und Querdenkertum finde ich es gut, dass die meisten Leute in der emerging conversation sich eine gute Bodenhaftung bewahrt haben. Ist vielleicht auch einfacher, weil man damit weder reich noch mächtig wird.

Trotzdem bleiben immer noch Sätze in dem Artikel, die nachdenklich machen. Etwa in der Diskussion um führerlose Organisationen:

… letztlich haben laterale Strukturen und laterales Denken nicht nur schwerfällige Hierarchien eliminiert, sondern eben auch das Gefühl der Verantwortung.

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Wahre Tapferkeit

Ich weiß, dass ich Fan des meistgehassten Klubs Deutschlands bin. Aber hey, viel Feind, viel Ehr! Es prallt an mir ab, dieses Gelaber über die reichen Schnösel-Bayern, die den anderen die besten Spieler wegkaufen. Oder die Behauptung, dass Bayern-Fans nicht leidensfähig sind, weil sie nie einen Abstieg ihrer Mannschaft erleben mussten, denn wer so etwas sagt, wird nie die Dimension des 26. Mai 1999 begreifen.

Letzten Endes sind all diese Animositäten eh nur durch Neid motiviert. Wer ehrlich ist, wird sagen, dass der FC Bayern nicht als wohlhabender und erfolgreicher Verein auf die Welt gekommen ist. Sie mussten erst in die Bundesliga aufsteigen und haben sich alles, was danach kam, rechtschaffen und intelligent erarbeitet. Seit Jahren ist der FCB nahezu im Alleingang dafür verantwortlich, dass Deutschland in der UEFA-Fünfjahreswertung noch vor Rumänien und Portugal ist. Wahrscheinlich würde es auch den FC St. Pauli nicht mehr geben, wenn nicht ausgerechnet der Klassenfeind ein Benefiz-Spiel bestritten hätte, das 270.000 Euro in die leeren Kassen spülte.

Markus Kavka in der Zeit

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Schurkenstaat Liechtenstein?

Nach allem, was man schon immer wusste, nun aber offenbar belegen kann, ist der Zwergstaat tief verstrickt in betrügerische Geschäfte. Sein Rechts- und Bankensystem begünstigen ja offenbar nicht gerade zufällig, dass dort im Moment so die Post abgeht.

Wie wäre denn ein radikaler Wirtschaftsboykott der EU gegen das Fürstentum, und zwar so lange bis die Regeln geändert sind? Vermutlich wird der nie kommen, weil ein paar EU-Länder und natürlich die Schweiz auch an großzügigen Bankgeheimnissen verdienen und weil zu viele der Entscheidungsträger in unseren werdenden Bananenrepubliken – oder ihre Parteien – dort selbst Konten unterhalten.

Aber ab und zu sickert eben doch was durch…

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Das Valentinsdilemma

Ich dachte immer, Martina fände es langweilig, am Valentinstag Blumen zu bekommen. Es ist ja nicht gerade die totale Überraschung. Letztes Jahr wurde ich dann eines besseren belehrt und wollte dieses Jahr als gelehriger Ehemann auf Zack sein, so dass weitere Erinnerungen überflüssig würden.

Gestern sitzen wir dann beim Kaffee mit einem der Kinder, das mich dann (in Martinas Gegenwart!) an meine Pflichten erinnerte, die ich womöglich vergessen hätte. Und daran, dass so etwas ja gar nicht geht, am Valentinstag zu kneifen. Super – so war auch noch das letzte Quäntchen Überraschung im Eimer.

Dscf1660

Ich werde jetzt wohl trotzdem Blumen kaufen gehen. Mit etwas weniger Begeisterung, weil ich natürlich dazu sagen könnte, dass ich es ohne die Erinnerung auch gemacht hätte, aber das ist dann einfach nur noch doof. Pralinen wurden mir von mitfühlenden Mitarbeiterinnen empfohlen, aber da haben wir noch eine angefangene Schachtel zuhause. Parfum?

Heute morgen lese ich in der SZ noch über die üblen Bedingungen, unter denen die Blumen in fernen Ländern produziert werden, die heute massenweise über den Ladentisch gehen werden. Hungerlöhne für Frauen, die in Giftwolken ihrer Arbeit nachgehen. Meine florale Euphorie sinkt weiter: O du lieber Valentin, alles ist hin…

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Zu spät, und viel zu wenig Einsicht…

Schnell klicken, bevor es kostenpflichtig wird: Spiegel Online berichtet vom Chef der Geheimpolizei der roten Khmer. Der Mann heißt Duch und steht nur wegen Mord in 17.000 Fällen vor Gericht. Wie die meisten KZ-Aufseher und Mauerschützen, sieht auch er sich als Opfer und Befehlsempfänger, der im Grunde gar keine Wahl hatte. Sogar seinen Cousin ließ er unschuldig hinrichten.

All das wäre nicht so interessant, wenn da nicht auch stünde, der Mann sei untergetaucht und zum Christentum übergetreten – weil er darin eine Macht sah, die den Kommunismus überwinden konnte. Wenn das einen aufrichtigen Wandel der eigenen Überzeugungen bewirkt hätte, dann wäre etwas mehr Schuld- und Verantwortungsbewusstsein hier zu erwarten gewesen. Aber so, wie sich der Bericht liest, hat der neue Glaube dazu nicht mehr gereicht. Deprimierend!

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Randnotizen beim Festakt

Vorgestern war ich zur Einführung unseres neuen Dekans in der proppenvollen Neustädter Kirche. Die wesentlichen Dinge zur Person standen ja schon alle in der Zeitung. Ich hatte eher das Gefühl, dass der “Neue” es sorgfältig vermied, in mit seiner Predigt über den Perikopentext große programmatische Hoffnungen oder Befürchtungen (in der Regel ist es ja immer beides) zu wecken oder sich theologisch und persönlich gleich nach irgendeiner Richtung aus dem Fenster zu lehnen. Aber vielleicht habe ich nur nicht genau genug hingehört und zwischen den Zeilen gelesen…

Also blieben meine Gedanken an den Kleinigkeiten des aufwändig gestalteten Gottesdienstes hängen. Zum Beispiel, dass mich Anfang und Ende unwillkürlich an die Reise der Pinguine erinnerten. Es hätte nur noch einer der Pfarrer im Zug ein Kind auf seinen beiden Füßen unter dem Saum des Talars balancieren müssen. 🙂

Oder dem Introitus, der aus Römer 1,16 zitierte, das Evangelium ist eine Kraft, “die selig macht”. Ein schöner Beleg dafür, dass Lutherdeutsch ein halbes Jahrtausend später nur noch für die Leute einen Sinn ergibt, die damit groß geworden sind. Alle anderen denken an Sprüche wie “Wer’s glaubt wird selig” und assoziieren damit Schönfärberei und Betrug. Oder sie stellen sich jemand mit einem verträumt-verklärten Lächeln auf dem Gesicht vor, der seiner unmittelbaren Wirklichkeit ein Stückchen entrückt ist. Dass es um eine dramatische Rettung geht (um mal die ebenfalls schwierige Übersetzungsalternative “Heil” beiseite zu lassen), darauf kommt man nicht ohne Weiteres.

Ähnlich falsche Assoziationen weckt für mein Empfinden der Begriff “Himmelreich”, der kam auch vor in einem der Choräle. Die Liste ließe sich jetzt mühelos erweitern. Das Ganze ist nun auch gar keine Kritik an diesem Gottesdienst. Ich frage mich nur, wie viel Insider-Code sich die Kirche – jede Kirche – leisten kann und vielleicht auch muss, und wo dieser Code nicht mal mehr für die Insider mehr verständlich ist, ganz zu schweigen von Menschen, die keine kirchliche Sozialisation mitbringen. Heute würde Luther vermutlich anders übersetzen.

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Risiko Kapital

Ich sehe, wie das Geld viele Menschen hart macht. So will ich nicht werden. Geld gefährdet die innere Freiheit. Eigentlich könnten Menschen mit viel Geld sorglos und frei sein. Aber oft kreisen gerade reiche Leute mit ihren Gedanken immer nur ums Geld. Es gibt Reiche, die glücklich sind, natürlich. Aber das sind die, die innerlich frei von diesem Reichtum sind.

Anselm Grün im SZ-Interview

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