Glaubensverwirrung?

Ich hatte hier vor ein paar Tagen schon ein Zitat von Johann Baptist Metz, hier noch ein Abschnitt, der mir in den letzten Tagen nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte, zur Frage, ob das kirchliche Leben zur bürgerlichen Religion geworden ist:

Ich möchte die Befürchtung ausdrücken (wiederum nicht denunziatorisch, sondern verunsichert und mit Trauer): Diese Umkehr der Herzen findet nicht statt – zumindest nicht in der Form, in der man sie öffentlich bekennt. Die Krise (oder die Krankheit) des kirchlichen Lebens besteht nämlich nicht nur darin, dass diese Umkehr nicht oder zu wenig stattfindet, sondern dass das Ausbleiben der Umkehr der Herzen unter dem Schein eines nur geglaubten Glaubens auch noch verschleiert wird. Kehren wir Christen in diesem Lande um, oder glauben wir lediglich an die Umkehr und bleiben unter dem Deckmantel der geglaubten Umkehr die alten? Folgen wir nach, oder glauben wir nur an die Nachfolge und gehen dann unter dem Deckmantel der nur geglaubten Nachfolge die alten, immer gleichen Wege? Lieben wir, oder glauben wir an die Liebe und bleiben unter dem Deckmantel der geglaubten Liebe die alten Egoisten und Konformisten? Leiden wir mit oder glauben wir nur an das Mitleiden und bleiben unter dem Deckmantel der geglaubten „Sympathie“ allemal die Apathischen?

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6 Antworten auf „Glaubensverwirrung?“

  1. Wortwörtlich bis da hab ich auch schon gelesen, beim ersten Aufschlagen als das Buch angekommen ist. Jetzt les ich erstmal alle anderen Bücher fertig damit ich das dann in Ruhe lesen kann…

  2. Das hat aber J.B. Metz gut erfasst! Ja,leider stelle ich das vielfach fest.
    Wenn das Reich Gottes nicht mit äußeren Gebärden kommt, wie Jesus sagt, dann ist es im Innern zu finden. Dann ist der Mensch nach Innen gerichtet, nimmt sich und Gott innerlich wahr, wird so verwandelt, hat so Erkenntnisse. Sieht den neuen Menschen wachsen, ist begeistert…
    Die meisten Christen aber schauen nach Außen, politisieren, debattieren, sehen, was die anderen machen, wollen und „müssen“ (wenn sie nicht rausgeschmissen werden wollen) mit den anderen Christen konform gehen. Haben keine Erkenntnis,Wissen nichts von Spiritualität, etc. – Kurz, alles ist oberflächlich…Leere Worthülsen, leeres Getue. Es gibt auch Ausnahmen, gewiß. Aber es geht hier um die große christliche „Geschäftlichkeit“.

  3. @ Jubel: Ich habe Metz nicht gelesen, aber dass die Konsequenz aus der „Umkehr der Herzen“ zwangsweise etwas Innerliches ist, sehe ich nicht. Metz nennt als Beispiele Liebe und Nachfolge – recht handfeste Dinge, die ohne öffentliche (und damit auch politische) Wirksamkeit nichts bedeuten.

  4. @ Johannes
    Liebe und Nachfolge beziehen sich auf Jesus. Er ist die Lösung aller menschlichen Probleme, da er die Wurzel dieser (den Tod) überwunden hat. Also leben die Christen in der herrlichen Freiheit von jeglicher Furcht. Sie sind Erlöste. Das ist die Botschaft, die Christen weitergeben, weil es keine andere Lösung der Lebensfragen gibt. Sie sind also Menschen ohne Probleme, ohne Stress, die Glücklichen.
    Natürlich wirkt aber die alte Natur nach, da sie uns in Fleisch und Blut übergegangen ist. So ist das erstgenannte am Anfang mehr ein Ideal als Wirklichkeit. Aber dieses „Ideal“ so Fleisch und Blut werden, wie jetzt noch Sorgen und Angst Fleisch und Blut sind.
    Ein Christ ist nicht mit soetwas Äußerlichem wie Politik beschäftigt. Dergleichen Beschäftigung erhofften sich ja die Juden von Jesus. er aber sagte:“Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Und verjagte die Römer nicht…
    Natürlich hat christliches Leben Auswirkungen auf alle Bereiche des Lebens. Aber das ist nicht die Hauptsache.
    Viele Christen scheint mir sind so sehr in Nebensachen verstrickt, dass miir die Hauptsache zu kurz kommt.

  5. @ Jubel: Johannes wollte sagen (und hat damit Recht), dass für Metz Deine Unterscheidung innerlich/äußerlich keine Rolle spielt oder eher noch hinderlich ist. Anders gesagt: Du liest da m.E. etwas in diese Sätze hinein, was der ursprünglichen Aussage widerspricht. Und wer Metz ein bißchen kennt, weiß auch, dass er an Politik sehr interessiert ist – wie Jesus im übrigen auch, der ständig irgendwelche heißen Eisen der Politik (Armut, Gewalt, Benachteiligung) ansprach (und aus politischen Gründen hingerichtet wurde). Warum sonst sollte Gerechtigkeit so ein zentraler Begriff in der Bibel sein? Ich denke nicht, dass man das so spiritualisieren darf, wie es bei Dir hier klingt…

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