Dank der Vermittlung von Michael Schalles und der Hilfe von Martin Simon habe ich nun einige Sätze von Karl Barth auf Deutsch, die ich bislang nur in der englischen Übersetzung auf Faith & Theology kannte. Es geht um das Thema „Krankheit“. Barth spricht hier zwar nicht explizit von Heilung, aber seine Gedanken können einem verantwortlichen Gebet um Heilung sicher als Orientierung dienen. Denn, so Barth unten, schon das Verlangen nach und Bemühen um Heilung ist gesund. Es überlässt den Kranken nicht sich selbst und der Resignation, und das ist noch wichtiger als der „Erfolg“ an sich:
Krankheit unter diesem Aspekt ist wie der Tod selbst reine Unnatur und Unordnung, ein Moment des Aufstandes des Chaos gegen Gottes Schöpfung, ein Werk und eine Kundgebung des Teufels und der Dämonen. Sie ist Gott gegenüber freilich so gebunden und abhängig wie die von ihm gut geschaffene Kreatur, ja ihm gegenüber doppelt ohnmächtig, weil sie wie die Sünde, wie der Tod weder gut, noch überhaupt von Gott gewollt und geschaffen, sondern nur als ein Element des von ihm Verneinten, seines Reiches zur Linken, nur in ihrer Nichtigkeit wirklich, wirksam, gewaltig, gefährlich ist. Sie muß aber nach Gottes Willen und unter Gottes Regierung dem von ihm abgefallenen, dem zu seinem Feind gewordenen Menschen gefährlich – eben als Vorform und Vorbote des Todes als des Vollstreckers des abschließenden Urteils Gottes über ihn – gefährlich werden. (KD III,4 §55 S.417, Zollikon-Zürich 1951)
(…) Jene Erwägung übersieht ferner, daß das den Menschen in Gestalt der Krankheit bedrängende Todesreich, obwohl und indem ihm von Gott Macht gelassen wird, obwohl und indem es ihm als Instrument seines gerechten Gerichtes dient, seinem guten Willen als Schöpfer entgegengesetzt, daß es nur unter seinem mächtigen Nein Existenz und Gewalt hat. Ihm gegenüber zu kapitulieren, ihm seinen Lauf zu lassen, kann niemals Gehorsam, kann immer nur Ungehorsam gegen Gott sein. Was der Mensch in diesem ganzen Reich zur Linken und so auch der Krankheit gegenüber in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes werden soll, kann immer nur der Widerstand bis aufs Letzte sein. (KD III,4 §55 S.418)
(…) Wer jenen Streit im Gehorsam aufnimmt, der ist eben damit schon gesund, und will nichts Vergebliches, wenn er in jeder Hinsicht gesund bleiben und wieder werden will. (KD III,4 §55 S.420)
Wo einer krank ist, da ist es in Wahrheit die ganze Gesellschaft in allen ihren Gliedern. Gerade im Kampf gegen die Krankheit wird nicht Absonderung, sondern nur Gemeinschaft das letzte menschliche Wort sein können. (KD III,4 §55 S.413)
Sehr interessanter Impuls. Danke dafür.